laut.de-Kritik

Solider Power Metal versus gekünstelte Growls.

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Drei Jahrzehnte, 21 Alben: Nicht viele heimische Bands können auf eine so konstant erfolgreiche Karriere verweisen wie das Power Metal Trio aus Herne. Natürlich gab es auch mal Phasen, in denen nicht jeder zweite Metal-Hahn nach dem virtuosen High Speed-Treiben des westfälischen Dreiers krähte, aber davon ließen sich die Mannen um Shouter Peavy Wagner nicht beirren, sondern zogen einfach ihren Stiefel durch.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich die Band in den Jahren - trotz diverser Besetzungswechsel - nicht in ihre Einzelteile aufgelöst hat, sondern heuer stattdessen zum 21sten Schlag ausholt. Dabei verzichten die Verantwortlichen dieser Tage auf das mittlerweile fast schon zur Familie zählende orchestrale Element und huldigen statt dessen der klassischen Instrumentierung.

Demzufolge erhöht sich auf "21" der Härtegrad um einiges. Gleich auf dem Titeltrack powern die drei Stahl-Gladiatoren los, als ginge es um ihr Leben, und bieten klassische Rage-Kost auf oberstem Niveau.
Galoppierende Doublebass-Attacken werden mit schnittigen Gitarren belegt, während Sänger Peavey versucht, sich seine Gesangs-Grenzen neu zu stecken. Das funktioniert auch noch beim folgenden "Forever Dead" ganz ordentlich, auch wenn seine Belegschaft dem Guten mit rasant vorgelegtem Tempo ziemlich viel abverlangt.

Tod, Tod und noch mal Tod: Inhaltlich verbarrikadiert sich das Trio nahezu auf allen Tracks in modrigen Kellern voll von dunklen Gestalten und noch dunkleren Trieben. Für den Frontmann ist das Grund genug, sich ab dem etwas experimentelleren "Feel My Pain" der textlichen Düsternis anzupassen und die Growls aus dem Sack zu lassen.

Wie ein Grizzly im Stimmbruch verliert sich Peavey in der Folge nur allzu oft in anorganisch und aufgesetzt klingendem Gegrunze, das das instrumentale Fundament ein ums andere Mal an den Rand des Einsturzes bringt. Doch der Rest der Mannschaft hält den schlingernden Schlepper mit filigraner Gitarrenarbeit ("Death Romantic", "Forever Dead") und konkurrenzloser Rhythmik-Arbeit ("Psycho Terror") auf Kurs. Wenn einem dann der epische Refrain auf "Destiny" um die Ohren fegt, ist die Welt auch schon wieder in Ordnung.

Misst man Peaveys Drang, sich mit künstlichen Brüllattacken Respekt zu verschaffen, nicht allzu viel Bedeutung bei, bleibt am Ende ein solides Paket liegen, das man getrost in ein wütendes Moshpit-Heer werfen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass es in Stücke gerissen wird.

Trackliste

  1. 1. House Wins
  2. 2. Twenty One
  3. 3. Forever Dead
  4. 4. Feel My Pain
  5. 5. Serial Killer
  6. 6. Psycho Terror
  7. 7. Destiny
  8. 8. Death Romantic
  9. 9. Black And White
  10. 10. Concrete Wall
  11. 11. Eternally
  12. 12. Rage-Race 2011

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3 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    So geil klangen Rage seit Jahren nicht! Unbedingt reinhoeren!

  • Vor 12 Jahren

    Also ich verstehe die Aufregung über gekünstelte Growls nicht. Zwar redet Peavy in Interviews selber von Growls, ich hab da aber keine gehört. Insofern geht das für mich als druckvolle tiefe Vocals durch und damit mehr als in Ordnung. Und das Smolski das Gros der Metal-Guitareros einhändig an die Wand spielen würde, reicht auch diesmal nicht für mehr als drei Punkte.

    Allein für soviel gelungene Experimentierfreude wären da sicher mindestens 4/5 drin. Ich gebe 5/5.

  • Vor 9 Jahren

    Das Album hat für meinen Geschmack eindeutig zu wenig Melodie. Die Musik ist über allen Zweifel erhaben, ganz ohne Frage, aber was mach ich mit einer CD, auf der man eher bis zum Erbrechen draufkloppt ? Nein, so einen Kick kann ich mir leider nur ungern geben. Da mir "Strings To A Web" schon nicht mehr gut gefallen hat und jetzt dieses Album sogar noch schlechter, habe ich die Hoffnung auf eine gute Rage-Platte aufgegeben. Da greife ich lieber auf Alben wie "Black In Mind" und "Trapped" (alleine wegen "Enough Is Enough", Wahnsinns-Melodie) zurück, bei welchem die Truppe immerhin noch Gespür für Melodie hatten.