laut.de-Biographie
The Seeds
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Der unerreichte Muddy Waters betitelte dereinst einmal The Seeds als "die Rolling Stones Amerikas". Mit dieser Ansicht ist er gar nicht weit von der Wahrheit entfernt. Gelten die Stones in den Sechzigern doch als Gegenentwurf zu den eher auf das Schwiegersohn-Image festgenagelten Beatles. Und genau an dieser Stelle setzen The Seeds mit ihrem Garagenrock den Hebel an. Ganz bewusst setzen sie zu dieser Zeit Zeichen gegen das Establishment und stehen gerne als revoltierende Rocker im Mittelpunkt. Wie? Garagenrock? Ist das nicht eine Erscheinung des 21. Jahrhunderts? Nein, liebe Kinnings, das gab es schon damals.
Sänger Richard March, Jan Savage (Gitarre), Daryl Hooper (Keyboard) sowie Rick Andridge (Schlagzeug) heben die Band 1965 in Los Angeles aus der Taufe. Der charismatische Frontmann hat bereits Erfahrung als Musiker. Unter dem Namen Little Richie Marsh spielt er in den Bands The Soul Rockers und The Electra Fires. Betrachtet man sich das The Seeds-Line Up von der Instrumentenseite her, sticht dem Kenner sofort ins Auge, dass dies exakt dem entspricht, mit dem Jim Morrison und seine Doors zu Weltruhm gelangen.
Der Klang der Seeds weist denn auch erstaunliche Parallelen auf. Der Orgelsound Manzareks tönt exakt genau wie der Hoopers. Wer hat da von wem geklaut? Ein Blick in die Diskografie hilft weiter. Denn während die Türen erst 1967 mit ihrem Debüt um die Ecke kommen, sind March und seine Mannen bereits Ende 1966 eine gefragte Nummer.
Zu dieser Zeit gründen sich in Kalifornien haufenweise neue Bands, die den Rock'n'Roll um einiges archaischer und roher interpretieren als es Interpreten wie Pat Boone für die biedere weiße Mittelschicht tun. Nur nicht anecken und brav musizieren ist die Sache der Seeds nicht. 1965 ergattern sie einen Plattenvertrag beim in LA ansässigen Label Crescendo, wo sie ihre erste Single "Can't Seem To Make You Mine" veröffentlichen. Über simple Riffs und pumpende Rhythmen legt March sein näselndes Organ, mit dem er vorwiegend parolenhaft die Texte zum Besten gibt.
Schon mit der zweiten Veröffentlichung "Pushin' Too Hard" schreiben The Seeds Musikgeschichte. Der Song klettert bis auf Platz 36 in die US-Billboard-Charts und avanciert aus dem Untergrund heraus zu einem veritablen Mainstream-Erfolg. Spätestens hier liefert Sky Saxon - wie sich Richard March nun nennt - die Blaupause für Psychedelic-Rocker wie die Doors und Horden von Bands, die sich erst viel später auf die Seeds als entscheidende Ideengeber berufen. Der Erfolg der Single beschert der Band vermehrt Auftritte in Fersnehshows und größeres Publikum. Das selbstbetitelte Debüt erscheint im April 1966 und kurbelt das Interesse an der Combo noch zusätzlich an.
Vom minimalistischen Debüt weicht der Nachfolger "A Web Of Sond" vermehrt ab. Das über 14-minütige "Up In Her Room" betritt neue Pfade und erweitert den Seed-Kosmos um eine kräftige Prise psychedelischer Elemente. Neben diesem Opus besticht die Nummer "Mr. Farmer". Jenen Track kramt ein gewisser Caneron Crowe 2000 für den Sondtrack seines Films "Almost Famous" hervor. Für den Score staubt die musikalische Untermalung sogar einen Grammy ab. Mit "Future" (1967) gewinnen weiter die LSD-getränkten Stimmungen überhand. Kein Wunder, dass sich Jack Nicholson für seine Hippie-Hommage "Psych-Out" bei The Seeds bedient ("Two Fingers Pointed at You"). Zusätzlich haben sie in dem Streifen einen kleinen Auftritt, bei dem sie ebendiesen Song performen.
Eigentlich scheint es nur noch eine Frage der Zeit, wann The Seeds den endgültigen Durchbruch schaffen und zu Megastars avancieren. Aber wie die Geschichte zeigt, hat dieser letzte Schritt nie statt gefunden. Obwohl sie zu dieser Zeit Bands im Vorprogramm haben, die später Legendenstatus inne haben, bleibt ihnen dies verwehrt. Zu den Berühmtheiten, die für sie Shows eröffnen zählen neben den Doors noch The Byrds, Jefferson Airplane, The Kinks sowie Diana Ross mit den Supremes.
Das folgende Album erscheint unter dem Banner Sky Saxon Blues Band. Für "A Full Spoon Of Seedy Blues" steuert der eingangs erwähnte Muddy Waters neben Liner Notes auch etwas zum Songwriting bei. Diese Veröffentlichung, wie auch das nachfolgende Live-Album "Raw & Alive" finden jedoch nicht mehr die Anerkennung der Öffentlichkeit und kurz darauf ist dann schon wieder Schicht im Schacht bei The Seeds.
Die Karriere von Sky Saxon geht allerdings weiter. In diversen Bands spielt er über ein dutzend Platten ein. 1984 taucht er - nachdem er seiner Berufung als spiritueller Guru auf Hawaii nachgeht - wieder auf der Bildfläche auf. Gemeinsam mit Mars Bonfire (Steppenwolf), Mitgliedern von Iron Butterly ("In A Gadda Da Vida") und Fraternity Of Men ("Don't Bogart Me") gründet er die Formation Firewall. Aus dieser Kooperation gehen zwei Alben hervor (" A Groovy Thing", "Search of Brighter Colors").
1989 kramt Saxon die Seeds wieder hervor und geht mit der Band auf die The Summer of Love-Tour. Dann dauert es wieder bis 2002, ehe ein neues Lebenszeichen zu vernehmen ist - sogar bis nach Europa kommen die Veteranen des Garage-Rock. Um genau nachvollziehen zu können, was The Seeds für die moderne Rockmusik bedeuten, sollte man sich einmal anschauen, wer deren Songs in späteren Jahren covert. Die prominente Liste umfasst unter anderem folgende Bands: Cabaret Voltaire, Captain Sensible, Dwarves, Garbage, Ramones, Residents und Yo La Tengo. Auch Indie-Hero Mark E. Smith von The Fall gibt an, maßgeblich von der Band beeinflusst worden zu sein.
Die Früchte dieser Anerkennung kann Sky Saxon aber nicht mehr ernten. Am 25. Juni 2009 stirbt der Veteran des Garage-Rock.
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