laut.de-Kritik
Socken-Umdrehen ersetzt das Waschen nicht.
Review von Simon Tauscher"Kennt mich hier keine Sau?", fragte Rea Garvey neulich in unserer Lieblings-Casting-Show "The Voice of Germany" in die Runde. Man amüsierte sich köstlich. Denn wer kennt nicht Rea Garvey, seines Zeichens berühmter Coach, Jury-Mitglied und Ex-Reamonn-Frontman?
Es gibt sie, und es gibt sie zahlreich: die Ignoranten und Banausen. Sie verwechseln Rea mit Gitarren-Ikone Chris Rea, sie verwechseln Rea mit Xavier Naidoo - wie kann man nur!
Der Berliner Ire mit dem wohl gestutzten Bart selbst verwechselt höchstens einmal Buchstaben oder Wörter, ansonsten ist er ein sympathischer Kerl.
Doch was macht er so? Auf keinen Fall zurück zu Reamonn, das stellte er vor einiger Zeit im laut-Interview klar. Dann doch lieber Solokarriere - mal was Neues ausprobieren. Leider war das erste Soloalbum "Can't Stand The Silence" aus dem Jahr 2011 nicht wirklich eine Musikrevolution, eher eine Reamonn-Neuauflage ohne den Rest vom Fest. Warum auch nicht? Verkauft sich ja auch gut, das Zeug.
Das neue "Can't Stand The Silence - The Encore" ist jedoch bereits die Neuauflage der Neuauflage - da ist dann langsam Schluss mit lustig. Immerhin: Fünf neue Songs sind mit von der Partie, käuferfreundlich sogar durch rote Farbe kenntlich gemacht. Ist halt doch ein Ehrenmann, dieser Rea: Man stelle sich vor, man kauft aus Versehen beide Alben! Schöne Scheiße!
Der erste Neue, "Wild Love", kommt angenehm beschwingt daher. Recht eingängiger Pop, kein Wunder, ist ja auch die Single zum Album und damit klar massentauglich, 80er-Synthies inklusive. Ansonsten viel lalala, musikalisch wird der Drummer am meisten gegähnt haben. Im Großen und Ganzen aber annehmbar.
Song vier, "Love Someone" ist da eine ganze Spur ruhiger, zumindest anfangs. Das Ganze steigert sich jedoch ebenso kunstlos wie kontinuierlich. Doch gerade als man sich entspannt zurücklehnen will um endlich schöne Rockmusik zu genießen - der Rückfall. Es dauert lange, bis sich der Song davon erholt hat, trotzdem dürfte sich der ein oder andere (Ex)-Reamonn-Fan für den Sound begeistern können.
"Follow Your Heart" ist dagegen leider nix, oder wie Herr Garvey es ausdrückt: "I Fucked It Up Tonight". Der Tiefpunkt: Peinliche Dubstep-Einmischungen zur Songmitte hin. Zielsetzung? Dubstep-Fans die Tränen in die Augen treiben oder eigene Fans vergraulen? Mit Ausnahme dieses Kunstgriffs ins Klo ist der Rest eher nichtssagend, "Live Up Ahead" reiht sich da nahtlos ein.
Aber wer denkt, das wars jetzt, täuscht sich. Denn es gibt: Den Bonustrack! Und der ist der Titelsong zum Film "Die Rache der Wanderhure". Der Song läuft zwar langsam an, gestaltet sich dann im Verlauf jedoch durchaus hörbar. Endlich kein Schmalspur-Pop mehr. Spätestens im letzten Drittel des Songs wird es dann geradezu dramatisch. Vielleicht fragt ja demnächst Disney an und Rea wird künftig auch noch mit Phil Collins verwechselt?
6 Kommentare
öffentliche Wahrnehmung meiner Meinung nach, ein durchaus symphatischer Mensch.
Musikalisch: irrelevant. Schon immer.
stimme zu
bier trinken gehen: ja
seine mucke hörn: nicht unbedingt
Warum wird hier eine Deluxe-Edition nochmal extra rezensiert? Gibts nicht genug gute Alben, die man mal vorstellen könnte?
@megusto (« Warum wird hier eine Deluxe-Edition nochmal extra rezensiert? Gibts nicht genug gute Alben, die man mal vorstellen könnte? »):
Das ist so, wie wenn Spiegel-Online einen Artikel auf ihrer Seite über den Erfolg eines Youtube-Songs einer Zwölfjährigen präsentiert. Relevanz egal, aber es geht hier darum - Klicks zu generieren. Wie war das nochmals mit dem Higgs-Boson? Das fand sich überall mit tollen Grafiken und Geblubber von Leuten, die wie der hiesige Metalfuzzi von laut.de nur mit Worthülsen ihren Brei ins Internet tippten.
Aber hier kommen immer wieder gute Reviews zu exzellenten Scheiben - nur leider verschwinden die hier auch sehr schnell zwischen Rihanna und Garvey-Rezensionen. Schade irgendwie.
Pro Cafi und JaDeVin!
Toller Sänger. Wünsche ihm viel Erfolg.