laut.de-Kritik
Die schottischen Erektions-Paten sagen Tschüss.
Review von Jasmin LützEs gibt immer einen Anlass zur Trauer, zum Beispiel wenn sich eine wirklich gute Band auflöst. Nach fast zehnjähriger, tränenreicher Poppräsenz trennen sich nun leider auch die schottischen Penis-Erektions-Paten Arab Strap. Nach einem sexuellen Hilfsmittel benannt gehen die Songwriter Aidan Moffat und Malcolm Middleton nun endgültig ihren eigenen Weg. Die erfolgreiche Indie-Karriere, sechs Studioalben, drei Live-Platten und unzählige Konzertreisen besiegelten sie 2005 mit ihrem letzten Album "The Last Romance". Als krönender Abschluss und Dankeschön an die Fans erscheint nun diese Compilation "Ten Years Of Tears". Ein bewegender Einblick in den alltäglichen Sumpf der Zweisamkeit.
Zu den erfolgreichsten Indie-Labels in Schottland gehört Chemikal Underground Records. Hier unterschreiben die Herren Moffat und Middleton 1996 den Vertrag für ihre erste Kult-Single "The First Big Weekend". Hier treffen sich weitere respektable Bands wie The Delgados, Interpol, Mogwai, Bis, Aereogramme, Sluts Of Trust und De Rosa.
Wunderschöne Eifersuchtsdramen, Kack-Jobs, Beischlaf-Szenarien, Kummer, Hass, Sehnsucht, Zärtlichkeiten, Streitereien, Vertragen, Abtreibung, schlagfertige Argumente im Suff. Bei Arab Strap durfte man von Anfang an den ganzen Beziehungsmist und die süffigen Alltagssorgen hautnah miterleben. Eifersucht spielt dabei eine große Rolle und bildet den roten Faden zu Beginn der zweiten Schaffensphase 1999 mit Alben wie "Elephant Shoe" und "Mad For Sadness". Mit Lo-Fi-Beat und leichten Gitarren fing alles an, mit den Jahren versammelte das Duo zahlreiche Instrumente um sich herum. Orchestraler Pop mit Pianoklängen, Streichern und heimatlichem Dudelsack-Gebläse.
"You should know of the farting, the fighting and the fucking ..." Immer wieder schön, sich mit Songs identifizieren zu können. Gefühlvolle Melodien mit schmerzvollem Inhalt. Nach den terrorisierenden Eifersuchtsdramen kommen gewöhnlich die Erinnerung an eine schöne, gemeinsame Zeit, die sich wiederum in Verzweiflung stürzt, um endgültig in Hass auf alles und jeden zu enden. Zwischenmenschliche Dramen, die an die Nieren gehen. Dabei beweisen die Schotten stets ihren Hang zum Sarkasmus, und das nicht nur in ihren Texten. Dieser hier vorläufig letzte angefertigte CD-Silberling ist mit einem Grabstein versehen, darauf ruhen in Frieden: Arab Strap, 1996-2006.
Makaber, aber lustig, und wer weiß, wann die beiden von den Toten auferstehen. In friedlicher Besinnung gehen sie nun erst mal auseinander und werden im Alleingang die Geschichte des leidenden Liedes fortführen. "Ten Years Of Tears" ist keine übliche Best-Of Zusammenstellung. Hier erlebt man einen ehrlichen Rückblick in gute wie in schlechte Zeiten. Mit allerlei B-Seiten, Demo-Tracks, neuen Melodien und Aufnahmen der beliebten Peel Sessions. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge lausche ich erneut dem perfekten Popmenü und glaube fest an den Titel des letzten Tracks "There Is No Ending" ...
Noch keine Kommentare