laut.de-Kritik
Der ehemalige Deep Purple-Bassist trifft auf Chad Smith.
Review von Giuliano BenassiDas Bild auf der Rückseite des Covers lädt zu einem genaueren Blick ein. Ist das nicht der Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers, der hinter dem lachenden Hughes auf die Felle drischt? Tatsächlich: Es handelt sich um Chad Smith, der prominenteste, aber nicht einzige große Name, der sich zu diesem Konzert des ehemaligen Bassisten und Co-Sänger von Deep Purple einfand. Zu ihnen gesellen sich auch Alex Ligertwood (Ex-Santana) und Kevin Dubrow (Quiet Riot).
"Soulfully Live in The City Of Angels" entstand im Februar 2004 in einem kleinen Studio in Hollywood. Die Atmosphäre ist entsprechend familiär: Auf der engen Bühne ist ein Teppich ausgelegt, Kerzen sorgen für schummrige Beleuchtung, Freunde und ausgewählte Fans wohnen dem Auftritt im Schneidersitz bei.
Das Material stammt aus allen Schaffensphasen der mittlerweile 30-jährigen Karriere Hughes'. Wer es noch nicht kennt, dürfte von der Güte des Solomaterials aus den letzten 12 Jahren überrascht sein. "Higher Places" erinnert etwa an Led Zeppelins "Kashmir", "Written All Over Your Face" kann als gelungene Ballade durchgehen. Hughes' stellenweise an Ian Gillan erinnernde Stimme reicht und kreischt nach wie vor bis in die höchsten Tonlagen, sein Bassspiel ist immer noch druckvoll und originell. Das Ganze hört sich zwar deutlich nach 70er Jahre Hardrock an, klingt aber weder abgenutzt noch verstaubt.
Gute Unterstützung liefern seine Mitmusiker. Lediglich Stammgitarrist JJ Marsch kann mit Glatze, blonder Vokuhila-Matte und unpassendem Posertum nicht wirklich überzeugen. Seine Grenzen zeigen sich vor allem in den Stücken aus Hughes' Vergangenheit, angefangen beim Publikumsliebling "Coast To Coast". "Mistreated" zu interpretieren, ist natürlich eine undankbare Aufgabe - wer schon kann Richie Blackmore in einem seiner besseren Momente das Wasser reichen? -, "Gettin' Tighter" und das abschließende "You Keep On Moving" zeigen, dass Deep Purple auch nach dem Abgang des launischen Gitarristen und während des kurzen Zwischenspiels Tommy Bolins Anständiges zustande brachten.
Die schlecht ausgeleuchtete Bühne führt zu einer bescheidenen Bildqualität, die der Dolby Digital 5.1-Sound aber wettmacht. Hughes' dick aufgetragenes Make-Up und seine an Ozzy erinnerende 70er Jahre-Aufmachung sind auch nicht gerade ein Augenschmaus. Zu einer uninteressanten Bildergallerie gesellen sich Interviews mit den wichtigsten Beteiligten inklusive Smith und Hughes, der sich abseits jeder Mode wähnt. "Every five or ten years a new movement comes along. I try to write music that comes from my soul. I write about the human condition", gibt er zu Protokoll.
"Soulfully Live in The City Of Angels" hält ein gelungenes Konzert fest, das Hughes' Karriere wieder etwas Rückenwind verschaffen könnte. Neben der DVD erscheint der Mitschnitt auch als Doppel-CD. Als Bonus sind hier zwei durchaus anhörbare Studio-Tracks enthalten.
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