laut.de-Biographie
Romano
"Nun sind alle Patches da / Lieblingsbands völlig klar / Oldschool, Morbid Angel, Bathory, Gorgoroth / Deicide, Mr. Benton mit gedrehtem Kreuz am Kopf" rappt Romano im Frühjahr 2015 in seinem Song "Metalkutte". Das zugehörige Video macht viral die Runde und löst Begeisterung, aber vor allem Verwirrung aus: So sieht Deutschrap heute aus? "Ich wollte einen Hip Hop-Song über meine Leidenschaft zum Metal machen. Und dass das plötzlich alle so verwirrt, ist doch auch okay", so Romano zum Metal Hammer. Und die vielen Metalbands, die er darin aufzählt, kennt er auch noch wirklich. "Alles meine Lieblingsbands!" Unfassbar.
Ein Phänomen, dieser Romano. Da rappt er über Metal, trägt dazu eine güldene Bomberjacke und schwingt seine beiden geflochtenen Zöpfe. Die sehen aus, als würde er sie nie aufmachen, doch Aufnahmen aus der Vergangenheit zeigen anderes: Der dünne Obelix war schon lange vor diesem verwirrenden Netz-Auftritt musikalisch aktiv, auch mit offenen Haaren. Angefangen hat alles im heimischen Köpenick, wo Roman Geike schon früh die Liebe zur Musik und den Entertainer in sich entdeckt. Vor allem die Liebe zum Metal, anderen Genres ist er jedoch nicht abgeneigt.
Ende der Neunziger lernt er im Winterurlaub die Band Maladment kennen. Kurz darauf wird der gelernte Mediengestalter Sänger der Metalband und produziert zwei Alben mit ihr. Doch auch Drum'n'Bass gefällt dem schlaksigen großen Jungen ganz gut. Als MC Ramon gründet er gemeinsam mit Freunden die Hightekcrew und tourt durch deutsche Clubs, Tschechien und Polen.
Schließlich trifft er auf DJ und Produzent Jan Driver. Unter dem Pseudonym Dayton veröffentlicht er mit ihm den Song "Ladys Want It", was zum unerwarteten Erfolg auf der anderen Seite der Welt wird: Die australische Jeansmarke Just Jeans verwendet den Track als Song in einem Werbespot.
Doch der Sänger mit der glatten Babyhaut und der blonden Mähne macht sich auch im Seidenhemd nicht schlecht: 2005 entdeckt er die unverblümte Ehrlichkeit und Herzlichkeit der Schlagermusik für sich. Sätze wie "S.O.S., ich liebe dich" singt er nun ins Mikrofon, begeistert auch ältere Semester und bringt mit "Blumen für dich" ein komplettes Schlager-Album heraus.
Als im März 2015 das Video zu "Metalkutte" steil geht, kommt der Berliner so manch einem schon bekannt vor: 2013 setzen ihn der Berliner DJ und Produzent Siriusmo und Jakob Grunert von Icke & Er in seinem Video zu "Itchy" als 'Cornerboy' in Szene. Romano spielt darin die sehr realistische Rolle eines jungen Mannes, der die Frauen seiner Nachbarschaft mit Gesangseinlagen erfreut.
Dass in der deutschen Rap-Szene anscheinend alles erlaubt ist, zeigt der überragende Erfolg von "Metalkutte" sowie der Nachfolger "Brenn Die Bank Ab" und "Klaps Auf Den Po". Darin besingt er Sachen, die man eigentlich nicht nachmachen sollte, die ihm aber dank seiner Schlawinerhaftigkeit und dem frechen Grinsen nicht übel nehmen kann. Romano tritt vorerst bei verschiedenen kleinen Gigs wie dem Introducing auf, wird überragend gefeiert und landet prompt auf dem Berlin Festival sowie dem Melt!.
Das ist erst das Warm-Up: Im Herbst 2015 geht der musikalische Alleskönner mit seinem Debütalbum "Jenseits Von Köpenick" auf Tour und wird mit seiner Metalkutte auf zahlreichen deutschen Bühnen bouncen. Die Fans sind begeistert, entsprechend schnell legt Romano nach.
2017 erscheint "Copyshop". Die Zöpfe sind nach wie vor perfekt geflochten, die Bomber sitzt. Vom Club-Banger "Copyshop" bsi zur Klavier-Ballade "Karl May" bleibt der Köpenicker ungreifbar und wählt die verschiedensten Soundkostüme für seine interessanten Geschichten. 2019 headlinet er die laut.de-Geburtstagsfeier in Konstanz.
Parallel zum Beginn der Corona-Pandemie stirbt sein Vater und Romano nutzt die plötzlich eintretende Ruhe in der Kulturbranche, um Abschied zu nehmen und sich selbst zu reflektieren. "Rückblickend war diese Zeit eine Introspektive, eine Sinnsuche und gerade für mein persönliches Wachstum ein Segen", erzählt er uns Anfang 2021 im Interview.
Dort bittet er auch um mehr Gelassenheit und Umsicht in den öffentlichen Auseinandersetzungen zur Maskenpflicht, Impfnotwendigkeit und harten Lockdownregeln: "In meinem Freundeskreis findet das statt, was ich mir im öffentlichen Raum viel mehr wünschen würde. Es wird diskutiert, aber es bleibt respektvoll und wir probieren einander zuzuhören. Ohne zu pöbeln und loszuschreien, auch wenn das manchmal schwer fällt. Ich habe mit keinem meiner Freunde gebrochen, nur weil er eine andere Meinung hat." 2023 ist es dann wieder Zeit für Musik: "Vulkano Romano" heißt seine dritte Langspielplatte, auf der er sich erneut musikalisch häutet und mit Alexander Marcus und Steffi Schlaf auch zwei Gäste begrüßt.
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