laut.de-Kritik

Folkrock mit Baby, ohne Trump.

Review von

Altes Cover, neues Jahr. Ein Satz, der auf jedes Album des Briten passt, denn die Gestaltung bleibt stets dieselbe (mit einer anderen Farbe), wie auch der Abstand zwischen einer Platte und der nächsten. Trotzdem ein Grund zur Freude, denn Jay McAllister, wie Beans On Toast mit bürgerlichem Namen heißt, teilt mit Akustikgitarre und losem Mundwerk jedes Mal seine eher tiefgründigen Gedanken hörenswert mit.

Die große Neuheit, zumindest aus persönlicher Sicht, kündigt er gleich im Opener an. Den Geburtstag seines Vaters verknüpft er mit der Geburt seiner ersten Tochter. Wie es ist, schon wieder ein Jahr älter zu werden? Sein Vater begegnet einem Gespenst, seinem jüngeren Ich. Für ein Kind, das gerade mal eins wird, ist dagegen alles neu und erstaunlich.

Bis es so weit ist, muss es erst mal auf die Welt kommen. "Magic" sei das, McAllister liebevolle wie augenzwinkernde Gedanken über Geburt und den Sinn des Lebens, der im Wesentlichen aus "Good Health & Happiness" bestehe. Klar, dass auch die Rechnungen bezahlt werden müssen, weshalb er zum Schluss mal wieder für einige Wochen auf Tournee geht, zum ersten Mal mit einem unguten Gefühl. Deshalb: "Miss You Like Crazy".

Für sein zehntes Album tat sich McAllister wieder mit dem Produzenten seines Debüts zusammen: Ben Lovett, Keyboarder bei Mumford & Sons, der parallel im selben Studio am neuen Album seiner Band, "Delta", arbeitete. Doch auch wenn einige Gastmusiker zugange waren, bleibt "Bird In The Hand" eine folkige Angelegenheit mit gelegentlichen irisch-punkigen Anleihen.

Ebenfalls neu: Auf dem Album benutzt McAllister kein einziges Schimpfwort. Dazu klingt er einigermaßen zuversichtlich. Dem Krankenhaus, das er bei der Geburt kennengelernt hat, verewigt er in "Here At Homerton Hospital". Das Personal komme aus allen Teilen der Welt und sei sehr fürsorglich gewesen. Multikulturalismus rules!

Natürlich ist nicht alles gut. Bestellungen über smarte Lautsprecher im Allgemeinen und Amazon im Besonderen? Des Teufels, wie er im sarkastischen "Alexa" darstellt. Der Plastikmüll überflutet Kontinente und Meere? Nun benutze er eine Zahnbürste aus Bambus. Doch das scheint eher ein Reflex zu sein, lieber schreibt er über eine Bühnenkollegin ("1980s Sagittarius") oder ruft dazu auf, Obdachlose zu unterstützen ("Please Give Generously").

"Wer wissen will, was ich von Trump oder Brexit halte, kann sich meine zwei Alben davor anhören. Dieses Album ist persönlicher und handelt eher von Familie und der Welt vor meiner Haustür. Das ist das, womit ich mich in diesem Jahr beschäftigt habe", so McAllister.

Der Titel stammt von einem britischen Sprichwort, das besagt, dass ein Vogel in der Hand besser sei als zwei in einem Busch. Sei froh über das, was du hast, und nicht unglücklich darüber, was du vielleicht haben könntest, so die Botschaft. Dazu gehören auch jene unverhoffte Momente, in denen man für ein paar Stunden nichts zu tun hat. "I might drink a little wine, smoke a little weed, go down to the river and see where it leads. There's no such thing as killing time, Watching The World Go By", singt er gut gelaunt.

Klingt nach einem guten Vorsatz fürs neue Jahr.

Trackliste

  1. 1. Good Health & Happiness
  2. 2. Magic
  3. 3. Here At Homerton Hospital
  4. 4. Alexa
  5. 5. 1980's Sagittarius
  6. 6. Bamboo Toothbrush
  7. 7. Watching The World Go By
  8. 8. Please Give Generously
  9. 9. Miss You Like Crazy

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