laut.de-Kritik

Trend-resistent rocken, bedenkenlos zocken.

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Es gibt sie zum Glück noch: Trend-resistent rockende, bedenkenlos zockende Indie-Bands. "Life's A Carnival, Bang! Bang! Bang!" liefert gewissermaßen ein Plädoyer für die Pöhler der britischen Rock-Szene jenseits des Flutlichts.

Unzählige solcher Untergrund-Formationen schrubben für Freibier ihre Instrumente mit viel zu viel Feedback in Londons Spelunken. Bad For Lazarus klingen ein bisschen wie eine dieser Combos, nur dass sie auch in hitzigen Momenten tight as fuck tönen. Zu den Protagonisten des 1234 Records-Signings zählten schließlich auch Ex-Mitglieder von UNKLE und den Nine Inch Nails, verspricht die Promo-Beilage. Naja, so halb: Fronter Rich Fownes hatte ein kurzes Intermezzo bei den Nine Inch Nails und spielte lediglich live für das Trip Hop-Duo von der Themse.

Das Platten-Cover, so trashig wie unansehnlich unzeitgemäß, lässt zunächst an eine Erpresser-Drohung oder an pubertären Schülerband-Punk denken. Gar nicht mal so fesch also, doch genau so absichtlich außer Mode kommt das Quintett auch auf ihrem Erstling um die Ecke.

Der schwindelerregende Opener brät dem Hörer direkt mit kruden Breaks, Stoner-Rock-Geschiebe und verquerer Rhythmik eine über und überschlägt sich dabei fast. Dem folgt "Caught In The Twist", ein Marsch durch pornöses Cowbell-Gepose. Auch dieses Trumm schubst sich selbst an. Mehrstimmiger Falsett-Gesang, ein elliptisches QOTSA-Riff und Soli umgarnen sich. Verwunderung kommt also nicht wirklich auf, liest man, dass der ehemalige Josh Homme-Sound-Designer Chris Goss hinter der Produktion des Debüts steckt.

Schon hier konstatiert man, dass die Burschen aus Brighton nicht nur die Nüstern blähen, sondern ihren Intuitiv-Rock durchaus diszipliniert und strategisch aufziehen. Der zunächst lächerlich lautmalerische Titel-Zusatz "Bang! Bang! Bang!" macht aber dennoch Sinn. Das demonstriert etwa die catchige Single "My Muddle". Sie fußt auf einem hopsend poppigen Riff, das, ehe man sich versieht, die Krallen ausfährt. Das Mini-Solo darf da bereits nach dem ersten Vokal-Einsatz von der Leine. Warum auch nicht?

Bad For Lazarus erfinden hier nichts neu, sprengen nicht, wie zumindest laut Label-Texten nahezu jede andere Band Genre-Grenzen. Vielmehr füttern sie ihre Kanonenläufe mit einem noisigen Pulver-Mix, der die Pixies mit den Stooges vermengt und eine Prise Kyuss-Wüstensand beimischt.

In "Disco Biscuits" treibt dann wiederum ein Ska-rockendes Schlagzeug samt gesampletem Frauen-Kreischen und Oktav-Geschrabble eine imaginäre Meute an den Siedepunkt. "Got Your Nose" erobert im Chorus eine glam-funkige Hook. Sie rumpelt wie eine rauere Garage-Version von Jungle aus den Lautsprechern und pumpt sich bis zur finalen Farce hoch. Lediglich das Piano klimpert da zu Beginn etwas zögerlich.

Alles also irgendwie Kraut und Rüben. Aber doch keineswegs Lo-Fi-Gerümpel, sondern erfrischend unverfälschter Krach aus dem Kuriositäten-Kabinett. Nichts scheint verboten, im konzeptbefreiten Konfetti-Karneval-Kosmos, in dem sich burleske Bläser mit einem The Cure-Gedächtnis-Gesang so gut vertragen wie Narri und Narro.

Zwischendurch darf auch eine Orgel ein ostentatives Lick durch den Song hieven, wie im humorlos rassigen Sieben-Achtel-Gerummse bei "No Cigar". Auch wenn man das alles schon irgendwo gehört hat, verheddern Rich Fownes und Konsorten die diversen Stränge zu einem wirren Knäuel, dessen Kuddelmuddel man nicht aufdröseln will.

Ross Crick unterbaut den Wahnwitz unermüdlich mit krummer Metrik, setzt Zäsuren, springt zwischen Tempi und jagt seinen Anhang mit Sticks wie Zepter vor sich her. Wie der Rülpser nach dem runtergekippten Cocktail aus Brit-Pop, grungigem Post-Punk und Classic Rock tönt das. Irgendwie wirken Bad For Lazarus dabei wie aus der Zeit gefallene Nerds auf einer Retro-Party.

In der Album-Mitte drosselt die Band den Flippigkeits-Faktor dann etwas, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen. Über zwölf Songs plündern Bad For Lazarus den Fundus ihres Rock-Kanons und decken sich mit sämtlichen Kostümen ein. Dennoch veranstalten die Jungs keinen Maskenball und kein Versteckspiel, sondern jonglieren voll Spielfreude mit Vokabeln des Genres.

Trackliste

  1. 1. To's & Fro's
  2. 2. Caught In The Twist
  3. 3. My Muddle
  4. 4. No Cigar
  5. 5. Disco Biscuits (For Breakfast)
  6. 6. Got Your Nose
  7. 7. Bad Stallion
  8. 8. 7 Minute Itch
  9. 9. Old Rats On A New Ship
  10. 10. D For Conversation
  11. 11. The Twenty Four
  12. 12. Billiards

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1 Kommentar mit 5 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    bad day for lazarus hätte mir als bandname besser gefallen, aber geschenkt.bei referenzen wie pixies,stooges und kyuss werd ich auf jdf mal reinhören.

    • Vor 9 Jahren

      hab jetzt zwar jetzt nur mal kurz die snippets quer gehört,aber das album hat potential.3 sterne wundern mich da ehrlich geagt bissi.

    • Vor 9 Jahren

      Jo, 1er wäre vermutlich treffender.

    • Vor 9 Jahren

      freut mich natürlich immer von dir zu hören, aber hier irrst du natürlich.mache dir aber keinen vorwurf, da es sich hier schliesslich um gute musik handelt und davon hast du natürlich keinen blassen schimmer.
      hinzu kommt ja noch für dich der stolperstein englisch, verstehst ja nicht:-)

    • Vor 9 Jahren

      Du bist ganzschön handzahm geworden in letzter Zeit. Diese Entwicklung gefällt mir nicht, muss deiner Mutter wohl mal wieder befehlen den Bohrkopf in deinem Anus warmlaufen zu lassen!

    • Vor 9 Jahren

      mach das.und wenn du schon bei ihr bist,richte grüße von mir aus, wenn sie net gefälligst bald bei mir abdrückt,tanzt wieder der gürtel.pferdchen bleibt pferdchen, da kann ich auch bei der familie natürlich keine ausnahme machen .