laut.de-Kritik

Das krachende Blues-Gewitter von der Isle Of Man.

Review von

Schon mal von der Isle of Man gehört? Irgendwo zwischen Irland und Wales schlummert die kleine Insel vor sich hin. Ihre Musikszene blieb lange so unbeachtet wie die Insel selbst. Einzig als Geburtsort der ikonischen Gibb-Brüder, die später als Bee Gees bekannt wurden, dürfte sie dem einen oder anderen Fan bekannt sein

Danach gab es lange keine bemerkenswerten Musiknews aus der Gegend. Bis ein junger Rocker namens Davy Knowles auf der Bildfläche erschien, der neben der wilden Küstenluft auch die Einflüsse der Blues-Urgesteine Robert Johnson, Rory Gallagher und Eric Clapton einatmete.

Mit seinen Schulkumpels Adam Jones (Bass) und Ross Doyle (Schlagzeug) formte Knowles die Band "Back Door Slam", benannt nach einem Robert Cray-Song. Gemeinsam machte die Gruppe die Insel unsicher, bis sie ihnen zu klein wurde. Die Welt jenseits der irischen See rief: "Gotta roll away, maybe I'll return to this Island someday", singt Davy im titelgebenden Song des Debutalbums "Roll Away". Mit wiederholten Oktavensprüngen ahmt der Riff seiner Akustikgitarre die Bewegung der Meereswellen nach.

Der Celtic-Folk-inspirierte Track bildet eine akustische Ausnahme auf einem sonst stark elektrisierenden Album. Mit dem Grummeln eines leisen Basses verkündet der Opener, dass sich hier etwas zusammenbraut. Leadgitarre und Schlagzeug steigen vorsichtig mit ein. Dann kracht das Blues-Gewitter los. "Baby come home" singt Davy mit einer warmen, tiefen Stimme, die über sein junges Alter hinwegtäuscht. Als die Aufnahmen entstanden, war er gerade einmal 19 Jahre alt. Seine sehnsuchtsvollen Gitarrensoli heulen den Mond an oder seine Angebetete oder wen auch immer. Jedenfalls fühlt er es, dieses herzzerreißende Grundgefühl des Blues.

Das Cover des Cream-Hits "Outside Woman Blues" kann selbst Clapton das Wasser reichen. Auch die zähen Riffs in "Heavy On My Mind" spiegeln Slowhands Songwriting-Stil. Das schnelle Riff in "Too Late" nimmt Anleihen aus dem Country. Im ruhigen "Too Good For Me" vermischt sich Lagerfeuer-Romantik mit Slide Guitar und dem sanften Rasseln eines Tamburins.

Mit dem nachdenklichen "Stay" gedenken die Bandmitglieder ihres Freundes Brian Garvey, der anfangs ebenfalls ein Teil von Backdoor Slam war. Der Gitarrist verstarb in einem Autoanfall, drei Jahre vor der Veröffentlichung des Debütalbums. Die E-Gitarre legt sich zunächst sanft über die akustische Begleitung, bis sie zu einem wehklagenden Solo ausbricht.

"Takes A Real Man" ist gleich zweimal vertreten. Die erste Version weist ein cleanes, funkiges Intro auf und wirkt im Vergleich zum Bonustrack "Real Man" insgesamt etwas reduzierter. Letzterer verzichtet auf die gemächlichen Funk-Elemente und steigt sofort mit einem rougheren Gitarrenpart ein. "I'm begging you, I'm pleading you, down on my knees. Come on home, baby, bring your love to me", bettelt Knowles.

Die kräftige Rhythmusgruppe der Band bringt Knowles' schmetternden Gitarren-Skills zum leuchten. "Roll Away" ist bis heute ein verstecktes Kleinod in der Welt des Bluesrock. Zu Unrecht, denn wer das Glück hat, über diese Platte zu stolpern, wird sie nicht so schnell beiseite legen.

In der Rubrik "Meilensteine" stellen wir Albumklassiker vor, die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben. Unabhängig von Genre-Zuordnungen soll es sich um Platten handeln, die jeder Musikfan gehört haben muss.

Trackliste

  1. 1. Come Home
  2. 2. Heavy on My Mind
  3. 3. Outside Woman Blues
  4. 4. Gotta Leave
  5. 5. Stay
  6. 6. Too Late
  7. 7. Takes a Real Man
  8. 8. It'll All Come Around
  9. 9. Too Good for Me
  10. 10. Roll Away
  11. 11. Real Man

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Davy Knowles & Back Door Slam – Roll Away (Bonus Tracks Edition) €22,61 €3,00 €25,61

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Back Door Slam

2003 gründen die Schulfreunde Davy Knowles, Jamie Armstrong, Ross Doyle und Brian Garvey die Band "Back Door Slam", benannt nach dem gleichnamigen Robert …

1 Kommentar

  • Vor 11 Monaten

    The Isle of Man liegt zwischen Nordirland und England, so heißt der Landesteil östlich der Insel. Wales liegt ziemlich viel weiter im Süden.

    Nordwestlich von Blackpool mitten in der irische See, da liegt die Isle of Man. Kaum einer kennt sie nicht, da wo waghalsige Motorradfahrer mit atemberaubenden Tempo über die Insel brettern. Abseits solcher Trötenmusik ist die Insel nicht bekannt dafür, musikalisch einen vergleichbaren Bekanntheitsgrad zu haben. Spontan fallen einem da nur die Gebrüder Gibb ein, die bekanntlich nicht als Rennfahrer in die Geschichte eingegangen sind.

    So fängt man an. Nachhilfe beendet. :D