laut.de-Kritik
Fünf Sachsen verteilen eifrig Indiecore-Maulkörbe.
Review von Kai ButterweckBlackmail-Mastermind Kurt Ebelhäuser hat schon so mancher Combo hierzulande mit seinem ausgeprägten Gespür für detailverliebte Klanglandschaften zu nahrhaften Outputs verholfen. Bands wie die Donots, Long Distance Calling und Escapado klatschen auch heute noch begeistert in die Hände, wenn sie an ihre Zusammenarbeit mit der Indie-Ikone erinnert werden.
Auch Zen Zebra aus Leipzig ergatterten sich im Herbst 2010 einen Platz im Herzen des allmächtigen Kurt und durften unter seiner Regie im ehrwürdigen Tonstudio 45 ihr Debütalbum einprügeln. Das Ergebnis präsentiert sich mit ausgebreiteten Flügeln und stolz geschwellter Brust. Zu Recht, denn die insgesamt elf Songs dürften so manch illustre Szene-Kollegen aus hiesigen Gefilden vor Neid erblassen lassen.
Mit ausgeklügelten Strukturen, kontrastreichen Laut-/Leise-Spielereien und beeindruckender Spielfreude im Gepäck, erteilen die fünf Sachsen mit Songs wie "Butterfly Skin", "Footprints On Sinking Ships" oder "Pollyanna Please" so ziemlich jeder Combo von der Elbe bis zur Isar einen Maulkorb, die sich in der jüngeren Vergangenheit den Button Indie-Post-Hardcore an die Proberaumtür geklebt hat.
Mit einer durchgehend intensiven Gesangsperformance schreit, jauchzt und singt sich Sänger Marv Endt die Seele aus dem Leib und pendelt dabei zwischen klassischem Rock-Shouter und ausdrucksstarkem Hochton-Troubadour hin und her. Auch seine vier Mitstreiter treiben mit wahlweise brachialem ("Read Me To Sleep", "Lake Lauer") oder zartem ("Rubicube", "Will") Spiel jedem Sound-Yin-und-Yang-Liebhaber die Freudentränen in die Augen.
Dass das Quintett zudem noch in der Lage ist, Gegensätzliches innerhalb eines Songs gewinnbringend zu parken, beweisen Zen Zebra auf dem fulminanten "This Song Could Bear All Your Names". Wenn sich dann auch noch große Melodien ("The Hypnagogic State", "Will") einreihen, wandert der Rotstift endgültig in die Tonne. Mit punktuell eingesetzten Verschnaufpausen sorgt die Band zum Glück immer wieder für einen ruhigen Puls beim Hörer. Danke dafür. Denn ein 45 Minuten durchgehendes Freudentaumel-Gezappel macht nicht jeder Körper so einfach mit.
3 Kommentare
Sind die tatsächlich so gut? Dann sollte ich sie wohl doch live sehen... sind ja bald wieder in der Stadt.
Ja, solltest du! nicht nur unplugged super und anders. sondern auch die "reinform" ist super! ein besuch wert: definitiv
Live krieg ich bei denen voll die Macke, immer wieder. Gänsehaut, die ich die ganze Zeit wegtanzen möchte. Vor allem Sänger Marv ist beeindruckend, Stimme und Präsenz. Der macht auch mal Kopfstand zwischendrin! Und wie sie die Musik in Sound und Arrangement zelebrieren...
Brachial intim, hat mal jemand über sie geschrieben. Zieh's dir rein, unbedingt. Dass die aus Leipzig sind, ist absurd. Aber gut.