laut.de-Kritik
Ein Gradmesser für Death Metal 2019.
Review von Manuel BergerEs ist schon eine Weile her, dass David Vincent brauchbares Material abgeliefert hat. Zwar war er noch am ordentlichen Terrorizer-Album "Hordes Of Zombies" beteiligt. Doch seine alten Fans spotteten in den letzten Jahren häufig über ihn, "Illud Divinum Insanus" überließen sogar einige von ihnen dem Feuer. Es folgten halbgare Ausflüge zum Country und nach seinem erneuten Split mit Morbid Angel gründete Vincent mit I Am Morbid eine überflüssige Morbid Angel-Throwback-Band, deren erste Europa-Tour wegen Reisepassproblemen abgesagt wurde. Nach all diesen Fehlschlägen legt er jetzt mit "Something Wicked Marches In" ein Werk vor, das als Gradmesser für Death Metal 2019 gelten könnte.
Vltimas rief der ehemalige Mayhem-Gitarrist Rune "Blasphemer" Eriksen ins Leben, der mit ersten Ideen zunächst Cryptopsy-Drummer Flo Mounier konfrontierte, bevor Vincent als letztes Puzzlestück hinzu stieß. Allesamt verdiente Namen im Extreme Metal also, und besonders Eriksen und Mounier demonstrieren, dass sie zu den besten ihres Fachs zählen.
Eriksen spielt sich durch atemlose Tremololäufe, jenen früher Morbid Angel-Platten nicht unähnlich. Immer wieder flicht er dabei seine Erfahrung im Black Metal ein. Durch "Diabolus Est Sanguis" und "Last Ones Alive Win Nothing" wehen eisige norwegische Winde. Durchsetzt mit verhältnismäßig eingängigen Riffbreaks ("Praevalidus"), häufigen Tempo- ("Everlasting") und gelegentlichen tech-metallischen Taktwechseln ("Truth And Consequence") herrscht nie Langeweile.
Mounier schließt sich dem Highspeed-Reigen mit beneidenswerter Doublebass-Kontrolle an, die durchweg für Staunen sorgt, ebenso die Blastbeat-Attacken in "Praevalidus". Genau hier demonstriert Mounier aber neben schierer Brutalität seine Affinität zu im Kontext beinahe filigran anmutenden Fills. Wie seine Hauptband Cryptopsy profitiert auch Vltimas von seinem abwechslungsreichen Spiel. Vincent atmet derweil den Spirit von Death Metal alter Schule und kittet mit seiner Erfahrung die aberwitzigen Geschwindigkeitsausflüge seiner beiden Kollegen. Im sperrigen "Monolith" knurrt er mit rollendem R eine morbide Huldigung an eine dämonische Prinzessin. Seine Growls donnern noch immer, pointierter Klargesang sorgt unter anderem in "Monolith", "Last Ones Alive Win Nothing" und "Diabolus Est Sanguis" für episch-abgründige Momente.
Mounier bringt die Technik mit, Vincent die Graberde und rohe Kraft und Blasphemer holt sich Inspiration aus beiden Welten und komponiert angeschwärzt dazwischen. So platzieren sich Vltimas an der Schnittstelle zwischen modernen und traditionellen Death Metal-Strömungen. I Am Morbid braucht Vincent nach diesem Statement eigentlich nicht mehr. Mit "Something Wicked Marches In" gewinnt er den direkten Vergleich zum jüngsten Album "Kingdoms Disdained" deutlich. Übrigens auch aufgrund der hervorragenden Produktion Jaime Gomez Arellanos.
1 Kommentar mit 3 Antworten
Tatsächlich sehr erfrischend, zwischendurch solche "oldschooligere" Alben zu hören. Flo ist mein Highlight, er beweist immer wieder, warum er Vorbild für ne ganze Generation an neuen Extreme-Drummern geworden ist...
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Bin eher durch Zufall über die Band gestolpert. Höre seit ´88 Morbid Angel und Cryptopsy seit Mitte der Neunziger. Blackmetalfan der ersten Stunden- allerdings nie mit Mayhem in Berührung gekommen eher Dark Throne oder Dissection! Aber diese Scheibe fegt alles schön beiseite was sich Death Metal nennt! Hört sich wie (m)ein Jungbrunnen an. Keine Ahnung warum ich mir mein Shirt in GB bei Eyesore Merch in Nottingham bestellen musste. Macht es noch besse/rarer finde ich. Hoffen wir das die Band nicht wie die Eintagsalbumfliege Terrorizer vergeht....