laut.de-Kritik
Indie-Pop, sonnendurchflutet und festivaltauglich.
Review von Michael SchuhDie australische Musikszene besteht aus kantigem Gitarrenpop für junge Menschen und Country-/Bluesbands für die Alten. Nur AC/DC lieben alle. So fasste es Robert Forster einst in seiner Funktion als Musikjournalist zusammen. Und warum sollte man ihm widersprechen? Forster ist Australier und er war selbst in einer dieser kantigen Gitarrenpop-Bands namens The Go-Betweens.
Der Umstand, dass es seiner Band in den 80er Jahren nie zum Legendenstatus von Kollegen wie The Smiths gereicht hat, spielte Mitte der Nullerjahre in seinen "The Monthly"-Kritiken über neue Veröffentlichungen nie eine Rolle. Nur aus Forsters Bewunderung für das Verfassen von Hitsingles konnte man so einiges heraus lesen. Über das zweite Album der Australier Rolling Blackouts Coastal Fever hätte er daher sicher mit einer Mischung aus väterlicher Begeisterung und kollegialem Respekt die Hit-Dichte gelobt, würde er diesen Job heute noch ausüben.
Ja, die Rolling Blackouts C.F., wie sie sich selbst abkürzen, spielen Gitarrenpop, allerdings eher luftig als kantig, und auch nicht unbedingt nur für junge Menschen. Außerhalb der engen Landesgrenzen Australiens erspielte sich das Quintett einen sehr guten Ruf, und so kam es, dass Kollegin Lütz das Debütalbum "Hope Downs" 2018 nach ihrer Rückkehr vom Primavera Festival in Porto in den Himmel schrieb.
Wahrscheinlich sind sie aufgrund ihrer einnehmenden Refrains samt Melodienreichtum wirklich die perfekte Festivalband (R.I.P.). "Falling Thunder" beginnt gleich mit dem charakteristischen Jangle-Sound zahlreicher 80er-Bands, die weiteren Uptempo-Hits heißen "She's There" und "Cars In Space". Sonne, Kaltgetränk, drei Tage Zelt (2020 halt im Garten), warum sollte man da großartig darüber sinnieren, dass diese Art Indie-Pop so ähnlich schon hunderte Male gespielt wurde?
Gerade der von drei Sängern getragene Harmoniegesang sticht bei RBCF heraus. Im Gegensatz zu "Hope Downs" fallen die Songs neben den drei Hits weniger ab, die Platte klingt homogener und wirkt in sich geschlossener. Mit "Not Tonight" und "The Cool Change" kommen gegen Ende noch mal zwei klare Highlights, und somit ist auch schon vergessen, dass sie manchmal vielleicht ein bisschen zu akkurat, zu ordentlich klingen, so ähnlich wie die Cover-Rosen vor der gleichförmigen Barock-Balustrade. Nach den Stroppies sind Rolling Blackouts Coastal Fever eine weitere hoffnungsvolle junge Band aus dem südöstlichen Melbourne und man würde nun doch noch mal gerne von Robert Forster wissen, was genau es damit auf sich hat.
2 Kommentare
Nett, wahrscheinlich nicht langanhaltend, aber für den Moment machts Spaß
Nicht schlecht, aber die Libertines konnten und können es noch besser