laut.de-Kritik
Trotz Instagram-Slogans ein kurzweiliges Vergnügen.
Review von Laura Sprenger"Selbst wenn draußen die Welt zusammenbricht, werden wir sie schon auf Vordermann bringen / Und mach' dir keine Sorgen, Kleines, ich hab’ alles vorbereitet / Die Zukunft sieht gar nicht mal so schlecht aus, denn irgendwann geht alles bergauf." Diese beschwingt optimistische Attitüde aus dem "Warmup" für BRKNs Debütalbum zieht sich – zumindest gefühlt – über die gesamte Spieldauer.
"Kauft Meine Liebe" erscheint über das Berliner Label BESTE, und auch wenn der Name nicht unbedingt Programm ist, handelt es sich über weite Strecken um bestens geeignete Beschallung für laue Sommernächte und Autofahrten mit offenem Verdeck. Dafür sorgt zum einen die charismatische Stimme des Kreuzbergers und besonders die swingende und bläserlastige Instrumentalisierung, die einen über manchen inhaltlichen Schnitzer hinwegtröstet.
Berkans Konzept, die vordergründig dominierende YOLO-Attitüde mit einer Art doppeltem Boden auszustatten und so ad absurdum zu führen, fehlt oftmals schlicht die sprachliche Virtuosität, die beispielsweise Alligatoah auszeichnet. Zu harmlos und brav wirkt seine Vorgehensweise, sodass etwa "Kim Kardashian", das den Selfie- und Selbstoptimierungswahn Kanye Wests Gattin auf die Schippe nimmt, oder "Karussell" mit unterschwelliger Kritik an Eskapismus und Realitätsblindheit, spätestens im dritten Durchgang etwas langweilen.
Der charmante Flirter "Auto" und "Hollywood 36" sind dagegen lupenreine Gute Laune-Tracks, die einen Teesy oder Cro blass aussehen lassen. Wenn BRKN nicht gerade mit seinen Jungs am Kotti chillt oder sein Leben genießt, kritisiert er plausiblerweise Konsumrausch und Wegwerfkultur ("Neu") und erinnert an Alligatoahs "Lass Liegen".
"California 61" und "Schmutzig" könnten genauso gut "Song Über Irgendwas" heißen, und bevor ich bei "30 Grad" mit BRKN auf dem Kotti chille, hab' ich lieber "Fieber" mit Peter Fox. "Pleite Aber Geil" als Abschluss bringt musikalisch noch mal ordentlich Schwung in die Angelegenheit, die nicht gerade neue, herzzerreißende Geschichte nach dem Motto "Lieber ein armer Künstler als ein reicher Roboter" gelingt dank einer ordentlichen Portion Charisma.
Die eine oder andere Textzeile der Platte eignete sich wohl besser dazu, sie auf ein gefiltertes Instagram-Bildchen zu legen und als Lebensphilosophie der Generation Y zu verkaufen. BRKNs musikalische Fähigkeiten, sein Talent für die richtige Stimmung und nicht zuletzt die sympathische Ausstrahlung des 25-Jährigen verwandeln "Kauft Meine Liebe" unterm Strich trotzdem in ein kurzweiliges Vergnügen.
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