laut.de-Kritik
Space-Rock und Synth-Kraut aus anderen Welten.
Review von Kerstin KratochwillVor 15 Jahren kündigten Stereolab mit ihrem bis dato letzten Album "Not Music" eine unbestimmte Pause vom Musizieren an. Diese ist nun vorbei, denn mit "Instant Holograms On Metal Film" beamt sich die englisch-französische Avant-Pop-Band stilsicher in unsere Gegenwart, als ob seit 2010 keinerlei Zeit vergangen wäre.
Der Act um Frontfrau Lætitia Sadier und Gitarrist Tim Gane, die alle Songs des neuen Werks geschrieben haben, katapultiert seinen retrofuturistischen wie hypnotischen Signature-Sound mit Warp-Geschwindigkeit ins Hier und Jetzt – ein überirdisch strahlend-schönes wie überraschendes Geschenk an Musik. Der Albumtitel spricht passend wie surreal von plötzlich erscheinenden Hologrammen – diese entstehen bekanntermaßen durch die Interferenz von Lichtstrahlen, die von einem Objekt reflektiert werden.
Und es ist tatsächlich so, als ob die neuen Songs zurückgestrahlt werden von wegweisenden Alben Stereolabs wie "Emperor Tomato Ketchup", gebraut aus Space- und Krautrock, Funk, Jazz, französischem Pop der 1960er Jahre sowie brasilianischer Musik und Easy-Listening-Elementen. Ein einzigartiges Amalgam, zusammengemixt aus Einflüssen von disparaten Acts wie Neu!, Burt Bacharach, Philip Glass, Peter Thomas, Françoise Hardy, Beach Boys bis hin zu Kraftwerk.
Sequenzer und Synths sind es dann auch, die das neue Album einleiten: 56 Sekunden lang hören wir kosmische Klänge, die verwirbelt und ver-rückt zu Sadiers vertrauter Stimme überleiten in der ersten unwiderstehlich groovenden Single "Aerial Troubles", in der durchaus irdische Probleme aufgespießt werden und aufgelöst werden sollen. Stereolab waren und sind – trotz Vintage-Sound, Ästhetik und Design – eine durchaus philosophische und politische Band, am deutlichsten in ihrer Protesthymne "French Disko", in der es heißt "Acts of rebellious solidarity / Can bring sense in this world (...) I say there are things still worth fighting for (...) La Resistance! La Resistance!". Stereolab leisten mit ihrem sinnstiftenden und sinnlichen Sound, der zwar stets aus anderen Welten zu kommen scheint, weiter Widerstand in unserer Welt. Avant-Pop wird hier zu Agit-Pop mit energetischen und enigmatischen Mitteln.
Die neuen Songs sind verspielt, variabel und versehen mit vielen melodischen Wechseln. Es ist Easy-Listening, das ganz und gar nicht einfach ist voller obskurer Synth-Läufe und typischer Motorik-Ausläufer. Darüber hinaus ist "Instant Holograms On Metal Film" mit seinen sonnigen Melodien und sinnsuchenden Lyrics, die zur Verbundenheit aufrufen, wieder ein Akt des Widerstandes – eine vibrierende vitale Musik, die darauf besteht, dass es immer noch Dinge gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt.
3 Kommentare mit 3 Antworten
Wahrlich ein sehr schmuckes Album. Traumhaft.
Air dürften jetzt aber auch mal wieder eines veröffentlichen.
Das Album Instant Holograms On Metal Film von Stereolab ist sehr gut.
Welches Album? Und von wem?
♥
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Comeback des Jahres