laut.de-Biographie
4 Hero
1988 kommen Dego McFarlane und Marc Mac erstmals zusammen. Als DJs bei Strong Island, einem der Flaggschiffe unter den damaligen Piratensendern, schmuggeln sie so wertvolle Fracht wie Acid, Rare Groove und Hardcore Hip Hop hinaus auf die Londoner Frequenzwellen.
Als 4 Hero treten die beiden erstmals 1989 auf. Zugleich sammeln Dego und Marc unter verschiedenen Pseudonymen reichlich Erfahrung in allen Bereichen der modernen elektronischen Musik. Als Jacobs Optical Stairway, Tek 9, Nu Era oder Tom und Jerry, je nach personeller und stilistischer Ausrichtung, tarnen sie ihre Identität. Das verschafft ihnen genügend kreativen Freiraum, denn sie sehen in Zeiten immer größerer Ausdifferenzierung im Festlegen auf eine bestimmte Richtung eher einen Nachteil. Sie schöpfen aus allem was modernes Equipment und elektronische Musik leisten kann, und bedienen sich ihrer vielfältigen Wurzeln, die im Hip Hop genauso wie Techno liegen.
Nach einer Reihe von EP-Veröffentlichungen erscheint 1991 ihr Debüt-Album "In Rough Territory" auf dem eigenen Label Reinforced. Zu diesem Zeitpunkt gelten 4 Hero bereits als Pioniere des Drum'n'Bass, in dem sie immer wieder unentdeckte Räume aufspüren und nicht gelöste Rätsel entdecken. Auch ihre ausgewählten Kooperationen mit eigenständigen Künstlern feiert man inzwischen nicht mehr nur in der Szene. Zusammen mit Juan Aitkins, Carl Craig, Ursula Rucker und anderen liefern sie die Bilder fürs Kopfkino: "Wir haben ein starkes visuelles Gefühl, wenn wir die Tracks machen ..."
1994, als die Musikwelt dem hektischen Jungle zu Füßen liegt, produzieren sie mit "Parallel Universe" ein Album gegen jede Mode: Breakbeats verbinden sich mit ruhigen, melodischen Streicherklängen und jazzigen Eskapaden zu einer neuen Einheit. Das erregt einiges Aufsehen und bringt schließlich den Deal mit Talkin Loud. Ihrer Aura des "der-Zeit-voraus-seins" fügen sie mit dem Major-Debüt "Two Pages" genügend positives Karma hinzu, um ausgiebig gefeiert zu werden. Die international aufmerksam gewordene Welt verleiht ihrem Output das Etikett "wegweisend". "Live gespielte Instrumente waren nicht unbedingt das, was die Leute damals von Jungle erwarteten. Wir machen Musik, und kümmern uns nicht drum, wie's genannt wird". Mit so einer Einstellung können die beiden ihren Visionen tabulos freien Lauf lassen.
Auch der dickste Hype erledigt sich irgendwann, und so spielt Drum'n'Bass anno 2004 keine wirkliche Rolle mehr. Weder in den Clubs, noch in den Verkaufsstatistiken. Die Zeichen der Zeit haben auch 4 Hero erkannt und veröffentlichen statt eines regulären Albums eine Remix-Doppel-CD mit einem originellen Konzept. Auf CD 1 remixen Dego McFarlane und Marc Mac Songs von Nuyorican Soul, Courtney Pine, Scarface, Goldie, Ultra Nate, Terry Callier und vielen anderen. Auf CD 2 würdigen etablierte Remixer ihre 4 Hero-Klassiker. Masters At Work, Jazzanova, DJ Spinna, King Britt, Metalheadz und einige Newcomer veredeln das Ausgangsmaterial auf ihre Weise.
Drei Jahre später wagen sie noch einmal den Versuch eines Studioalbums. "Play With The Changes" lässt dem Namen nach hoffen, dass McFarlane und Mac dem Wandel der Zeit durch musikalische Veränderung Tribut zollen. Tun sie aber nicht, nörgelt das Goone-Magazin: "Etwas so Uninspiriertes hätte man den beiden Briten nicht zugetraut." Anderen Stimmen zufolge "überraschen die beiden zwar nicht mehr mit brandneuen Ansätzen oder Innovationen, behaupten aber ihre sehr hohe Position im kleinen Kosmos des selbst geschaffenen 21st Century Soul" (Jazzthing).
Als über die Maßen gelungen erweist sich dagenen Dego McFarlanes Beitrag zur "Mixing"-Reihe des Sonar Kollektivs. Nach Jazzanova und Âme bestreitet er die dritte Ausgabe und zelebriert einen atemberaubenden Trip durch Genres und Jahrzehnte. Von Detroit über Jamaika nach Kalifornien und zurück, vom Hip Hop über 80er-Jahre-Synthiebeats, Dub und R'n'B zurück zum Rap.
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