laut.de-Kritik
Bass und Perfektion.
Review von Emil DröllOzzy ist tot. Und ja, da rutscht bei dem einen oder anderen immer mal "Seventh Star" ins Gedächtnis. Aber wir müssen nicht in der Vergangenheit wühlen, um Glenn Hughes in Höchstform zu erleben. Mit "Chosen" liefert der Mann ein Alterswerk, das klingt, als hätte er die Jahre im Whiskeyglas zu musikalischem Gold destilliert. Über das Albumcover müssen wir gar nicht reden – ignoriert es, vertraut auf den Rock, der drinsteckt.
Schon "Voice In My Head" haut einen um. Schwere Drums, tiefe Riffs, Hughes' Stimme souverän wie eh und je. Ghost Notes, Pausen, ein Zusammenspiel von Härte und Melodie, das man so nur von den ganz Großen kennt.
Ich behaupte: Es gibt zu wenig Bassgitarren auf dieser Welt. Und Hughes sorgt auch 2025 noch dafür, dass man sie wieder wahrnimmt. In "My Alibi" wummert der Bass konstant durchs Set, dazu ein bisschen Wah-Wah-Zauber – klingt fast so wie aus der Slash ft. Myles Kennedy Ära. Zumindest genauso gut.
Der Titeltrack dreht das Tempo etwas runter, eher balladesk, ohne den vorherigen Wumms. "Heal" katapultiert uns wieder in stadiontaugliche Gefilde – Hughes zeigt, dass seine Stimme nach wie vor ein Instrument von Weltklasse ist.
"In The Golden" startet hart, switcht gekonnt zwischen sanften Vocals und metallischen Gitarrenattacken. "The Lost Parade" fügt sich solide ins Album ein, "Hot Damn Thing" überrascht mit einem unerwarteten Bluesrock-Twist. Heraus sticht "Come And Go" als Ballade – diesmal erinnerungswürdiger als der Titeltrack. "Into The Fade" beendet das Album heavy, durchdacht und ohne überladen zu wirken.
Alles in allem ein mehr als solides Rockalbum, das den einen oder anderen positiv überraschen wird. Dass Hughes ein eher kleines Publikum erreicht, liegt weniger am Talent als an seiner Vermarktung und der langen, bewegten Vergangenheit. Und trotzdem weiß Glenn Hughes einfach immer noch, wie man Rock in die Fresse haut, ohne zu übertreiben.
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