laut.de-Kritik
Sphärische, eingängige Musik aus dem Big Apple.
Review von Kathrin FinkNew York, New York! Die Stadt, die nie schläft, hat einen neuen Export anzubieten. New Yorker Bands haben ja ein gewisses Image: Sie sind gut angezogen, besuchten alle die Uni oder die Kunsthochschule und reden gerne von sich selbst sowie ihren Vorstellungen, wie die Welt zu sein hat. Nicht so Ambulance LTD. Die Herren sehen zwar sehr gut aus und sind auch sehr gut angezogen, doch wirken sie nett und sympathisch - ganz wie die Jungs von nebenan.
Dass sie auch musikalisch so gar nicht ins Bild der über-alternativen New York Szene passen, zeigen sie ab der ersten Sekunde ihres Debütalbums "LP". "Yoga Means Union" ist eigentlich ein Intro, eine rein instrumentale Einleitung in die treibenden, filigranen Klangwelten der Band. Die erste Single "Primitive (The Way I Tread You)" hebt sich aus diesen ruhigen Gefilden ab und ist gerade deswegen der beste und eigenständigste Song der Platte. Halb sprechend, halb singend führt einen Sänger Marcus Congleton durch dieses mit minimalen Akkordfolgen simpel gehaltene Stück. Auch "Anecdote" hat echtes Ohrwurm-Potenzial. Pianogeklimper begleitet eine fröhlich hüpfende Melodie und beweist, dass poppige Songs nicht immer doof oder langweilig sein müssen.
Danach schlägt jedoch die Mittelmäßigkeit zu. "Ophelia" und "Stay Where You Are" betören zwar beide mit schönen, abwechslungsreichen Melodien. Trotzdem: Wenn mehr Songs wie "Primitive" auf dem Album vertreten wären, bekäme man eine bessere Idee davon, wer Ambulance LTD wirklich sind. Besonders deutlich hört man diese Unentschlossenheit auf "Michigan". Eigentlich ein hübsches Lied, dass jedoch mit jammerndem Gesang und langgezogenen Synthie-Einspielern einfach nur dahin siecht.
Mit "Swim" und "Young Urban" geht es wieder bergauf, aber die Höhepunkte der Platte liegen ganz klar am Anfang. Denn da spielen Ambulance LTD sphärische, eingängige Musik und halten sich selbst als Charaktere im Hintergrund - kein Gekreische, keine verzerrten oder verstimmten Gitarren, und keine Bemühungen, den Rock'n'Roll neu zu erfinden.
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