laut.de-Kritik
So kalkuliert die Rechnung, so seelenlos das Ergebnis.
Review von Michael SchuhMächtig heraus geputzt und angemessen glamourös blicken Bananarama vom Cover des neuen Albums ihren potenziellen Käufern entgegen. Davon soll es bestenfalls bald wieder annähernd so viele geben wie in den seligen 80er Jahren, wo die 'female pop sensation' mit Siobhan Fahey noch aus einem Trio bestand.
Aus diesem Jahrzehnt stammen auch die letzten Hits, deren beachtliche Anzahl von vierzehn Bananarama innerhalb schlanker sechs Jahre ins Guinness Buch der Rekorde brachte und den Weg ebnete für die erfolgreiche Girlgroup-Bewegung der 90er Jahre.
"Man kann zu den berühmten Produzenten nach Schweden fahren und die Songs aufnehmen, die Britney damals nicht haben wollte. Oder man trifft Leute, die mit einem arbeiten wollen", belehrte ausgerechnet die Sängerin Jasmin Wagner kürzlich die Süddeutsche Zeitung über die Möglichkeiten ehemaliger Hitparaden-Starlets. Bananarama wählten im Gegensatz zum Ex-Blümchen den ersten Weg: Grandios skizziert "Drama" den fehlgeschlagenen Versuch zweier Ex-Models, endlich wieder auf der großen Pop-Showbühne tanzen, anstatt nur fürs Cover auf der Treppe sitzen zu dürfen.
Dabei sollte diesmal nichts dem Zufall überlassen werden: Nach dem missglückten Comeback-Versuch 2001 schickten Keren Woodward und Sarah Dallin ihre Demos zum Britney- und J.Lo-Hitteam Murlyn nach Schweden und holten zur doppelten Absicherung noch das Duo Korpi und Blackwell (Dannii Minogue, Geri Halliwell) ins Boot. So kalkuliert die Rechnung, so seelenlos das Ergebnis.
Einzig das tatsächlich an alte Refrain-Errungenschaften erinnernde "Waterfall" mit pumpendem Basslauf und der House-Pop in "Frequency" überzeugen im Songwriting. Den Italo Disco-Hit "Hypnotic Tango" von My Mine als Refrain auszuleihen ("Look On The Floor"), ist natürlich auch eine sichere Bank. Der Rest sehnt sich zwar quälend nach Zeitlosigkeit, liefert im Grunde aber nur technisch aufgeplusterte Wegwerf-Musik, die gerne in jenen Hochglanz-Bars läuft, wo sich das Publikum nur über schrille Casual Wear definiert und es nie Weizenbier auf der Karte gibt.
Die artifizielle Glitzerproduktion könnte Unkundige streckenweise sogar glauben machen, dass Woodward und Dallin eigentlich gar nicht richtig singen können. Dafür schnellte die Single "Move In My Direction" immerhin schon in die britischen Top 20 vor, was für alle Beteiligten wohl auch die wichtigere Nachricht ist. Den Anschluss an alte Erfolge findet man auf "Drama" jedoch nur in "Venus", hier enthalten in einem Remix des britischen Zeitzeugen Marc Almond.