laut.de-Kritik
Grollt wie der Donner, bumst wie ein Erdbeben und fönt wie ein Hurrikan.
Review von Thomas KlausEs gibt für den Homo Sapiens lebensfreundlichere Orte im Schoße von Mutter Erde als die Wüste. Da sich die menschliche Spezies aber naturgemäß eher dann zur Verrichtung kreativer Großtaten anspornen lässt, wenn sie ein entbehrungsreiches Dasein weit weg von kuscheligen Ponyhöfen fristet, gereicht es der kulturellen Evolution nur zum Vorteil, das Tagwerk unter der Knute möglichst widriger äußerer Umstände zu verrichten.
So kam es, dass die Schwermetall verarbeitende Kulturwüste Birmingham vier ketzerische Knaben dazu anstachelte, so hard zu rocken, bis es Heavy Metal ward. Black Sabbath sei Dank, kultivieren pfiffige Vertreter nachfolgender Generationen mit grünem Daumen die Saat of Doom. Die prächtigeste Ernte fuhr zuletzt ein räudiges Rudel Wüstensöhne in der kalifornischen Palm Desert ein: Da DAS, was Kyuss Anfang der 90er mit Gitarren durch Bass-Amps drückten, beispiellos war, wurde Es fortan Stoner- oder ihrer Herkunft wegen auch Desert-Rock genannt.
Dieser Sound grollt wie der Donner, bumst wie ein Erdbeben und fönt wie ein Hurrikan. Und selbst Gott hörte, dass es gut war. Und da der Mensch immer noch nicht ausgestorben ist, erliegt er dem niederwalzenden Charme dieser pastos aufgeschichteten Klangmagma noch heute. Aktuellen Anlass für olfaktorische Selbstkasteiung mit Räucherstäbchen und psychedelischem Badezusatz bietet das vierte Opus aus dem Hause Rotor.
Von den Ausnahmen "An3R4" und "Neatz Brigade" abgesehen, lässt es das Trio aus der Betonwüste Berlin instrumental angehen. Der stoischen und auf überschaubare Formeln limitierten Eigenart des Genres zum Trotz, überraschen Rotor mit Hang zu langwallendem Haar, tieferhängenden Gitarren und großkesseligen Drums den Hörer mit beinahe verbotenen Songstrukturen und ungeahnten rhythmischen Sperenzchen. Sie kochen die Stonerrock-Ursuppe zwar auch nur mit Wasser auf, verwenden aber immerhin die richtigen Zutaten (etwa Melvins, King Crimson oder Spirit Carvan).
Dass die staubtrockenen Pfade des psyechedlischen Desert-Trails von den üblichen Verdächtigen bereits gründlich und in allen Variationen niedergetrampelt wurden, kratzt allenfalls hypehörige Feingeister. Rotor scheren sich einen Dreck um Innovation und zelebrieren mit rückwärtsgewandten Monolithen wie "Gnade Dir Gott",
"Drehmoment" oder dem orientalisch angehauchten "Costa
Verde" stattdessen einen Archetypus von Sound, dessen
Reiz gerade in dieser handgemachten, beinahe naiv anmutenden Grobschlächtigkeit liegt.
4 Kommentare
sehr lustig, die links....-hier ist der richtige:
http://www.rotorotor.de/news/rotor-news.php3
da fehlt einfach der Gesang, der eben das gewissen Etwas bei dieser Musik setzten muss. Darum empfehle ich mal die Band "Samsara Blues Experiment".
Großartiger Sound und ein netter Artikel. Ein großes Lob an den guten Geschmack!
großertige review, großartige band!