laut.de-Kritik

Feelgood-Rock zwischen großen Momenten und Kasperletheater.

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Das Snapchat-Filter-Video zu "Southern Train" fasst es gut zusammen: The Darkness nehmen sich nicht ernst, sind hie und da kreativ, vor allem aber infantil und ein paar Jahre zu spät dran. Netter Zeitvertreib, aber braucht das die Welt?

Dass die Herren aus Lowestoft ziemlich genau die ihrem Namen entgegen gerichtete Stimmung verströmen, dürfte bekannt sein. Dies führen sie auf "Pinewood Smile" einmal mehr vor. Inzwischen mit Queen-Sohn (und -Livemitglied) Rufus Tiger Taylor am Schlagzeug, pumpen The Darkness Feelgood-Rock aus den Lautsprechern. Das hat teilweise enormes Hitpotenzial, gönnt euch etwa den Gangshout-Refrain von "Southern Trains". Oft liegt das allerdings in erster Linie daran, dass man glaubt, die Melodien und Stilmittel irgendwo schon mal gehört zu haben. Sei es bei David Lee Roth, Queen, Thin Lizzy oder bei den Gesangsmelodien teilweise auch Oasis.

Ein bisschen erinnert das Ganze an die Herangehensweise Steel Panthers. Das betont unbeschwerte Auflebenlassen alter Zeiten zündet zunächst ganz hervorragend, bald stellt sich ob der immer gleichen – wenn auch nach wie vor gut gemachten – Leier ein Übersättigungsgefühl ein. Exemplarisch dafür steht Justin Hawkins' Gesang, dessen Falsett-Gezirpe die hyperaktiven Riffs seiner Gitarrenkumpel zwar wunderbar ergänzt, irgendwann aber einfach zu viel des Guten wird.

Gerade im eher geradlinig gespielten "I Wish I Was In Heaven" stören die plötzlichen Kreischeinlagen des Sängers doch sehr. Während er im selben Song mit Mercury-Anleihen überzeugt, karikiert er sich in diesen Zwischenmomenten selbst. Ebenso "Japanese Prisoner Of Love": Kompositorisch pendeln The Darkness zwischen rifflastigem Heavy-Rocker und Musical-artiger Queen-Ästhetik. Anscheinend hat die Band aber nicht das Selbstvertrauen, das ernsthaft durchzuziehen, Hawkins treibt es immer wieder zu weit. Statt einen geilen Finalschrei einfach mal stehen zu lassen, klatscht er dahinter noch ein überflüssiges "Wuhu".

Anerkennung nötigt dagegen das eingängige Lead-Genudel seines Bruders Dan in "I Wish I Was In Heaven" ab. Dessen Glanzmoment findet sich übrigens im ansonsten eher unspektakulären "Lay Down With Me, Barbara". Mit einem langen, dynamisch aufgebauten Solo beweist er, welch großartiger Vertreter seiner Zunft er ist. Auch in "Why Don't The Beautiful Cry" packen The Darkness eine teilweise mit zwei Gitarren vorgetragene Melodie aus, die unzweifelhaft in die Arenarock-Hall Of Fame aufgenommen werden müsste, gäbe es denn so etwas.

Ein weiser Mann sagte kürzlich in einem Interview: "Wenn man Klischees aktiv bedienen möchte, ist das gefährlich. Man kann zwar Glück haben, in der Regel funktionieren sie aber erst unbewusst im Nachhinein". "Pinewood Smile" klingt, als hätten The Darkness ersteres versucht. Das Handwerkszeug, um daraus gute Songs zu schmieden, haben sie. Die klingen allerdings allzu oft aufgesetzt statt authentisch.

Trackliste

  1. 1. All The Pretty Girls
  2. 2. Buccaneers Of Hispaniola
  3. 3. Solid Gold
  4. 4. Southern Trains
  5. 5. Why Don't The Beautiful Cry
  6. 6. Japanese Prisoner Of Love
  7. 7. Lay Down With Me, Barbara
  8. 8. I Wish I Was In Heaven
  9. 9. Happiness
  10. 10. Stampede Of Love

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