Porträt

laut.de-Biographie

Glenn Hughes

Um ein Haar hätte sich Glenn Hughes in die lange Liste an Rockmusikern eingereiht, die ihrer Drogensucht zum Opfer fielen. "Ich war vollkommen zugekokst, konnte nicht atmen, sprechen oder laufen. Also fuhr ich zum Krankenhaus (zugekokst wie er war), wo mir der Arzt sagte, es gelange kein Sauerstoff mehr in mein Hirn. Wenn ich zuhause geblieben wäre, wäre ich gestorben. Drei Jahre lang hatte ich Gott gebeten, mir ein Zeichen zu geben. Ich bettelte um Hilfe, und die Hilfe kam in Form eines Aufenthalts auf der Intensivstation", erzählt Hughes in einem Interview. Nach seiner Einweisung am Weihnachtstag 1991 absolviert er mit Erfolg eine Therapie in der Betty Ford-Klinik bei Los Angeles. Nach eigenen Angaben ist er seitdem clean.

Glenn Hughes - Soulfully Live In The City Of Angels Aktuelles Album
Glenn Hughes Soulfully Live In The City Of Angels
Der ehemalige Deep Purple-Bassist trifft auf Chad Smith.

1952 im englischen Cannock geboren, begeistert sich Hughes als Teenager für die Beatles, aber auch für den Soul und Rhythm and Blues von Otis Redding, Marvin Gaye, Al Green oder Stevie Wonder. Bereits 1968 bringt er als Mitglied von Finders Keepers mit "Sadie, The Cleaning Lady" seine erste Single heraus.

Sein Bassspiel und seine außergewöhnliche Stimme, die sich mühelos von brummenden Tiefen in kreischende Höhen schraubt, sichern ihm den Job als Frontmann bei Trapeze. 1969 entstanden, veröffentlicht die Band in drei Jahren drei erfolgreiche Platten. Mit "Coast To Coast" schreibt Hughes in dieser Phase eines seiner bekanntesten Stücke.

Der große Sprung gelingt ihm 1973, als er ein Angebot von Yes ablehnt und Bassist Roger Glover bei Deep Purple ersetzt. Mit dem für Ian Gillan eingesprungenen David Coverdale bildet er ein markantes Gesangsduo, das mit dem Album "Burn" (1974) an den Erfolg der Vorgänger anknüpft. Gitarrist Richie Blackmore ist jedoch mit der eher funkigen Neuorientierung unzufrieden und verlässt die Band, um Rainbow zu gründen. Hughes nimmt mit Deep Purple noch zwei Alben auf, bevor der Alkoholtod des neuen Gitarristen Tommy Bolin das vorläufige Ende der Band bedeutet.

In dieser Zeit beginnt auch seine eigene Sucht. "Ich fing an, Kokain zu nehmen, und zwar heftig. Ich habe nie ein schlechtes Konzert gespielt, aber habe mich ein bisschen zu verrückt aufgeführt. Mit 21 war ich Millionär, ständig zugekokst, hatte meine eigene Limousine und überall Rolls-Royces. Ich hätte jemanden erschießen können, ohne dafür belangt zu werden", erinnert er sich.

Zunächst läuft alles gut. 1977 erscheint sein erstes Soloalbum "Play Me Out", das ihm gute Kritiken beschert und das er mit seinen alten Trapeze-Kollegen aufnimmt. Der große Wurf gelingt ihm 1982, als er mit dem Gitarristen Pat Thrall das wuchtige "Hughes/Thrall" veröffentlicht. Für das Album folgt auch eine Tour durch die USA, bei der Tommy Aldridge hinter den Drums sitzt, der wenig später zu Ozzy Osbourne abwandert. Obwohl die Presse das Album liebt, verkauft es sich nicht sonderlich gut und es geht rapide bergab.

Zwar fängt er sich für seinen Gesangstil das Lob von Stevie Wonder ein und arbeitet unter anderen mit Black Sabbath ("Seventh Star") und Gary Moore zusammen ("Run For Cover"), sein Konsum hat jedoch solche Züge angenommen, dass seine Solokarriere faktisch auf Eis liegt. Nach eigenen Angaben tritt er in den gesamten 80er Jahren gerade zwanzig Mal auf. Sein größter Erfolg gelingt ihm ironischerweise wenige Tage vor seinem Zusammenbruch, als er mit einem Gesangbeitrag zu KLFs "America: What Time Is Love?" an der Spitze der englischen Single-Charts steht.

Nach dem Entzug beginnt ein neues Leben. 1992 veröffentlicht er sein zweites Soloalbum "L.A. Blues Authority" und schart für die anschließende Tour mehrere Mitglieder von Europe um sich. Ein Mitschnitt der Zusammenarbeit erscheint zwei Jahre später mit dem Titel "Burning Japan Live". Schon zuvor hat er auf der Solo-Scheibe des Europe-Gitarrist John Norum gespielt und gesungen und leiht seine Stimme auch den Solodebüt des ehemaligen Dokken-Gitarristen George Lynch. Für einige Shows kommt Hughes auch wieder mit seinen alten Mitstreitern von Trapeze zusammen.

Ab der zweiten Hälfte der 90er Jahre verwandelt sich der Sänger/Bassist in ein Arbeitstier. Schon 1994 erscheint das nächste Album "From Now On", auf dem er einen ganze Riege an Gastmusikern wie John Norum, Warren De Martini (Ratt), Ritchie Kotzen (Poison) oder Mick Mars (Mötley Crüe) um sich schart. Seine Liveband wechselt genauso oft, wie die Leute, die mit ihm im Studio arbeiten, doch das macht seine Arbeiten nur variabler und frischer. 1995 kommt "Feel" und er steuert seine Stimme zu den Veröffentlichungen des ehemaligen Nina Hagen-Gitarristen Billy Liesegang und dem Brazon Abbot-Album "Live And Learn" bei.

"Addiction" landet schon ein Jahr später in den Regalen und Glenn arbeitet mit Tony Iommi (Black Sabbath) an einer gemeinsamen Veröffentlichung, die jedoch außer als Bootleg in Japan nie das Tageslicht erblickt. Dafür bastelt er an einem Tribute-Album für seinen verstorbenen Deep Purple-Kollegen Tommy Bolin rum und spielt mit dem Drummer Matt Sorum (Velvet Revolver/Ex-The Cult/Guns N'Roses), Keyboarder Keith Emerson (Emerson, Lake) und Gitarrist Steve Salas "The Way It Is" ein, das '99 erscheint. Im Anschluss daran geht es im Vorprogramm von Thin Lizzy und der Michael Schenker Group auf Tour durch Europa.

In dem Jahr scheint er kaum zu schlafen, denn er singt nicht nur auf Marc Bonillas Live-Album, sondern auch auf Billy Sheehans Niacin-Scheibe "Deep", ist auf Erik Norlanders "Inot The Sunset" dabei und leiht "Nostradamus" von Nikolo Kotzev seine Stimme. Auch zur Jahrtausendwende geht er es nicht viel ruhiger an, sondern begleitet mit seiner Band UFO auf deren Europa-Dates. In der Zeit gründet er auch sein eigenes Pink Cloud-Label und fährt 2001 tatsächlich seine erste, waschechte Solotour durch die Staaten. Dazu holt er sich Gitarrist Nastros und Drummer Brian Tichy (Ex-Foreigner/Zakk Wylde) ins Boot.

Im März des Jahres wird der Mann vorübergehend für tot erklärt, was sich aber schnell als eine Verwechslung mit seinem Namensvetter herausstellt, der bei The Village People aktiv war. Dass Glenn selbst noch höchst lebendig ist, beweist er mit "Building The Machine" wenig später. Einen nächsten, großen Schritt macht er 2002, als er sich mit dem ehemaligen Deep Purple-Fronter Joe Lynn Turner zusammen schließt und das "Hughes Tuner Project" veröffentlicht. Um im fernen Osten auf Tour zu gehen, engagieren sich die beiden dort einfach ein paar erfahrene Musiker.

Der zweite Teil der Zusammenarbeit zwischen Glenn und Joe erscheint 2003, kurz nachdem mit "Songs In The Key Of Rock" das nächste Soloalbum in den Regalen liegt. Inzwischen steht ihm als Drummer des öfteren Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers zur Seite, was sich auf der DVD/CD "Soulfully Live In The City Of Angels" leicht feststellen lässt. Der ist auch bei den Aufnahmen zu "Soulmover" dabei, wo ihm auch Dave Navarro (Ex-Jane's Addiction/Red Hot Chili Peppers) unter die Arme greift.

Es kommt erneut zur Zusammenarbeit von Tony Iommi und Glenn, die dieses Mal auch 2005 in dem Album "Fuse" fruchtet. Zahlreiche Kooperation und ein Auftritt im russischen Kreml später folgt schließlich "Music For The Divine", das er auf ausgiebigen Touren durch Russland, die Ukraine und Skandinavien vorstellt. Vor allem im Osten Europas scheinen sie den Mann ins Herz geschlossen zu haben, denn er wird Ehrenbürger in ein, zwei Städten und im serbischen Tzaribrod benennen sie sogar die Glenn Hughes Music Hall nach ihm.

Da ist es auch mal an der Zeit, im August mit "This Time Around: An Anthology 1970 - 2007" eine Retrospektive aufzulegen. Doch der Output von Glenn ist noch lange nicht am Ende, denn Anfang Mai erscheint mit "F.U.N.K." schon das nächste Album der 'Voice Of Rock', zu dem einmal mehr Chad Smith die Drums beigesteuert hat. 2009 gründet Hughes nach einer gemeinsamen Jam-Session mit Joe Bonamassa die Black Country Communion.

Alben

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