laut.de-Kritik
Vom Theater ins Studio.
Review von Michael EdeleDie Nachricht, Vanden Plas planen, für ihr nächstes Werk mit Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein zusammenzuarbeiten, stieß auf ein geteiltes Echo. Das so etwas schnell in die Hose gehen kann, haben schon Manowar gezeigt. Auch wenn die Amis die Scheibe locker ohne Hohlbeins Beteiligung in den Sand gesetzt hätten: Der gute Wolfgang hat seine wirklich großen Geschichten scheinbar schon erzählt.
Hier sieht die Grundlage nun zum Glück etwas anders aus. Zum einen sind Vanden Plas meilenweit von der Kirmestruppe Manowar entfernt. Zum anderen wissen die Herren sehr genau, wie sie ein komplexe Story auf und für die Bühne umsetzen.
Andy Kuntz hat bereits zusammen mit Wolfgang Hohlbein und Dieter Winkler für das Pfalztheater in Kaiserslautern "Blutnacht" ins Szene gesetzt, was das ebenso betitelte Buch nach sich zog. Von der Bühne ging es in Studio. "Chronicles Of The Immortals - Netherworld - Path 1" deckt nun mit zehn Songs den ersten Akt von "Blutnacht" ab. Der zweite Teil soll Anfang 2015 folgen.
Ein solches Album muss man einfach als Gesamtkunstwerk betrachten. Einzelne Songs hervorzuheben, würde den Eindruck nur verzerren. Mit "Chronicles Of The Immortal" liefern Vanden Plas ein musikalisches Hörbuch mit höchstem Anspruch. Anders hätte sich das Theaterstück wohl auch gar nicht für eine Umsetzung auf CD adaptieren lassen.
Einmal mehr vollbringt die Band das Kunststück, eine komplexe Story mit Breitwandproduktion aufzunehmen. Die fließt nicht in ausladende Arrangements, sondern mündet immer in melodischen und durchaus songorientierten Stücken.
Konzentration ist das Stichwort: Die muss man nämlich aufbringen. Obwohl Vanden Plas mit eingängigen Melodien nicht sparen, machen doch die überall versteckten kompositorischen Feinheiten den Reiz aus. Typische Rocksongs findet man hier nahezu gar nicht. Offenbaren sich mit jedem Durchlauf neue Facetten.
Man muss den Kaiserslauterern hoch anrechnen, dass sie nie den symphonisch-klassischen Overkill zelebrieren. Auch ein Stück wie "Vision 5ive - A Ghost Requiem" spielt zwar mit großem Chor. Der ufert aber nicht endlos aus, sondern bricht sogar recht plötzlich wieder ab, um in das bekannt geschmacksichere Gitarrenspiel von Stephan Lill in "Vision 6ix - New Vampyre" überzugehen.
Hier setzen Vanden Plas zur Abwechslung auf akzentuierte Härte. Dem gegenüber steht eine zarte Klavierballade wie "Vision 4our - Misery Affection Prelude", bei der auch eine mir namentlich leider nicht bekannte Dame angenehm zum Geschehen beiträgt.
Der erste Teil von "Chronicles Of The Immortals - Netherworld" bietet einmal mehr ein großartiges Musikerlebnis aus dem Hause Vanden Plas. Einmal mehr könnte ich mir in den Arsch beißen, dass ich das Angebot von Andreas Kuntz, bei einer Aufführung im Pfalztheater vorbeizuschauen, nie wahrgenommen habe.
2 Kommentare
Mh.. cooles Album. Finde besonders die ruhigen Stücke schön.
Mein Arsch muss kein Kontakt mit meinen Zähnen haben. Ich war im Pfalztheater. Es war großartig. Hab das Album gerade gehört. Boa Ey hat man mal gesagt, früher. Der Hammer. Zu Deiner Kritik: Am besten find ich ja den Ausdruck Kirmestruppe. Hi, hi. Die Lauterer könnes es besser als die Amis... soll das heißen? Jo, dann, bis zum 2. Teil. Ach nochwas. Die Jungs kommen nächtes Frühjar zurück ins Pfalztheater. Also, erspare Deinem Arsch erneute Bisswunden. Bis dahin...
HM