laut.de-Kritik
Versandet in den Spuren der Vergangenheit.
Review von Jan HassenpflugTom DeLonge kann es auch solo. Das zumindest will der abtrünnige Blink-Mann der Welt und den Ex-Kollegen auf der acht Song starken Scheibe unter die Nase reiben. Wo man ein neues Kapitel oder gar die Abrechnung mit der Vergangenheit erwarten könnte, schwelgt Tom jedoch in Erinnerungen an den guten alten Highschool-Punk und die Synthie-Reifeprüfung mit Angels And Airwaves.
Bei vielen Titeln handelt es sich um Demomaterial, das ursprünglich für eine der beiden Kapellen vorgesehen war. Hin und her gerissen, welche denn nun die Bessere war, versandet er am Ende in den Spuren der Vergangenheit.
Damit wir uns richtig verstehen: Das bedeutet nicht, dass sein erster Gehversuch auf eigene Faust ein kompletter Schuss in den Ofen wäre. Ganz und gar nicht. "An Endless Summer" beispielsweise, will die sonnigen Tage auf Teufel komm raus nicht abschenken. Was mit einem nebulösen Synthieanflug loslegt, lässt einen wenig später wahrhaftig von unbeschwerten Teenie-Abenteuern träumen. Das kesse gute Laune-Riff hätte wohl auch locker die Aufnahmeprüfung für "Take Off Your Pants And Jacket" bestanden.
Ja sicher, Tom geht auf die 40 zu, da sollte man doch endlich mehr Reife erwarten und so weiter. Aber wenn es derart ins Ohr geht, warum nicht nochmal die Bartstoppeln abrasieren, die Cap falsch rum aufsetzen und auf dem Skateboard die Promenade runter schlickern?
Eigentlich ist die Platte wie ein Staffellauf aufgebaut. Regelmäßig löst der besonnenere Angels And Airwaves-Vibe eine nostalgische Skate-Punk-Hymne ab. Erstere werden hörbar von "Suburbian Kings" oder "Landscapes" repräsentiert, wohingegen "Circle-Jerk-Pit" und "Golden Showers In The Golden State" offensichtlich noch pubertären Pöbel-Bedarf haben: "Your dad can suck my cock, if he comes out and play. Your mom can touch my dick every fucking day". Ok, hier wird es für einen verheirateten Daddy wirklich grenzwertig.
Was solls. Klammert man den primitiven Mumpitz der Lyrics mal aus, beamt es einen schnurstracks zum "First Date" zurück. Dreckiger Pop-Punk, der näher am alten Blink-Look kratzt als alles, was sie selbst und die diversen Side-Projekte zuletzt durch den Äther gejagt haben. Tom DeLonge empfiehlt: Sonnenschirm aufspannen, Plautze ausfahren und der Welt geschmeidig den Mittelfinger zeigen.
Nichtsdestotrotz kämpfen all die Momente, in denen der Gitarrist in andere Richtungen schielt gegen die Vergänglichkeit. Die Akkustiknummer "The Invisible Parade" schnarcht, dass die Wände wackeln, und das in Gedanken versunkene "Animals", weiß auch nicht so recht wohin. Bis auf die erfrischenden Blink-Rückblenden, gibt es kaum Pointen zu vermelden. Immer mal wieder fährt der US-Boy die Stimme runter, erinnert beinahe an eine Musical-Einlage und klingt dabei mehr nasal verstopft als befreit.
Durch die Augen eines trotzigen Kindes wiederholt das Einmann-Projekt im Opener "New World" unentwegt "But I found a new world" - nur um direkt im Anschluss wieder wehmütig durch die guten alten Zeiten zu stolpern "So seventeen again, I can hear the bell and tower".
Damit ist alles gesagt. Es scheint, als wäre Tom einfach in einer Zeit gefangen, die ihn längst eingeholt hat. Inmitten der verzweifelten Versuche, sich neu zu erfinden, wirkt er fast ein bisschen zurückgelassen. So, als ob ihn Trotz und Nostalgie am Leben erhalten. Solange eben, bis irgendwann nur noch die Flucht nach vorne bleibt.
1 Kommentar
Auf blink's selbstbetiteltem 2003er Album hat er bewiesen, dass er (genau wie die beiden anderne Knilche) auch reufere Songs schreiben kann. anschließend meinte er mit A&A in belanglose Möchtegern-U2-meets-"Radiohead"-Stadiongefilde abzukacken. Mit der Reunionplatte von blink merkt man ebenfalls, dass seine idee in vershciedenen Studios aufzunehmen weil nebenprojekte und so auch voll nach hintne losgegangen ist. Das er nun schon wieder ausgestiegen/rausgeflogen ist um so eine belanglose Kacke zu veröffentlichen zeigt mehr als genug.