laut.de-Kritik

Zwischen Strobo-Ekstase und "Dawn Of The Dead"-Atmo.

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Ob düstere Apokalypse oder psychedelisches "Trainspotting": Die Postrocker von 65daysofstatic haben in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen, dass ihre ausgeklügelten Instrumentalreisen nahezu vielen - abseits der Masse – gut zur Seite stehen könnten. Auch ihr mittlerweile sechstes Album "Wild Light" pendelt zwischen archaischer "Dawn Of The Dead"-Atmosphäre ("Heat Death Infinity Splitter") und Strobo verseuchter Out of Space-Ekstase ("Blackspots") hin und her.

Zwischendurch bedienen sich die Briten ungeniert im Shoegazing-Lager ("The Undertow") oder buddeln wie wild im bandeigenen Archiv ("Taipei"). Insgesamt fördert das - oberflächlich betrachtet - nur wenig Überraschendes zu Tage. Wie gewohnt herrscht Chaos im Reich der Briten. Erst wenn tiefer gegraben wird, befreit sich die Band von der ein oder anderen Verkrustung.

Da wäre beispielsweise die flächendeckend eingesetzte Elektronik, die sich wie ein unsichtbarer Schleier über das Gesamtpaket legt und Freunde analog instrumentierter Klänge erst aufmucken lässt, wenn das Schiff schon längst im sicheren Hafen liegt. Da lachen sich die Protagonisten zu Recht ins Fäustchen.

Das Auslegen falscher Fährten, Spielen mit gegensätzlichen Mustern oder das Erzeugen von Stimmungen jenseits des Mainstreams, damit kennen sich 65daysofstatic bestens aus. Aber keine Bange, liebe Jünger des Rocks: Die Insulaner können verzerrte Gitarren auch klingen lassen, so wie man amtliche Sechssaiter normalerweise kennt – krachend und druckvoll ("Sleepwalk City", "Unmake The Wild Light").

Und so greifen cineastische Soundscapes und in sich verwobene dynamische Spielereien ineinander - Liebhaber der Briten dürften sehr zufrieden sein. Neu- oder Quereinsteigern hingegen präsentiert sich "Wild Light" eher als harte Nuss, denn mit vorausschaubaren Strukturen haben 65daysofstatic herzlich wenig am Hut.

Trackliste

  1. 1. Heat Death Infinity Splitter
  2. 2. Prisms
  3. 3. The Undertow
  4. 4. Blackspots
  5. 5. Sleepwalk City
  6. 6. Taipei
  7. 7. Unmake The Wild Light
  8. 8. Safe Passage

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LAUT.DE-PORTRÄT 65daysofstatic

"Wir wollen aus einer eher unzugänglichen Alternative-Position heraus zugängliche Musik erschaffen", erklärt 65dos-Gründungsmitglied Paul Wolinski.

7 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Der Text wäre eine ausgezeichnete Einführung für Nichtkenner der Band. Was er allerdings mit diesem Album zu tun haben soll, verstehe ich beim besten Willen nicht. Klar, das hier schreibt ein anderer Rezensent als derjenige, der die letzten Scheiben von 65daysofstatic bewerten durfte. Leider kommen dabei oft Artikel heraus, die für Kenner oder gar Fans der Band absolut uninteressant sind, da sie nur wenig auf die vorigen Werke eingehen und so der Kontext einer Platte und die Entwicklung der Band zu kurz kommen.

    Auch könnte ersichtlicher sein, wie sich die Bewertung erklären lässt. Okay, genug korinthenkackert. Ich bin sehr gespannt aufs Album!

  • Vor 11 Jahren

    Hier ist ja jar nücht los... Dummerweise hatte ich noch nicht das Geld, mir das Album zu kaufen, ich rechne aber schwer mit eine abgemilderten Form des Vorgängers.

  • Vor 11 Jahren

    Bin auch noch nicht zum Reinhören gekommen. Meinung folgt!

  • Vor 10 Jahren

    unerwarteterweise das post-rock-album des jahres für mich. ganz im gegensatz zum so übel enttäuschenden "origin" von god is an astronaut. die songs des albums sind stilistisch allesamt so verschieden, aber iwo immer unverkennbar 65dos. zu beginn viel electro, der sound schmeichelt sich ins ohr, erstmalig auch shoegaze-anteile. mittig gehts gut ab, die jungs machen richtig tempo, toll variables schlagzeugspiel. und gegen ende wirds richtig richtig episch, highly emotional.. ist wie ne reise durch den gesamten backkatalog der band. und mit "unmake the wild light", einem für 65dos-verhältnisse relativ konventionellen song, der sich dieses für post-rock typischen crescendos bedient, stellen 65dos fast alle anderen songs dieser machart in den schatten, finde ich.

  • Vor 10 Jahren

    Hey post-rocker, da kommen wir anscheinend zu ähnlichen Ergebnissen. Bis auf wenige Ausnahmen finde ich das neue GIAA-Album auch eher enttäuschend, obwohl sie sich ein bißchen was getraut haben. Allerdings überzeugen mich vielleicht eine Handvoll Songs, wobei sie im Live-Set durchaus klargingen.
    Zu "Wild Light" kann ich meine erste Wertung kaum korrigieren. Das einzige, was dem Album fehlt, ist ein gelungener Rausschmeißer. "Safe Passage" bleibt ein wenig blass. Sowas wie "Tiger Girl" beim Vorgänger hätte hier die 5/5 klargemacht.

  • Vor 6 Jahren

    it's still so fucking awesome..