laut.de-Kritik
Rotzige Lovecraft-Vertonung aus dem The New Black-Umfeld.
Review von Michael EdeleEin Blick aufs Cover und ich frage mich: Wie kommt die Band an das Abschlussfoto von Kollege Dobler ran? Doch falscher Alarm, auch wenn die Ähnlichkeit verblüffend ist, der betreten dreinblickende Herr stammt dem Aussehen nach eher aus Innsmouth, jener fiktiven kleinen Stadt aus den Erzählungen von H. P. Lovecraft und seinem Cthulhu-Mythos.
Lovecraft und seine Geschichten als Vorlage für Bands, Songs und Alben zu nehmen, ist bei weitem nicht mehr neu. Abgedroschen ist das Thema aber ebenso wenig. Nun haben es sich auch fünf deutsche Musiker auf die Fahnen geschrieben, dem Autor zu huldigen.
Wer sich letztlich hinter den Pseudonymen versteckt, die natürlich allesamt aus den Geschichten von Lovecraft stammen, könnt ihr gern hier nachlesen. Die Idee stammt jedenfalls von Gitarrist Herbert West, dessen Hauptband in Songs wie "Despair" oder "Book Of Wonders" stilistisch immer wieder durchschimmert, doch die musikalischen Einflüsse auf "Cosmic Poems" sind so breit wie unterschiedlich.
Hätte ich bei der Thematik (die Gedichte und Geschichten von Lovecraft wurden für die Texte 1:1 übernommen) eher mit massiv spookigen Synthis und dem breiflächigen Einsatz der Hammondorgel gerechnet, kommt letztere tatsächlich nur im Intro zu "Book Of Wonders" zum Einsatz. Stattdessen gehen die Herren mitunter erstaunlich rotzig-räudig zu Werke. Das heftige "Astrophobos" und auch das mit abrupten Stimmungswechseln versehene "The Garden" weisen einen starken VoiVod-Einfluss auf.
"The Festival" hat vom Hauptriff her ganz deutlich an Danzigs "Mother" geschnuppert. Das im Verlauf spürbar komplexer werdende Riff und bietet sogar einen kurzen Twin-Gitarrenlauf. Thin Lizzy schimmern immer wieder durch, was aber selbst in diesem Kontext keinesfalls negativ auffällt. Spooky wird es eigentlich nur in diversen, schrägen Intros. So wissen Lovecraft-Fans natürlich, was es mit dem Katzengeschrei im Intro von "The Cats" auf sich hat. Alle anderen - lest ein Buch, ihr Nüsse! Am besten eins von Lovecraft ...
Am Gesang von Angstrom und der recht trockenen Produktion - gerade was die Drums angeht - mögen sich die Geister scheiden. Der Bass ist zwar schön zu hören, düdelt ab und zu aber selbst mir ein wenig zu viel durch die Gegend. Weitgehend agieren aber auch Basser Barnabas und Drummer Simon Canfield genauso songdienlich, wie Herbert West und sein Sidekick Randolph Carter.
Nach den zweitgeteilten und treibenden "Nemesis" gurgelt der Chef der Großen Alten selbst das Album mit "Cthulhu Fhtang" in die Abgründe von R'lyeh. Der freundliche Bibliothekar von nebenan empfiehlt "Cosmic Poems" somit als Stimmungsmusik zur gemütlichen Bettlektüre des "Necronomicons" oder gerne auch von Junzts "Unaussprechliche Kulte". Angenehme Träume ...
1 Kommentar
"Ein Blick aufs Cover und ich frage mich: Wie kommt die Band an das Abschlussfoto von Kollege Dobler ran?"