laut.de-Kritik
Wenn die Zeit reif ist, stehen Mike Patton und Co. parat.
Review von Eberhard DoblerEs gibt Rockacts, die machen tatsächlich nichts falsch. Im Falle Tomahawks liegt das wohl daran, dass es sich um ein long time project handelt, weniger um eine typische Band.
Duane Denison, Mike Patton und Jon Stanier, ergänzt um den neuen Bassisten und alten Kumpel Trevor Dunn, werfen ihre Ideen nur hin und wieder zusammen. Da bleibt genügend Zeit, um zwischendurch den Kopf frei zu kriegen - zuletzt sechs Jahre, ganze neun spielten sie nicht mehr live miteinander.
Album Nummer vier klingt nun durchaus nach anderen Vorzeichen: "Oddfellows" rollt zwar mit Tomahawks gewohnt crazy heavy Groove an, geht aber trotzdem als Gegenentwurf zum Vorgänger durch, der als Konzeptalbum mit viel Elektronik aus dem Rahmen fiel. Dagegen gebärdet sich die neue Scheibe fast wie extra für die Livebühne konzipiert.
In sechs Tagen rockte man das Ding in Dan Auerbachs Studio in Nashville ein und ging betont straight zur Sache. Patton konzentriert sich, ganz Faith No More, zuallererst auf den Gesang und liefert: Dem eh schon cleveren Rocker "White Hats/Black Hats" setzen seine Vocals die Krone auf. Das darf getrost auch für alle restlichen Strophen und Refrains der Platte behauptet werden.
Mikes Additonal Electronics finden diesmal maximal im Hintergrund statt. Stattdessen dominiert der Wille zum Big Riff: Hauptsongwriter Duane nagelt früher oder später in quasi jedem Song roughe und erstaunlich catchy Akkordfolgen ein, etwa bei den toughen "South Paw" und "Waratorium", dem trockenen 7/8-Rock des Titelstücks oder dem durchgeknallten jazzy Punk'n'Psycho-Roll "Rise Up Dirty Waters".
Besonders offensichtlich geschieht dies beim Vorabtrack "Stone Letter", dem unkompliziertesten Alternativerock, den Tomahawk bisher vorgelegen. Keine Nummer bringt das momentane unverkrampfte Motto der Amis besser auf den Punkt: geradeaus nach vorne, eine gute Zeit haben und trotzdem immer schön smart bleiben.
Manchen Song lassen Tomahawk nach hinten raus auch mal jam-mäßig laufen ("The Quite Few"). Ab und an könnte man sich zwar eine knackigere Snare vorstellen. Doch das bleibt eine Marginalie angesichts des unkaputtbaren Groovefundaments, das Stanier und Dunn zu jeder Zeit garantieren.
"Oddfellows" beweist zum vierten Mal: Wenn die Zeit für Tomahawk reif ist, stehen alle Bandmitglieder auf den Punkt parat. Dieser Flow hält über Albumlänge - und anschließend verzehrt man sich nach einem Livegig.
3 Kommentare
ich steh ja immer noch so tierisch auf das Native American Album "Anonymous", sensationelle einzigartige Mucke war das
Mit dem Patton kann ich (mal abgesehen von Lovage) ja wenig bis gar nichts anfangen...aber das hier tönt doch sehr interessant.
Klingt sehr gut, rockt eingängig und ja - ein Livegig wäre echt geeignet um dieses Album zu repräsentieren.