laut.de-Kritik
Metallica, Corey Taylor, Doro und Co. ehren den King.
Review von Manuel BergerGut neunzig Prozent aller Tribute-Alben kann man guten Gewissens nach maximal einem Durchlauf in die Tonne kloppen. Wenn beim flüchtigen Blick aufs Cover allerdings Jack Black von den mächtigen Tenacious D deshalb ins Auge fällt, weil er in einer Riege anderer Musiker irgendwo ganz hinten versteckt ist, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Bei "Ronnie James Dio - This Is Your Life" läuft jedem Fan der härteren Gangart spätestens beim Anblick der Interpretenliste das Wasser im Mund zusammen. Metallica, Motörhead, Anthrax, Halestorm und Doro haben sich versammelt, um dem großen, 2010 verstorbenen Ronnie James Dio zu huldigen. Dazu gesellen sich Joint Ventures verschiedener Stars. Mit dabei unter anderem Rob Halford, Corey Taylor, Glenn Hughes und Gitarrengott Doug Aldrich.
Doch die Scheibe macht nicht nur äußerlich einiges her, auch die Songs überzeugen. Alle selbstverständlich frisch aus dem Studio, sprich: unveröffentlicht. Los geht's mit Anthrax und Black Sabbaths "Neon Knights". Joey Belladonna kommt zwar stimmlich nicht ganz an den Meister heran, liefert mit seiner druckvollen Performance aber dennoch einen gelungenen Einstieg ab.
Dennoch zeigt sich bereits hier die größte Schwäche der Platte. So komisch das vielleicht klingen mag: Fast alle Beiträge klingen zu sehr nach Dio beziehungsweise einer seiner Bands. Sogar die Soli ähneln den Originalen teilweise frappierend. Und das Keyboard-Intro von "Rainbow In The Dark" auf die Sechssaitige zu übertragen, ist auch nicht die originellste Idee, die Stahlkatze Satchel je hatte. Nur Tenacious D beweisen auf "The Last In Line" ein wenig Mut, wenn sie die Frickelgitarre mal eben durch Flötengequietsche ersetzen. Horns up!
Außer besagten Akustikmetallern (die hier allerdings auch mal zur Stromgitarre greifen) überraschen die Scorpions, die "Temple Of The King" tatsächlich mehr nach sich selbst als nach Rainbow klingen lassen. Dabei zeigt vor allem Klaus Meine, wie wertvoll er für die Hannoveraner ist. Und selbstverständlich drückt "Yeah"-Man James Hetfield in bester "Garage Inc."-Manier dem "Rainbow Rising Medley" seinen Stempel auf.
Wirklich enttäuschend schneidet der Killswitch Engage-Beitrag ab, was zum Teil daran liegen mag, dass auf ihrem Cover von "Holy Diver" naturgemäß die größten Erwartungen ruhen. Aber für tiefer gestimmte Gitarren und ein paar gezwungen wirkende Shouts gebührt Adam Dutkiewicz und Co. wahrlich kein Innovationspreis. Zumal die uninspirierte Kopie dem Original mit Klumpfuß und Krücke hinterherhinkt.
Insgesamt ist "Ronnie James Dio – This Is Your Life" für ein Tribute-Album mehr als gelungen. Trotz fehlender Innovationen merkt man natürlich, dass hier Profis am Werk waren. Nur im direkten Vergleich mit Metallica und Co. werden einfach Defizite sichtbar. Gerade die Bay Area-Thrasher beweisen hier, dass ihr Aufstieg in den Metal-Olymp kein Zufall war.
Für Dio-Fans lohnt sich das Teil allemal, denn "Ronnie James Dio – This Is Your Life" macht einfach einen Heidenspaß und der Verkaufserlös fließt in die von Wendy Dio ins Leben gerufene Krebsstiftung. Zumal sich zum krönenden Abschluss majestätisch die Stimme des verstorbenen Orpheus erhebt. Begleitet von einem klagenden Klavier singt Ronnie James Dio sein eigenes Requiem. Allein dieses Lied zeigt, warum der kleine Amerikaner schon zu Lebzeiten zu den ganz Großen zählte. Das Original ist eben immer noch am besten.
5 Kommentare mit 4 Antworten
Wieso nur hab ich das Gefühl, dass ich das Holy Diver Cover letztens irgendwo gehört habe?
War das nicht mal im Metalsplitter?
Selbst wenn hab ich es nicht da her. Es muss irgendwo in nem Film oder ner Serie gewesen sein.
Ah ok, ich sehe, dieses Caover ist schon ein paar Jährchen alt. Dann kann es sein dass ich das mal irgendwo aufgeschnappt habe.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Das Rainbow Rising Medley ist echt das beste was man von Metallica in den letzten Jahren zu hören bekommen hat...
Ach was habe ich dieses Gebolze am Schlagzeug vermisst....
Anthrax, Motörhead ist gut. Scorpions auch, aber Meines Aussprache nervt...
...seit 40 Jahren.