laut.de-Kritik
Dreck unter den Fingernägeln und Schaum im Mundwinkel.
Review von Andreas DittmannDie Welt geht bekanntlich derbe den Bach runter. Anstelle von Menschenwürde, sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit herrscht Ungerechtigkeit, Korruption und Macht-Geilheit. Während die Deutschen auf solche Situationen mit gediegenem Griechen-Bashing antworten, sind die Amerikaner schon protestfreundlicher.
Dann wird eben die Wall Street besetzt. Mittendrin: Anti-Flag. "No justice in a legal system run by criminals / If you don't like the court ruling you shouldn't be poor." Das Feindbild der Gruppe ist schnell gefunden: Korruption, die unheimliche Macht von Unternehmen und der Kapitalismus im Allgemeinen. So weit so bekannt.
"I got something to say, and I say it again!" Ok, ok. Man kanns ja eigentlich auch nicht oft genug hören. Die Jungs sind angepisst und das hört man. Der erhoffte Heilsbringer Barack Obama hat bisher wenig erreicht und weltweit geht die Wirtschaft kaputt. Genug Mist also, um sich aufzuregen und aufzustehen. Deshalb ist die Occupy-Bewegung genauso Thema ihrer Songs wie der Arabische Frühling: "From Tunisia to Washington the people are calling 'No!'"
Der ausgerufene Generalstreik wird erwartungsgemäß punkig runter gerotzt. Zwischen kurzen Hardcore-Eruptionen ("Controlled Opposition" und "Bullshit Opportunities"), groovigen Bass-Lines ("This Is The New Sound") und wütendem Punkrock-Geprügel ("I Don't Wanna" und "1915") stehen Anti-Flag dort, wo man sich die immer sauberer klingenden Rise Against wieder hin wünscht.
Die Jungs um Justin Sane haben noch genug Straßen-Dreck unter den Fingernägeln und Schaum im Mundwinkel, um der Platte den nötigen Kick zu geben, damit der Streik nicht zu langatmig und nervig wird.
"Get up, get up / Your voices are needed!" Deswegen dürfen "Woho-Woho"-Gesänge natürlich ebenso wenig fehlen, wie Mitgröl-Refrains. Revolution macht ja gemeinsam am meisten Sinn. "This is class war, what are you waiting for?"
2 Kommentare
Ich würde das Album so gerne mögen. Ehrlich! Aber irgendwie springt der Funke bei mir nicht über.
Endlich die Review
An sich 'ne starke Platte. Wirkt in sich geschlossener als die Letzte, sowohl inhaltlich als auch musikalisch, verlernt haben Anti-Flag also nichts, das mag man als normaler Hörer wohl solide finden, Fans können gerne 4 Punkte statt 3 drin sehen.
Oh und wo klingt die Platte denn unsauberer als die letzte(n) Rise Against versteh ich nicht ganz...