laut.de-Kritik
Schmuse-Pop ohne Ecken und Kanten.
Review von Kai ButterweckAndrea Corr, die jüngste Schwester der irischen Folk-Popper The Corrs, hat sich in den letzten Jahren eher rar gemacht, wenn es um das Musik-Geschäft ging. Stattdessen widmete sie sich ihrer zweiten Passion, dem Schauspiel in Film – und Theater-Produktionen.
Nun ist sie wieder da und geht mit "Lifelines" einen vermeintlich vorsichtigen und bequemen Weg. Statt sich mit eigenen Ideen und Songs zu befassen, präsentiert die Corrs-Frontfrau ein reines Coveralbum. Doch was auf den ersten Blick simpel und einfallslos klingt, hat für die Irin eine tiefere Bedeutung: "Wir haben in aller Ruhe gearbeitet und es war ein sehr authentisches Erlebnis. Wenn man Songs anderer Leute singt, hat man die Chance, einfach Sänger zu sein und nichts sonst. Ich konnte nur Interpretin sein. Darin liegt eine große Freiheit", so die Sängerin.
Und fürwahr, man merkt der Interpretin ihren Bezug zu den Songs und der damit verbundenen persönlichen Bedeutung an. Nur selten orientiert sie sich stilistisch am jeweiligen Original.
Statt dessen macht sie Songs wie beispielsweise John Lennons "No 9 Rain" oder den Daniel Johnston -Titel "Some Things Las A Long Time" zu ihren eigenen. Dabei verzichtet sie fast ausnahmslos auf Folk-Elemente aus ihrer Heimat und entspannt sich stattdessen in einem seichten, oftmals poppig balladesken Gewand.
Leider schliff Produzent John Reynolds so ziemlich alle Ecken und Kanten glatt, so dass sich bleibende Eindrücke einzelner Highlights wie "Lifeline" oder "State Of Independence" in Grenzen halten. "Lifeline" ist ein Album voller Songs, die Andrea Corr von ihrer verletzlichen, nachdenklichen und persönlichen Seite zeigen. Die Irin bedient sich keiner Hits, sondern sortiert sorgsam aus und bietet ein intimes Mix-Tape ihrer Vergangenheit.
Eine solche Zusammenstellung zeugt von großer Emanzipation und künstlerischer Freiheit. Dennoch entsteht spätestens beim zweiten Durchlauf der Eindruck einer gewissen "Durchläufigkeit".
Zu einseitig verläuft die musikalische Struktur. Emotionale Höhen und Tiefen findet man selten, vielmehr zieht sich eine gleichbleibende melancholische Stimmung durch das Album, die es einem am Ende sichtlich schwer macht, einzelne Songs mit Wiedererkennungswert herauszufiltern.
Insgesamt ist "Lifelines" ein solides Schmuse-Pop-Album geworden, das genug bietet, um sich keine Daseinsberichtigung erkaufen zu müssen, aber zu wenig, um wirklich aufzufallen.
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