laut.de-Kritik
Das volle Power-Metal-Programm.
Review von Kai ButterweckIn einer Zeit, in der Musikalben kaum noch Geschichten erzählen und die Suche nach einzelnen Song-Perlen mehr denn je im Fokus steht, haben es Bands, die viel Wert auf das große Ganze legen, besonders schwer. Der italienischen Power-Metal-Combo Rhapsody Of Fire ist diese Entwicklung aber schnuppe. Die Mannen um Ur-Mitglied Alex Staropoli und den seit 2016 das Mikro schwingenden Sänger Giacomo Voli halten ihren an ihrem Konzept-Kurs fest - komme was da wolle.
Das neue Studioalbum "Glory Of Salvation" markiert dieser Tage den zweiten Teil der "The Nephilim's Empire Saga", die mit dem letzten Output "The Eighth Mountain" ihren Anfang nahm. Inhaltlich bauen die Italiener erneut eine Brücke zwischen Fiktion und Realität. Abermals zieht ein Held in die Schlacht des Lebens und sieht sich dabei mit allerlei Ängsten, Nöten und Hoffnungen konfrontiert.
Musikalisch bekommt der Freund von symphonisch angehauchtem Metal-Brimborium das volle Programm geboten. Spätestens wenn die mächtigen Chöre des Titeltracks in vollem Umfang über schneebedeckte Fantasie-Landschallen schallen, zieht man sich daheim vor den Boxen besser warm an.
Neben der immensen Wucht, mit der die Italiener zu Werke gehen, beeindrucken die Songs aber auch mit vielen filigranen Passagen, exzellenter Gitarrenarbeit und einer Vocals-Performance, die sich problemlos mit den ganz Großen der Branche messen kann. Immer dann, wenn alles zusammenkommt und die Band zwischen Panflötenklängen, Doublebass-Attacken, dramatischen Gesängen und folkloristischen Harmonien einen roten Faden spinnt, klatscht der Anhänger zu Hause begeistert in die Hände.
Richtig opulent wird es auf dem elfminütigen Epos "Abyss Of Pain II". Hier ziehen Rhapsody Of Fire wirklich alle Register. Ebenfalls ein Highlight: die rasend schnelle Hymne "Chains Of Destiny". Hier präsentiert Shouter Giacomo Voli das ganze Spektrum seines Könnens. Was bei den Italienern auch immer gut funktioniert, ist der hin und wieder eingestreute bilinguale Ansatz. Zwischen englisch und italienisch pendelnd, gelingt der Band eine interessante Sprachvereinigung, die nicht nur in der Heimat mit Lob und Beifall bedacht wird.
Mit dem balladesken Refrain-Monster "Magic Signs", dem verspielten Maid Of The Secret Sand" und der opulent arrangierten, in Richtung Nightwish schielenden Album-Speerspitze "I'll Be You Hero" ziehen Rhapsody Of Fire drei beeindruckend starke Trümpfe aus den Ärmeln ihrer Kettenhemden. So bleibt am Ende nicht viel übrig, über das man sich kritisch auslassen könnte – es sei denn, man kann mit detailverliebt produziertem Power-Metal generell nichts anfangen.
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