laut.de-Kritik
Gesellschaftliche Umbrüche lassen auch Both & Co. nicht kalt.
Review von Toni HennigSantiano fanden sich mit all ihren Longplayern an der Spitze der deutschen Albumcharts wieder. Zudem engagiert sich die Band um Sänger Björn Both auch regelmäßig sozial. Auf "Da Braut Sich Was Zusammen" bleiben die Norddeutschen zwar ihren Stil treu, präsentieren sich aber auch so ernst wie noch nie.
"Tanzen Wie Die Teufel" stellt noch eine typische Schunkelnummer dar, die dazu animiert "nach vorn' zu blicken". Trotzdem zehren "die Sorgen" an den Kräften. Im eingängigen Titelstück warnen Santiano vor dramatischen Streichern davor, angesichts der gesellschaftlichen Umbrüche die Augen zu verschließen. Die Hoffnung, dass sich das Ruder noch herumreißen lässt, haben die Norddeutschen aber noch nicht verloren. "Dann Bin Ich Weg" handelt von Fernweh, klingt aber für Band-Verhältnisse ungewohnt wütend. "Belle Of Belfast City", ursprünglich von The Irish Rovers, bringt da als tanzbarer und bierseliger Irish Folk-Song willkommenes Gute Laune-Kontrastprogramm.
Mit "Ekke Nekkepenn" führen Santiano in die nordfriesische Sagenwelt, wenn sie den gleichnamigen Meeresgott besingen, der Schabernack mit Seefahrern betreibt, während es in "Wie Ein Albatros", wie öfters in ihren Songs, um die Freiheit geht. Ein klares Bekenntnis zum Pazifismus liefert die Formation in "Nie Wieder Krieg". In "The Foggy Dew", einem Rebellenlied aus dem Ersten Weltkrieg, geschrieben von Charles O'Neill, stehen dann wieder Irish Folk-Töne auf dem Programm, jedoch in etwas dunklerer Form als in "Belle Of Belfast City". Ansonsten dürfte für jeden Santiano-Fan etwas dabei sein.
"Mein Sohn" bildet eine Band-typische Seemannsnummer. "Nach Der Ebbe" lässt neuen Mut und neue Zuversicht schöpfen. "Wir Waren Jung" und "Alte Seelen" thematisieren Zusammenhalt und Freundschaft. "Zack Ahoi" rundet als nach vorne gehender Fantrack die Scheibe stimmig ab.
Trotzdem vermisst man bei aller Abwechslung ein wenig die Leichtigkeit früherer Tage. Klar gehen die aktuellen Entwicklungen auch an den Norddeutschen nicht spurlos vorbei, aber einen richtigen Ohrwurm wie "Santiano" oder "Die Sehnsucht Ist Mein Steuermann" sucht man bis auf das Titelstück auf der Platte vergeblich. So bleibt ein Album, das zwar mit seinen klaren Botschaften überzeugt, musikalisch aber etwas zu solide Kost bietet.


2 Kommentare
wieso reviewt ihr eigentlich ned daniel caesar was habt ihr gegen den
Frührentner in der Midlife-Crisis üben einen ernomen Einfluss auf den Musikmarkt aus.