laut.de-Kritik
Ein Feuer im Kamin und Regen vor dem Fenster.
Review von Giuliano BenassiSeine Phantom Band aus dem schottischen Glasgow galt 2009 als vielversprechender Newcomer. Mit einer kreativen Mischung aus Folk, Krautrock, Indie, Electro und vokalen Harmonien überzeugte sie sowohl mit ihren bisher entstandenen zwei Studioalben als auch durch mitreißende Auftritte.
Mit "No Selfish Heart" veröffentlicht Sänger und Gitarrist Rick Anthony alias Rick Redbeard nun sein Solodebüt. Schon bei den ersten Takten wird deutlich, dass er derjenige in der Phantom Band ist, der die Folk-Elemente mitbringt. "Ich habe schon immer tröstende Musik geliebt. Leonard Cohen fand ich noch nie deprimierend. Eher beruhigend. Ich möchte, dass meine Hörer meine Musik so wahrnehmen, wie ich gewisse Musik viele Jahre lang empfunden habe: Als tröstende Worte eines alten Freundes", so Anthony zum Album.
In der Tat atmet es aus jeder Pore Intimität. Entstanden ist es über Jahre im Haus seiner Eltern auf dem schottischen Land und in der eigenen Wohnung in Glasgow, wobei er alle Instrumente selbst eingespielt hat, mit Ausnahme der Geige. Gelegentlich singt seine Schwester Jo im Hintergrund mit.
Das Ergebnis erinnert weniger an Cohen als an Bonnie 'Prince' Billie. Im Opener "Clocks" begleitet Anthony seine ruhige, vibrierende Stimme mit wenigen Noten auf einem Harmonium, auf "Old Blue" setzt er eine einfach gezupfte Gitarre ein, zu der sich Geige und die Stimme seiner Schwester gesellen. Ein Feuer im Kamin und Regen vor dem Fenster, so die Stimmung, die das gesamte Album prägt.
Wobei es nicht eintönig zugeht. In "Any Way I Can" kommen Bass und E-Gitarre zum Einsatz, in "We All Float" ein Klavier mit viel Hall, das in Kombination mit der hier ungewohnt hohen Stimme an Neil Young erinnert. "Kelvin Grove" klingt mit gezupfter Gitarre, Geige und Stimme melancholischer als "Now We're Dancing" mit Perkussionen, Triangel und Ziehharmonika. "Wild Love" und der Titeltrack erinnern zum Schluss an minimalistisch umgesetzte schottische Traditionals.
Das Album sei "der Versuch, jenes besondere Gefühl einzufangen, wenn man sich nach etwas sehnt, ohne es je zu erreichen oder wieder zu finden. Die Sehnsucht nach meiner Kindheit, die ich auf dem Land verbracht habe, ist stets bei mir. Ein melancholisches Grundgefühl" erklärt Anthony treffend die Stimmung seines Debüts.
1 Kommentar
Gebe zu, habe von dem Typ noch nie was gehört. Aber was ich bis jezt gefunden habe, ist hörenswert.
Platte ist gekauft.
Giuliano, danke für den Tip.