laut.de-Kritik
Gekreische nach Art einer US 5-Autogrammstunde.
Review von Eberhard DoblerWas soll nach Manthe noch kommen, fragt sich der Verfasser einer Simple Plan-Review. Junge, was hat der an Fanprügel eingesteckt. Viel Feind, viel Ehr. Da bleibt für andere nix mehr übrig. Aber seht es ihm nach. Ein Mars Volta-Jünger muss sich bei den kanadischen Gute Laune-Pop/Punks einfach übergeben. Die CD/DVD "MTV Hard Rock Live" führt auch vor Augen warum.
Zu kalkulierend auf das junge Party-Publikum abgestimmt erscheint Simple Plans Ansatz. Und zwar auf jenes Publikum, das sich von Casting-Pop empört abwendet. Absolut legitim. Wer ist schließlich nicht gerne Fan einer Band, die ihre Songs selbst schreibt? Dennoch kommen bei Simple Plan Zweifel auf: Gekreische im Frequenz-Bereich einer US 5-Autogrammstunde brandet regelmäßig während und zwischen den Songs auf.
Und man stellt sich vor, dass der Fünfer aus Montreal gerne auch Erwachsene so begeistern würde, oder weshalb spricht Fronter Pierre Charles Bouvier den Frauenchor vor der Bühne permanent als "Guys" an? Gut, jugendliche, bevorzugt weibliche Ekstase gehört längst zum Standard-Repertoire öffentlicher Reflexe, wie heutzutage sogar das Oberhaupt der katholischen Kirche erfahren muss.
Aber lassen wir die Kirche im Dorf: Simple Plan machen alles richtig (vergleiche Manthes Handbuch). Eingängige Songs, die im Refrain gipfeln, nicht zu arg abgehen und deren Dramaturgie einem Handbuch des Popsongwritings alle Ehre macht. Ein Stück wie "Addicted" bleibt eben ein Hit. Die Musiker liefern zudem ein recht fixes und fehlerfreies Set ab, haben die richtigen Klamotten an und sind absolut publikumsorientiert. So muss Business sein, wenn man statt vor 20 Leuten in vollen Hallen spielen will.
"MTV Hard Rock Live" liefert durchaus value for money: transparent abgemischter Sound mit ausreichender Bild-Qualität. Die DVD kommt ohne Specials und in schwarzweiß daher, das geht in diesem Rahmen aber in Ordnung. Der Doppelpack wird im Hardcover-CD/DVD-Minibuch mit 32-seitigem Foto-Booklet (viel scheint es über Simple Plan nicht zu schreiben zu geben) sowie drei Akustik-Bonustracks (in typischer US-Rock-Manier inklusive Streichern) gereicht. Und so kann im Sinne Manthes das Fazit nur lauten: Weshalb gründen wir eigentlich nicht selbst eine Pop/Punk-Combo?
1 Kommentar
nur um die redaktion n bisschen weiter zu bilden: guys= leute
wüsstet ihr wenn ihr im englisch unterricht aufgepasst hättet dass das nicht nur jungs heißt!! ihr seid so ein lustiges kritiker team:D