laut.de-Kritik

Die Finnen mucken nochmal auf, aber nur kurz.

Review von

Nach Jahren der Experimentierfreudigkeit kehren The Rasmus zu ihren musikalischen Wurzeln zurück. "Big Guitars" sollen wieder das Kommando übernehmen und allzu kalkulierten Trend-Einwürfen den Garaus machen. Und in der Tat: Der Opener "Creatures Of Chaos" beeindruckt mit tieftönigen Industrial-Metal-Riffs, die gepaart mit einem eingängigen Refrain in einem großen Ganzen gipfeln, das so klingt, als würden HIM und Rammstein gemeinsame Sache machen. Gemeinsam mit Niko Vilhelm von Blind Channel wandelt man dann in "Break Theses Chains" auf den Spuren von Seether.

Die Kombination aus modernem Elektro-Schnickschnack und wuchtiger Gitarrenpower bestimmt auch das Klangbild von "Rest In Pieces". Frontmann Lauri Ylönen singt, flüstert und räuspert sich die "Weirdo"-Seele aus dem Leib. Seine nicht besonders markante Stimme umhüllen diverse Effekte. Wer seit dreißig Jahren im Geschäft ist, weiß eben, mit welchen Karten gespielt werden muss, um im Gespräch zu bleiben.

Die beiden Top-Produzenten Desmond Child (Kiss, Bon Jovi) und Marti Fredriksen (Aerosmith) sowie der britische Mix-Meister und Modern-Rock-Experte Joseph McQueen (Bad Wolves, As I Lay Dying) sorgen für einen nach allen Seiten offenen, sehr modernen und nie wirklich überladenen Sound. Der eher handzahme Pop-Rocker "Dead Ringer" kommt nicht wirklich in Fahrt. Zusammen mit Lee Jennings von The Funeral Portrait geht's dann in Richtung Stadion. Alle Outsider, Freaks und Weirdos dieser Welt verbünden sich und zeigen dem Normalo-Standard den Stinkefinger.

Zur Mitte des Albums hin geht der anfängliche Drive etwas verloren. The Rasmus wollen zu viel und werfen alles in einen Topf. Katy Perry stülpt sich das Blink 182-Shirt über ("Banksy") und Nico Santos tanzt auf dem Marshall-Amp ("Love Is A Bitch"). Geht am Ende noch was? Kriegen die Finnen nochmal die Kurve? Ein bisschen AOR-Rock ("You Want It All") und kernige Kost für Bryan Adams-Fans ("Bad Things") lassen nochmal kurz aufhorchen. Den poppigen Abschluss "I'm Coming For You" vergisst man lieber ganz schnell wieder.

The Rasmus mucken mit ihrem elften Studioalbum tatsächlich nochmal auf - wenn auch nur kurz. Die erste Albumhälfte ist klar die Bessere. Doch trotz zeitgemäßer Features und bekannter Produzenten transportiert das neu formierte Quartett nicht mehr die Energie, mit der ihr großer Hit "In The Shadows" vor 20 Jahren die Massen packte.

Trackliste

  1. 1. Creatures Of Chaos
  2. 2. Break These Chains
  3. 3. Rest In Pieces
  4. 4. Dead Ringer
  5. 5. Weirdo
  6. 6. Banksy
  7. 7. Love Is A Bitch
  8. 8. You Want It All
  9. 9. Bad Things
  10. 10. I'm Coming For You

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4 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor einem Tag

    Aufgemuckt, also genervt, haben die schon immer.

  • Vor einem Tag

    Irgendwie scheinen die tatsächlich ein Talent dafür zu haben, stets zur falschen Zeit am falschen Ort zu agieren. Insofern haben wir es vermutlich mit einer ganz schönen Weirdo-Combo zu tun, deren gewähltes Leitmotiv für dieses Album trotz der klaren Benennung ungewollt-Slapstick-artig subtil bleibt.

  • Vor 5 Stunden

    Ach das Albumcover erinnert mich an meine Ex Frau. Auch sie hatte sich die Innenseite ihrer Lippen tätowiert. Nur war es der Name ihres Pferdes "Rando" - sie liebte diesen Hengst über alles. Ihr hättet sie sehen müssen. Nun das ist leider schon eine Ewigkeit her. Wie es ihr wohl geht? Ich denke ich werde ihr mal schreiben :)

    Genug Nostalgie, ich komme zurück zur Band. Also der Vergleich mit Rammstein, erscheint mir komplett falsch. Der Opener hat einen harten Gitarrenriff und Industrial Anleihen - aber doch sicherlich keine Ähnlichkeit zu Rammstein. Außer die Ähnlichkeit soll sein: Hart Hart Hart

    Ja der Opener gefällt.