laut.de-Kritik

Kleine Alltagsdramen verpackt in niveauvolle Popsongs.

Review von

Mit "@#%&*! Smilers" stellt sich die amerikanische Singer/Songwriterin den ewig Grinsenden der virtuellen Welt in den Weg. Sie tut das mit mehr oder weniger skurrilen und traurigen Geschichten über Gestrauchelte, Unglückliche oder am Rande der Gesellschaft stehende Figuren, die sie in diesen Liedern besingt.

Da ist das Mädchen, das sich ungeliebt vom Freund abwendet ("Phoenix"), der Süchtige, dem es nicht gelingt, seine Vergangenheit abzuschütteln ("Freeway"), die fatalistische Geschichte einer Frau, die an ihrem 31. Geburtstag resümiert ("Thirty One Today"), dass das Leben ihre Erwartungen nicht erfüllt hat. Zu lachen gibt's wenig. Dennoch erliegt Manns Musik nicht dem Trübsinn.

Seit jeher spielen sich in ihrer musikalischer Welt kleine Dramen ab, die sie auf diesem Werk aber nicht in vielleicht zu erwartende traurige Arrangements kleidet, sondern ihnen mit gewohnt starker Melodik ein bitter-süßes Popgewand schneidert, das dennoch hoffnungsfrohe Zukunftsaussichten suggeriert. "Dieses Mal wollten wir einen anderen Stil und haben deshalb elektrische Gitarren durch verzerrte Wurlitzer, Clavinets und analoge Synthesizer ersetzt", erläutert Aimee und bringt die wesentliche Veränderung auf den Punkt. Die Instrumentierung ist dennoch durchaus üppig, steht aber immer im Dienst des einnehmenden Gesangs der Aimee Mann.

Eine markante Basslinie und verspielte Synthieflächen prägen den dynamischen Opener "Freeway", dessen eingängige Strophe in einem hymnischen Refrain münden. Nach den 80ern tönende Synthieklänge prägen auch die Midtempo-Nummern "Borrowing Time", das sich zur Akustischen, sattem Beat und schönen Bläsereinlagen ausbreitet und "Thirty One Today", das mit sanftem Country-Flair aufwartet.

Streicher und Piano dominieren "It's Over", während in "Great Beyond" die Percussions wild zur Akustischen wirbeln. Leiser und reduzierter präsentiert Mann sich mit der Pianoballade "Medicine Wheel" und den zur Akustikgitarre, Pianotupfern und Streichern intonierten "Columbus Ave." und dem wunderbar dramatischen "Little Tornado". Eine tolle Melodielinie und eine vertrackte Rhythmik gefallen in "True Believer", ehe Aimee das Album mit dem zu Bläsern und Piano sich im Kreis drehenden Duett "Ballantines", das sie gemeinsam mit Sean Hayes vorträgt, in Vaudeville-Manier fröhlich-trunken ausklingen lässt.

Mit "@#%&! Smilers" weist sich Aimee Mann erneut als verlässliche und routinierte Songwriterin aus, die mit diesen niveauvollen Popsongs überzeugt, auch wenn außergewöhnliche Überraschungsmomente ausbleiben. Ganz ungetrübt und bruchlos schlängeln sich die geschmeidigen Lieder ins Ohr.

Neue kreative Maßstäbe setzt sie mit diesem Album nicht. Muss sie auch gar nicht, so lange sie mit solch einem musikalischen Output Kolleginnen wie Sheryl Crow oder Alanis Morissette locker hinter sich lässt.

Trackliste

  1. 1. Freeway
  2. 2. Stranger Into Starman
  3. 3. Looking For Nothing
  4. 4. Phoenix
  5. 5. Borrowing Time
  6. 6. It's Over
  7. 7. 31 Today
  8. 8. Great Beyond
  9. 9. Medicine Wheel
  10. 10. Columbus Avenue
  11. 11. Little Tornado
  12. 12. True Believer
  13. 13. Ballantines

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4 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    hätte etwas mehr erwartet. leider klingen die songs doch recht ähnlich und die abwechslung bleibt etwas auf der strecke. dies führt streckenweise doch zu erheblicher langeweile.

    sehr positiv: freeway, borrowing time und das überragende ballantines.

    mit der puntkzahl stimm' ich überein.

  • Vor 16 Jahren

    Freeway: meh...diese "verspielten Synthieflächen" find ich ziemlich nervtötend. ansonsten ok.

    Ballantines: Gefällt mir von der Instrumentierung her wesentlich besser als Freeway :)
    dafür stört mich hier aber die Stimme ihres Duettpartners - erinnert mich irgendwie ein bisschen an den Sänger von Antony and the Johnsons, den ich auch nur in begrenztem Umfang ertragen kann

    Den Rest vom Album kenn ich nicht (--> nur die Songs auf myspace gehört).
    Da ich beide Lieder zwar in Ordnung, aber nicht überragend finde - und sie ja anscheinend zu den Highlights des Albums gehören - werd ich mir Smilers höchstwahrscheinlich nicht zulegen.

  • Vor 16 Jahren

    die zwei besten songs befinden sich tatsächlich auf der myspace seite. wenn dich das nicht umhaut, kannst du dir das anhören eigentlich auch sparen. ;)

    also ich mag den typen mit der überaus "schwarzen" stimme. der ahmt doch zeitweise eine trompete nach. den teil finde ich sehr charmant, aber auch diese unbekümmerte, locker-leichte atmnosphäre in dem song. :)

  • Vor 16 Jahren

    Das Album bereitete mir anfangs ein paar leichte Probleme. Nach dem tatsächlich fast hitverdächtigen "Freeway" als Opener (Sheryl Crow lässt grüßen, die hätte diesen Song wohl gerne im Repertoire) folgt aufs erste Hören eher eine kleine Senke auf der Hochebene ihres Könnens. Aber eben nur beim ersten Hördurchgang. Danach wird es von Mal zu Mal ein Stückchen besser, schöner, eindringlicher. Man sollte dieses Album in aller Ruhe hören und genießen, die Stimme, die Gefühle und die flirrende Leichtigkeit der Arrangements auf sich wirken lassen.
    Ich halte es übrigens auch klanglich für einen Leckerbissen, die Produktion hat für meine Ohren gute Arbeit geleistet. Eine gute Anlage vorausgesetzt, klingt das Album sehr durchsichtig, klar und differenziert. Alles ist an seinem Platz, keine Spur von Mumpf oder Klangsumpf, so sollte es eigentlich sein.
    Meine Wertung: klare ****