laut.de-Kritik

Leber, duck dich!

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Leber, duck dich: Die bandgewordene Biervernichtungstruppe aus Portland legt nach. Red Fang haben es sich in ihrer Klangecke kuschelig eingerichtet, und die Heavy-Stoner bleiben auch auf "Only Ghosts" sesshaft. Es passt ja auch alles so schön: Die Stimmen von Aaron Beam und Bryan Giles, die eine lieblich, die andere versoffen-rau, ergänzen sich in bester 'Good Cop/Bad Cop'-Manier. Bass und Schlagzeug wummern um die Wette, und im Zentrum des Geschehens ankert in jedem Moment das allmächtige Gitarrenriff.

An diesem einheitsgebot halten Red Fang strikt fest. Was keineswegs bedeutet, dass man damit nicht unterschiedliche Sounds herbekommt. So schlägt der Eröffnungsbrocken "Flies" etwa wild um sich. "Cut It Short" kommt dagegen entspannt wippend daher und bittet mit kessem Hüftschwung zum Shakedown. Aber gerne doch!

Im Stampfer "I Am A Ghost" kriegt man es dann mit einem angetrunkenen Poltergeist zu tun. Der veranstaltet mit röhrender Stimme einigen Radau, nur um urplötzlich – puff – mitsamt der Gitarrenwand zu verschwinden. Zurück bleiben eine unbeirrt weiterzockende Rhythmussektion und ein verzückter Hörer. Gegen die hemdsärmelige Art, mit der die Jungs zu Werke gehen, kann man sich schlecht verschließen.

Red Fang deshalb gleich zu Göttern der Rockmusik hochzustilisieren, wie das in den heimatlichen Staaten zuweilen geschieht, ist freilich übertrieben. Jedoch braucht die Band den Vergleich mit Größen wie Queens Of The Stone Age nicht zu scheuen. Speziell "No Air" klingt dank repetitivem Strophenriff und zahllosen Fills, die Drummer John Sherman einstreut, nach einer Desert Session mit Animal aus der 'Muppet Show' als Shouter. "Not For You" hätte sich ebenfalls auf einem Album der Chef-Wüstenfüchse gut gemacht – was einem Ritterschlag für jede Band gleichkommt.

Knackig und im Zweifel straight nach vorne rotzen und rocken sich die Vier durch die Platte. Nach dem zweiten Refrain steht ihnen oft der Sinn nach einem instrumentalen Zwischenteil, Tempo und Dynamik werden variiert. Die Gitarristen Bryan Giles und David Sullivan leben dann etwa ihre Vorliebe für uneinprägsame Soli aus. Doch bevor der Song auszufransen droht, machen Red Fang den Sack zu: Immer schön kompakt bleiben.

Das Songwriting ist der eine Grund, warum die Platte so gut ins Ohr geht – die magischen Hände von Ross Robinson sind er andere: Der Produzent (bekannt als Pate von Nu-Metal-Recken wie Korn und Slipknot) verhilft der Band zu einem fantastisch druckvollen Sound. Dreckig genug und trotzdem wird wirklich alles eingefangen, was die Jungs an ihren Instrumenten veranstalten. Man meint sogar, den Schweiß tropfen zu hören.

Neben dem schnarchigen Interlude "Flames", das die Platte kurz nach Beginn gleich wieder ausbremst, gibt es nur eines, was man Red Fang unter die Nase reiben könnte: Sie gehen mit "Only Ghosts" zu arg auf Nummer sicher. Das Album rummst, macht Spaß - Überraschungen gibts aber keine. Man betrachte nur "The Smell Of The Sound", das untypisch mit verträumter Melancholie startet. Zum Schluß drücken Red Fang auch hier auf die Tube und lärmen nochmals so richtig ab. Bloß nicht zu verkopft, bloß nicht zu episch.

Ob man das nun mutlos oder authentisch nennt, muss jeder selbst mit den Jungs ausmachen. Aber irgendwann dürften sie auch mal gegen ihr Reinheitsgebot verstoßen - Regeln sind schließlich auch dafür da, gebrochen zu werden.

Trackliste

  1. 1. Flies
  2. 2. Cut It Short
  3. 3. Flames
  4. 4. No Air
  5. 5. Shadows
  6. 6. Not For You
  7. 7. The Smell Of The Sound
  8. 8. The Deep
  9. 9. I Am A Ghost
  10. 10. Living In Lye

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