Porträt

laut.de-Biographie

Rhapsody Of Fire

Was haben Hans Hippert, der sich hinter dem Pseudonym des bärtigen Wahl-Russen Ivan Rebroff verbirgt, und die italienische Metal-Band Rhapsody gemein? Musikalisch wahrscheinlich reichlich wenig, aber beide haben schon mit dem weltberühmten Don Kosaken-Chor zusammen gearbeitet. Für die Puristen im metallischen Land schlittert das wahrscheinlich nahe an der Gotteslästerung vorbei, ist aber für die Band beinahe typisch.

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Obwohl eher im traditionellen Metal beheimatet, scheuen sie keine Experimente. Das offenbart sich in der Verwendung von klassischen Instrumenten, die nicht wie bei anderen Bands vom Band oder Sample stammen, sondern live eingespielt werden.

Dass die Jungs ausgewiesene Klassik-Fans sind, ist hinlänglich bekannt. So zählen sie neben ihren Einflüssen aus dem Metal-Sektor (Helloween, Blind Guardian, Manowar, ...) Komponisten wie Vivaldi, Bach oder Paganini zu ihren Favoriten.

1993 gründen Gitarrist Luca Turilli und Keyboarder Alex Staropoli die Band in Triest. Zu Beginn firmieren sie unter dem Namen Thundercross und nehmen mit Sänger Cristiano Adacher sowie Bassisten Andrea Furlan das Demo "Land Of Immortals" auf.

Beim deutschen Label Limb-Music rennen sie damit offene Türen ein. Nachdem die Umbenennung in Rhapsody erfolgt ist, nehmen Luca, Alex, Cristiano, Andrea und Drummer Daniele Carbonera ihr zweites Demo "Eternal Glory" auf, das schon mit all den Zutaten aufwartet, die typisch für die Band werden sollen.

Ein ordentliches Gitarrenbrett mit verspielten Melodien und Fantasie-Texte, die sich mit Hammerfall und Manowar um die Kitsch-Krone streiten. Die Nachfrage erweist sich als derart groß, dass ein komplettes Album nur eine Frage der Zeit ist.

Bevor man 1997 das Studio entert, um "Legendary Tales" einzuspielen, dreht sich jedoch das Besetzungskarussell. Fabio Lione übernimmt den Part am Mikrofon, Alessandro Lotta zupft fortan die vier Saiten.

Der Erfolg übertrifft alle Erwartungen und macht Rhapsody in der Metal-Gemeinde auf einen Schlag bekannt. Mit ungebremstem Arbeitseifer spielen sie sodann unter dem Titel "Symphony Of Enchanted Lands" das Nachfolgealbum ein. Mit "Emerald Sword" beinhaltet dies den Rhapsody-Klassiker schlechthin, der auf keinem Konzert fehlen darf.

Mit vielen Gimmicks ausgestattet, setzen Rhapsody dem ohnehin schon bombastischen Sound des Erstlings noch einen obendrauf. Eine nahezu perfekte Produktion sowie zahlreiche Effekte (Einsatz eines Erzählers, Geheul von Wölfen) und die Verwendung von Soundtrack-Elementen polarisieren natürlich.

Zudem laden Rhapsody ein ganzes Rudel Musiker ins Studio. Ein Kammerchor, ein Streichorchester, Flöten und eine Barock-Sängerin geben dem opulenten Werk den letzten güldenen Anstrich. Was für die einen eine geniale Verbindung darstellt, langweilt andere.

Fabio Liones Stimmlage ist außerdem nicht jedermanns Sache. So müssen sich Rhapsody mit höhnischen Kommentaren ob ihrer Leidenschaft auseinander setzen. Oder etwa nicht? Nein, nicht wirklich. Sie scheren sich einen Kehricht um etwaige Stilfragen und setzen ihren Weg konsequent fort.

Auf der anschließenden Tour mit Stratovarius und Sonata Arctica stellen die Italiener zum ersten Mal einen neuen Schlagzeuger vor. Der Münchener Alex Holzwarth (Ex-Sieges Even/Brutal Godz) traktiert nun die Felle. Die Live-Power von Rhapsody macht es sogar Headlinern schwer, ihren Support-Act zu übertrumpfen.

Luca Turilli scheint sich derweil trotz des hohen Arbeitspensums seiner Band zu langweilen. 1999 erscheint sein Solo-Debüt unter dem Namen "King Of The Nordic Twilight". Mit diesem Epos treibt er das Klassik-Element auf die Spitze. Ein schwerer Brocken für Leute, die mit bombastischen Arrangements nicht viel anfangen können.

Bereits im Sommer des Jahres 2000 werkeln Rhapsody am dritten Longplayer "Dawn Of Victory". Von Kritikern spöttisch als Rondo Veneziano mit langen Haaren betitelt, können sich die Fans kaum satt hören. Der orchestrale Stil ist nicht mehr ganz so ausgeprägt wie noch auf "Symphony", lässt bei Anhängern trotzdem kaum Wünsche offen.

Ebenso das 2002 erscheinende "Power Of The Dragonflame", das - wie gewohnt - mit allerlei epischen Schmankerln aufwartet. Kaum ist die Tour zum Album mit Angel Dust und At Vance absolviert, nimmt Turilli sein zweites Album auf. Inzwischen hat Basser Alessandro die Band verlassen und Platz für Patrice Guers gemacht.

Die nächsten Pläne von Rhapsody sehen eigentlich vor, "Der Herr Der Ringe" musikalisch umzusetzen. Doch davon sind die Tolkien-Erben anscheinenden nicht ganz so begeistert wie die Italiener: Sie verweigern ihnen die Freigabe.

Doch Rhapsody lassen sich nicht beirren, machen sich einfach an "Symphony Of The Enchanted Lands II - The Dark Secret" und schreiben ihr eigenes Heldenepos weiter. Als Sprecher für die Konzeptstory sichern sie sich Schauspiel-Legende Christopher Lee ("Herr der Ringe", "Dracula", "Star Wars - Episode II"), ein 50-köpfiger Chor sorgt für die entsprechende Untermalung.

War es dem ausgebildeten Opernsänger Lee zunächst aus rechtlichen Gründen nicht möglich, auf dem Album auch zu singen, so holt er dies auf der Single "The Magic Of The Wizard's Dream" eindrucksvoll nach. Auf seine Anregung hin gibt es von diesem Song jeweils eine englische, deutsche, französische sowie eine italienische Ausführung. Um richtig zu protzen, dreht man gleich noch ein Video mit 40 Mann starkem Orchester und 20-köpfigem Chor. Medienwirksam drängt sich Manowar-Basser Joey DeMaio als Produzent für die neuen Aufnahmen in das Unternehmen.

Mit Manowar sind Rhapsody in den Staaten unterwegs. Beim Auftritt auf dem Earthshaker Festival 2005 sollte Christopher Lee eigentlich als Special Guest auftreten, doch das fällt leider flach. Dafür bereisen Rhapsody anschließend erneut Nordamerika und nehmen im Frühjahr 2006 in Kanada einige Shows für das Live-Album "Live In Canada - The Dark Secret" auf.

Im Juli heißt es plötzlich, dass sich die Band aus rechtlichen Gründen in Rhapsody Of Fire umbenennt. Ende September steht schon das nächste Werk "Triumph Or Agony" in den Regalen.

Wer tatsächlich denkt, dass sich außer dem Namen etwas verändert habe, kann das gleich wieder vergessen. Schon im Juli 2007 folgt die DVD "Visions From The Enchanted Lands", auf der man die US- und Kanada-Tour 2005 mitverfolgen kann, zudem den Gig auf dem Earthshaker sowie den Entstehungsprozess von "Symphony Of Enchanted Lands, II" und "Triumph Or Agony".

Die Entscheidung, beim Manowar-Label zu unterschreiben, geht nach hinten los, denn die folgenden Jahre sieht man die Italiener wegen rechtlicher Streitereien nur sehr sporadisch auf den Bühnen. Entsprechend wollen Rhapsody Of Fire schnell wieder raus aus dem Deal und landen endlich bei Nuclear Blast.

Christopher Lee scheint mit der Zeit zum sechsten Bandmitglied zu avancieren, die Kooperation mit dem Schauspieler setzt sich fort. Auch auf "The Frozen Tears Of Angels", dem dritten Teil der 'Dark Secret'-Saga, ist der Schauspieler und Sänger wieder als Erzähler zu hören.

Die Story spinnen Rhapsody Of Fire auf der bereits im Oktober des selben Jahres erscheinenden EP "The Cold Embrace Of Fear" weiter. Zwar bringen sie hier auch musikalisch großes Kino aufs Band, doch da sie auch sehr viel Wert auf ihre Geschichten legen, bekommt das Ganze einen deutlichen Hörbuchcharakter. Den finalen Schlußpunkt unter die von Luca Turilli verfasste Emerald-Sword-Saga setzt Mitte Juni 2011 schließlich "From Chaos To Eternity".

Zwischenzeitlich war Fabio als Aushilfs-Sänger mit Kamelot auf Tour, da deren Roy Khan sich verabschiedet. Ob Fabio weiterhin mit dem Amerikanern zusammenarbeiten wird, steht zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "From Chaos To Eternity" noch nicht fest. Das ist auch noch nicht geklärt, als Mitte August auf einmal Gitarrist Luca Turulli seinen Abschied verkündet. Das findet zwar alles im freundschaftlichen Rahmen statt, dennoch wird es etwas verwirrend.

Sänger Fabio, Keyboarder Alex, Gitarrist Tom und Drummer Alex firmieren weiter unter dem Banner Rhapsody Of Fire und holen sich noch Alex' Bruder Olli am Bass und Gitarrist Roberto De Micheli dazu. Luca will hingegen in einer neuen Band weiter machen, die fortan wieder auf den Namen Rhapsody hört und der Drummer Alex ebenfalls angehören soll.

Das geht aber nicht lange gut und schon im April 2012 quittiert Alex bei Lucas Ableger seinen Dienst und konzentriert sich auf Rhapsody Of Fire. Dass diese Besetzung live bestens miteinander funktioniert, beweisen sie 2013 mit dem Album "Live - From Chaos To Eternity".

Doch dann steht der erste Line-Up-Change an. Tom Hess steigt aus und gibt als Grund "philosophische Differenzen" mit Alex Storopoli an. So bleibt Roby De Micheli als einziger Gitarrist zurück. Das bald folgende erste Studioalbum ohne Turilli (und ohne dessen Fantasy-Saga), "Dark Wings Of Steel", enttäuscht aber ebenso wie "Into The Legend" (2016). Inzwischen hat Alessandro Sala Alex Holzwarth am Bass ersetzt.

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