laut.de-Kritik
Die fünf Briten lassen sich überhaupt nicht festlegen.
Review von Vicky ButscherSo wie das Album beginnt, könnte man meinen, Alfie seien von Großbritannien nach New York umgesiedelt. Nach Genuss der Platte weiß man, dass sich die fünf Briten überhaupt nicht festlegen lassen. Ein Schritt nach vorne, denn das letzte Werk plätscherte noch vorsichtig und langweilig vor sich hin.
Schon das Cover schreit einem entgegen, dass das hier höchstwahrscheinlich eine psychedelische Angelegenheit wird. Auch an die Sechziger führt dieses Layout heran. Diese Versprechen setzt die Musik um. Viel Beatles müssen Alfie gehört haben, während sie diese Songs schrieben. Auf der anderen Seite würde es nicht verwundern, wenn sie erklären würden, dass "Quite Is The New Loud" ihr Motto sei. "Winding Roads" ist so ein leiser Song, der mit seinem beschwingten Gitarrenrhythmus an I Am Kloot erinnert, dieser Sound ist opulent und doch nicht aufdringlich, sondern wohl dosiert und mit Streichersätzen unterlegt.
Ein Ear-Catcher ist das verschroben beginnende "No Need", das sich in einer gefälligen Hookline auflöst. Mit einer Mischung aus eigenwilligen crescendi und Ohrwurmmelodie, sticht das Stück aus gewohnten Schemata aus. Und das ist nicht der einzige Song, der unerwartete Wendungen nimmt. Auch "Mollusc" wechselt zwischen einer Art vertontem Liebesbrief und herausposaunten Chorgesängen.
Über zu wenig Abwechslung kann sich hier niemand beschweren. Manchmal wird es eher schon zu viel und mutet ein wenig strange an, wie zum Beispiel in "Slowly", der sich einer Mischung aus mittelalterlichen und sakralen Klängen mit Pop-Grundgerüst bedient, nach ca. drei Minuten über einen experimentellen Popsong in ein klassisches Klavierstück mit Pop-Gesangsmelodie umschwenkt. Nach knapp sechs Minuten werden alle Elemente des Songs vereint. Das ist zu viel! Doch dann kommen immer wieder diese schönen Melodien und bekannten Songstrukturen, die dem Hörer von den etwas merkwürdigen Passagen eine Pause gönnen. "Isobel" und "The Indoor-League" mit ihren Beatles-Anleien sind solche Songs. Wobei man beim zweiten auch eine Verwandschaft zu Simians letztem Werk vermuten könnte.
Einen wunderschönen Schlussstrich zieht "Hey Mole". Gitarrenpop at ist best, zwischen Zurückhaltung und angenehmer Aufgeregtheit. Alles in allem ein abwechlungsreiches, durchdachtes Popalbum, aber mit den eingesetzten Orgeln und Chören zu sakral.
Noch keine Kommentare