laut.de-Kritik
Die passende Musik zu einem Rundgang durch die "Körperwelten"-Ausstellung.
Review von Daniel StraubMit der neuen Doppel-CD "Preferential Legacy/Preferential Tribe" ergänzt :Wumpscut: Mastermind Rudy R. die Reihe seiner Re-Releases und rückt dabei dieses Mal die frühen Tage der Bandgeschichte in den Blickpunkt. Der Doppelpack enthält die 1995 nur als Vinylversion erschienene LP "Preferential Legacy" sowie Remixe und Limitiertes aus der jüngeren Vergangenheit.
Zusätzlich packte der Münchner noch einige deutsch gesungenen Versionen seiner größten Hits drauf, die bereits unter dem Titel "Music For U German Tribe" erschienen sind. Wem das noch nicht Kaufreiz genug ist, der werfe einen Blick auf die historischen anatomischen Darstellungen, die Cover und Booklet zieren und eile schleunigst zur Kasse.
Voll überzeugen kann :Wumpscut: mit den 1995 entstandenen Tracks der "Preferential Legacy"-Platte. Sphärische Industrial-Stücke wie "Phase Shifter" oder Batavion, die in der Tradition der frühen Releases von Current 93 und Coil stehen, bilden ruhigen Gegenpol zu den rhythmischen Kampfansagen an den Dancefloor. "Capitolo Finale" oder "Pornography", das zudem mit einem Sample von Dead Kennedys Frontmann Jello Biafra zu gefallen weiß, unterstreichen, warum die DJs :Wumpscut: seit Jahren hoch und runter spielen.
Die vielen Samples machen eine :Wumpscut:-Platte darüber hinaus immer auch zum unterhaltsamen Ratespiel. Mal bemüht Rudy R. die sanfte Stimme der Current 93 Sängerin Rose McDowall, mal brüllen Goebbels und Hitler um die Wette. Damit derlei niemand in den falschen Hals bekommt, informiert ein Schriftzug auf dem Cover über das politisch korrekte Understatement von :Wumpscut:. Hinten an "Preferential Legacy" angehängt sind einige Perlen für die :Wumpscut: Fans: so gibt es bisher Unveröffentlichtes zu hören, wie die Tanznummer "Crang March".
An die Fanherzen appelliert auch die andere CD, die den Bogen von der Mitte der 90er in die Gegenwart spannt. Aus den ersten Jahren stammen noch die unter dem Titel "Music for U German Tribe" zusammen gefassten deutschen Versionen von :Wumscut:-Klassikern wie "Black Death" bzw. "Schwarzer Tod" oder "Soylent Green". Mir persönlich gefallen die englischen Versionen besser, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten.
Schließlich sind auf "Preferential Tribe" auch noch einige Remixe aus der jüngeren :Wumpscut:-Vergangenheit zu finden, die jedoch im Vergleich zu den frühen Tracks von "Preferential Legacy" ein wenig uninspiriert daher kommen. Vielleicht liegt's ja auch am Ausgangsmaterial, das von Bands wie Das Ich oder Der Blutharsch stammt. So bleibt "Preferential Tribe" am Ende ein schönes Fanpackage mit allerlei Rarem und Limitiertem, das allerdings nicht allein deswegen schon immer eine Offenbarung bedeutet.
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