laut.de-Kritik
Dieser Seelenstriptease verströmt pure Melancholie.
Review von Michael EdeleBei dem Vorgänger "Music For People", immerhin schon vor über vier Jahren erschienen, unterlief mir leider der Fehler, ein ähnliches Werk wie das Debüt "Visual Audio Sensory Theatre" zu erwarten. Denselben Fehler werde ich bei "Nude" bestimmt nicht mehr machen.
"Music For People" war ein typisches Beispiel für ein Album, das mit jedem Durchlauf wächst und seine Schätze erst nach und nach offenbart. Jon Crosby scheint eingesehen zu haben, dass er die wirklich große Musik nicht im Bandkontext schreiben und realisieren kann, sondern dass er dazu die absolute Macht und Kontrolle benötigt. Deshalb hat er sich nach der Tour zu "Music For People" von Manager, Band und Label getrennt und versucht, sich sechs Monate lang in der Wüste von New Mexiko auf sich selbst zu konzentrieren.
Das Ergebnis dieser Zeit offenbart Jon nun auf Naked. Mit "Tourquise" steigt er gekonnt in das Album ein und lässt Erinnerungen an das Debüt aufkommen. Nach eher ruhiger Strophe nimmt der Chorus mächtig Fahrt auf, und Jon zeigt kräftig Emotion. "Thrown Away" greift auf die gewohnten und geliebten indianischen Gesangssamples zurück und verbreitet trotz härterer Passagen ein sehr relaxtes Feeling. Pure Melancholie verströmt der Mann anschließend mit "Don't Take Your Love Away" und verlässt ab diesem Song eigentlich auch das rockigere Territorium.
Während "Be With Me" noch einen lockeren Rockbeat von Anthrax-Motor Charlie Benante fährt, verlässt sich "Lost" auf programmierte Drumloops, was gut zur ruhigen Atmosphäre des Songs passt. "Winter In My Heart" ist dann die typische VAST-Ballade und kann genauso begeistern wie das minimalistische und von Gitarre und Jons Stimme getragene "Desert Garden". Auch wenn "Japanese Fantasy" zunächst etwas schräg anmutet, so sind es doch wieder die aufeinander aufbauenden Gesangsmelodien von Jon, die diesen Track zwar retten, aber leider nicht in den hohen Standard der übrigen Songs.
Die schon auf "Music For People" aufgetretene gesangliche Ähnlichkeit zu Bono ist auch bei "Extasy" wieder zu hören. Doch es gibt sicher Schlimmeres, als mit dem U2 Frontmann verglichen zu werden. Vor allem, wenn sich Jon mit "Candle" gleich darauf wieder in zuckersüßen, ergreifenden Melodien verliert, die sich wie bei "I Can't Say No To You" schon im Singer/Songwriter-Bereich bewegen. Mit den beiden Bonustracks "Falling From The Sky" und "I Woke Up LA" erlaubt sich Mr. Crosby noch mal, ein wenig mit echten Drumbeats zu arbeiten, bleibt aber auch hier in einem eher gezügelten Tempo.
Auch "Nude" schafft es somit nicht, das überragende Debüt des 28-jährigen zu toppen. Dennoch ist es dem Mann wieder gelungen, eine ganze Reihe an melancholischen Meisterstücken zu schreiben, die er hoffentlich auch irgendwann wieder live präsentieren wird.
5 Kommentare
der herr crosby liefert endlich mal wieder was absolut großartiges ab und fast keine sau bekommts mit. wirklich schade.
dem review jedenfalls kann ich eigentlich zustimmen, auch wenn ich in dem fall sogar alle punkte gegeben hätte und das negativ erwähnte japanese fantasy imho zu den highlights gehört. wobei diese platte sowieso in ihrer gesamtheit überzeugt. nichtmal die bonustracks fallen qualitativ ab. klasse.
Turquoise ist geil, der Rest blieb noch nicht so bei mir hängen.
Insgesamt scheint Crosby aber wieder weg von der 08/15-Band-Instrumentierung der "Music for People" zurück zum Experimentellen gegangen zu sein. Auf jeden Fall die richtige Richtung, das Debüt ist für mich bis dato aber immer noch unerreicht.
das debüt....hmmmmmmmmmmmmm...........the niles edge......
Absolut empfehlenswert genau wie die beiden anderen Alben!
geiles album!