laut.de-Kritik

Schmuse-Rock mit falsett-gespickten Emo-Vocals.

Review von

Reduzierte Härte, geschickt verpackte Emotionalität und aufgesetzte Toughness - salonfähig isser allemal der olle 80er Rock-Sound. In diese übergroße Schublade passt auch die Musik von Sunrise Avenue, und auch wieder nicht. Denn das Quartett stammt keineswegs aus Kalifornien, sondern fristet sein Dasein in Finnland, einem Land, in dem die Sonne Kurzarbeit verrichtet. Typisch finnische, von Melancholie beherrschte Musik findet man allerdings nur am Rande, doch auch die Rechnung von Sunrise Avenue selbst ("70 Prozent Pop und 80 Prozent Rock") geht am Ende nicht ganz auf.

Denn das Quartett besitzt ein ausgesprochenes Faible für glatt ins Ohr gehende Melodien. Weniger verwunderlich erscheint in diesem Fall die Wahl des Albumtitels: Popgasm. So winden sich auf den vierzehn Tracks zahlreiche Ohrwürmer auf dem schnellsten Weg in die Großhirnrinde.

Die Jungs spielen Rock, tief in den 80ern verwurzelt, nutzen jedoch die modernen Produktionstechniken, um nicht altbacken zu klingen, und schmeicheln Herz und Hirn der sicherlich zahlreich vertreten weiblichen Fanschar mit Tränen fördernden Balladen. Sunrise Avenue greifen auf ein eingespieltes Team zurück; Jukka Backlund tauschte nach seinem Ausstieg nur das Keyboard gegen das Mischpult ein und fungiert neben seiner Arbeit als Produzent obendrein als Songwriter.

Die Variabilität von Samu Habers Gesang springt einen förmlich an. Kein Track, in dem er die Spannweite vom maskulinen Bariton bis zu dramatischen falsett-gespickten Emo-Vocals nicht ausreizt. Die unterschiedlich ausstaffierten Kompositionen schreien aber auch geradezu nach einer passenden vokalen Umsetzung. So finden sich neben straighten Rocksongs wie dem Opener oder der erste Single "The Whole Story" und Midtempo-Rockern mit unwiderstehlichen Hooklines wie "Not Again", auch eine klassische Streicherbegleitung in "6-0".

Peinlich fallen die balladesken Momente auf der Platte aus: "Welcome To My Life" und "Bad" bringen 08/15-Schnulzen mit reichlich Streicher-Kleister und unnötiger Popanz zu Tage. Und "Kiss N' Run" kommt mit seinen Pappmachee-Drums und Synthesizer-Grausamkeiten schwülstig ohne Ende um die Ecke und verdirbt einem fast den Spaß.

Auch textlich gibt sich das Quartett wesentlich mainstreamiger und plakatiert mit reichlich Plakativem die Poesiealben juveniler Englisch-Nebenfächler. Wenn die Verliebtheit schwindet und die schiefen Zähne sichtbar werden, der Putzfimmel auf den sinnstiftenden Chaot, der Morgenmuffel auf den Frühaufsteher trifft: Die Liebe bleibt unangetastet. "I Don't Wanna Kiss 'N' Run". Aufgrund solcher Äußerungen fällt es Mutti erheblich leichter, den Sprössling in den Moshpit eines Sunrise Avenues-Konzerts zu schicken.

Im letzten Stück "Something Sweet" sprengen die Finnen endlich die Genregrenzen und sehen die Zeit nicht mehr nur als Ballast an, sondern als eine der Komposition dienliche Komponente. Einer Schichtung gleichend, baut sich die Musik Instrument für Instrument und Idee für Idee auf, führt über einen großen Spannungsbogen wieder zum reduzierten Beginn zurück.

So stellt man sich einen Spaziergang über die Sunrise Avenue vor. Insgesamt überwiegen aber die leicht verdaulichen Elemente, der rockige Anteil pendelt sich am Ende eher bei 30 Prozent ein.

Trackliste

  1. 1. Dream Like A Child
  2. 2. The Whole Story
  3. 3. Rising Sun
  4. 4. Welcome To My Life
  5. 5. Not Again
  6. 6. Bad
  7. 7. Monk Bay
  8. 8. Bye Bye (One Night Kind)
  9. 9. Kiss 'N' Run
  10. 10. 6-0
  11. 11. Birds And Bees
  12. 12. Sail Away With Me
  13. 13. My Girl Is Mine
  14. 14. Something Sweet

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LAUT.DE-PORTRÄT Sunrise Avenue

Sunrise Avenue. Der Name weckt Assoziationen zu mit Florida oder Kalifornien, wo sich hübsche Menschen an traumhaften Stränden in der Sonne wälzen.

15 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    @Texas CrieZ (« @Avis (« Ja bitte. Das wäre zumindest mal eine Diskussionsgrundlage. »):

    Damit wir uns eine seitenlange Diskussion liefern, voller endlos langer Beiträge? Nur um dann am Ende eh zu erkennen, dass das Gegenüber unserer Meinug nach keine Ahnung hat?

    Nein danke, dafür ist mir meine und auch deine Zeit zu wertvoll. ;) »):

    Was ist das denn bitte für eine bescheuerte Argumentation? Mit der Herangehensweise sind ja wohl mal sämtliche Diskussionen absolut sinnlos. Wenn man diene Aussage natürlich genauer betrachtet könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass du einfach keine anständigen Argumente hast, um sowas überhaupt so sachlich wie es bei Musik, die natürlich immer irgendwo geschmacksabhängig ist, möglich ist, zu diskutieren.

    Aber was verschwend ich hier überhaupt meine Zeit. An sich tangiert mich Sunrise Avenue eher peripher, doch von dir sind das nicht die ersten Beiträge die mir sauer aufstoßen und nur so von Ignoranz und Selbstgefälligkeit strotzen. Wollt mich nur mal überzeugen, dass das mit dir wirklich so sinnlos ist.

  • Vor 15 Jahren

    Arguing on the Internet is like special olympics, even if you win you're still retarded ;)

  • Vor 15 Jahren

    hmm .. ich bin ein Fan des ersten albums gewesen. "on the way to wonderland" war wirklich mal etwas anderes. doch mit ihrem neuen album sind sie von ihrem einzigartigen stil ein wenig abgerutscht.

    aber im vergleich zu anderen bands haben sie sich gewagt etwas anderes auszuprobieren, anstatt den stil ihres ersten albums zu kopieren... sind sie von harten herzzerbrochenen rockern zu kindlichen herzzerbrochenen popprinzen gewechselt. aber: ich glaube fest daran, dass sie noch mehr auf den kasten haben und ein weiteres album herausbringen werden, dass dem 1. konkurrenz machen wird.