laut.de-Kritik
Knallhart und ohne Tempolimit, aber mit echten Melodien.
Review von Kai ButterweckAls bekannt wurde, dass die Männer um Ober-Sodomizer Tom Angelripper die Thrash-Gemeinde in diesem Jahr mit einem neuen Album beglücken, stellten sich viele Kuttenträger vor allem zwei Fragen: in welche Richtung geht es im gerade angebrochenen vierten Band-Jahrzehnt des Trios? Und welche Rolle spielt dabei Neu-Drummer Markus "Makka" Freiwald? Doch weder der Start in eine neue Band-Dekade noch der Wechsel an den Kesseln haben für grundlegende Veränderungen im Hause Sodom gesorgt; der neue Mann hinter der Schießbude hat nicht weniger Schaum vorm Mund und Billardkugeln in den Waden als seine Vorgänger. Und auch am Grundgerüst des Sodom-Sounds wurde nur akzentuiert herumgeschraubt.
Abermals feuern die Ruhrpottler aus allen Rohren und hinterlassen dabei reichlich Trümmer und Rauch. Zwar eröffnet der Dreier den Reigen zu Beginn des Openers "My Final Bullet" mit fast schon progressiven Tönen, doch spätestens mit Anschluss des zweiten Bassdrum-Pedals von Neuzugang Markus Freiwald flitzen die Verantwortlichen wieder auf bewährten Pfaden. Knallhart und ohne Tempolimit fliegen die Westfalen mit Slayer-Shirts und Nietengürteln wie Hartwurst-Raketen durchs Studio und lassen sich erst zur Mitte des Albums ("Cannibal") wieder einfangen.
Der kurze Midtempo-Stop tut dem Trio aber hörbar gut. Der treibende Vierminuten-Sprengkörper scheint neue Kräfte freizusetzen, die auf den vorherigen Thrash-Produkten von der Stange ("Epitome Of Torture", "Stigmatized") rasant nachgelassen haben.
Vor allem das simpel strukturierte, aber irgendwie nicht mehr aus den Ohren wollende High-Speed-Spektakel "Shoot Today-Kill Tomorrow" sowie die beiden abschließenden Epik-Hummer "Into The Skies Of War" und "Tracing The Victim" sorgen auf dem zweiten Teil des Albums für eine atmosphärische Dichte, die man von den Thrash-Ikonen sonst eher selten serviert bekommt. So schieben sich zwischen schwindelerregenden Gitarren-Soli, trippelnden Drum-Einschüben und Tom Angelrippers permanentem Keif- und Grunz-Wechselspiel am Mikrofon gar diverse Harmonien in den Vordergrund. Melodien? Ja, echte Melodien – und langlebige noch dazu.
7 Kommentare
Geil
Helden meiner Jugend!
"Agent Orange - a fire that doesn´t burn".
@lautjustitia
Same here!
Find ich cool, daß die Jungs noch existieren, und es scheinbar noch gut drauf haben.
Den Zugang finde ich zwar nicht mehr so wie damals, aber es frischt die schönen Erinnerungen auf!
Bombenhagel!
Bombenhagel war auch grandios, muss ich demnächst nochmal reinhören. Zur selben Zeit etwa habe ich auch Tankard gepumpt!
@Gentleman Junkie (« Eddy hätte mindestens einen Punkt mehr gegeben »):
Dann hätte JaDeVin es aus Prinzip mit einem Punkt bewertet und die beiden hätten sich wieder angezickt. So ist es einfacher.
Ich fand ja damals "Aber bitte mit Sahne", das später auch erfolgreich von Udo Jürgens gecovert wurde, sehr geil.
Fehlen da zwei Songs? Bei mir auf der Platte gibt es noch "Waterboarding" der n echter Knaller ist!