laut.de-Kritik

Laptop-Trash statt Singer/Songwriter-Folk.

Review von

Jay McAllister aka Beans On Toast ist auf "A Spanner in The Works" nach wie vor dem Lo-Fi-Sound verhaftet. Dennoch beschreitet er mit seinem achten Album neue musikalische Wege. Mit klassischem Singer/Songwriter-Folk hat die Platte wenig zu tun. Lediglich ein Song begleitet die obligatorische Gitarre, der Rest: komplett am Laptop produziert. Herausgekommen ist ein bunter Soundmix aus Synths, Drumcomputer, Orgel, Trompete und Samples, gepaart mit gewohnt humorvollen, sozialkritischen Texten.

2016, ein Pleitenjahr: Lemmy, David Bowie, Prince und Leonard Cohen formen eine Supergroup im Jenseits. Flüchtlingsheime brennen, Terroranschläge sind fast an der Tagesordnung, Großbritannien tritt aus der EU aus und Trump wird Präsident. Ein Jahr also, das an Absurdität kaum zu überbieten ist. Dementsprechend lässt sich ein Album kaum besser eröffnen, als mit einem Song wie "2016": "And now we're holding back the tears / More than any other year / When Donald Duck steps to the throne / And tells us to hate Mickey Mouse / If we wanna live in Walt Disneys house / An angry white man on the microphone / With his finger on the button and the nuclear code"

Bisher schrieb der Engländer mit Vorliebe Songs über verschiedenste Drogen von Kokain bis MDMA. Aber auch auf diesem lyrisch ernsthafteren Album darf eine Sauf-Hymne wie "Down The Pub" natürlich nicht fehlen. "Drinking with my friends / Or sometimes drinking on my own / Waiting for the bell to ring / To send me home." Sofort hat man das Bild eines groovy Klaviers aus dem Pub an der Ecke vor sich - besoffenes Gegröle inbegriffen.

Auch die Cannabis-Kriminalisierung ist Beans On Toast ein Dorn im Auge, wie man der Klavier-Ballade "It's Only Natural" entnimmt: "This ones for the stoners / They say you can't change the world by singing a song / But you can sing a song about changing the world / How hard can it be / To legalize weed / Aint that what everybody wants?" Der Lovesong "We Made It To The Waterfall" erinnert mit Orgelsound, Drumcomputer-Beat und dem "Schubidubidu"-Damenchor an einen Hybriden aus 60s-Girlgroups und 90er Jahre-Computerspiel-Soundtracks. Das wirkt jedoch in diesem Ausmaß - Experimentierfreude in allen Ehren - zu trashig.

"Beautiful Alice" kommt mit dezenter Keyboardbegleitung und spärlichen Bläser-Parts aus und stellt den reinen Gesang in den Vordergrund. Ebenso "Money For War", ein reines A-cappella-Stück im Shanty-Chor-Style. In "Nanny Mac" und "Fear Mongering Clap Trap" packt Beans On Toast abermals die Heimorgel aus. Bei Mambo Kurt ist das ja ganz witzig, aber hier fragt man sich irgendwann doch, was der Engländer sich dabei gedacht hat. Ebenfalls recht verschroben gerät "Let The Fat Lady Sing" mit Old-School-Hip-Hop-Beat und schrägem Frauengesang.

Ein bisschen weniger Orgel- und Drumcomputer-Trash hätte diesem textlich guten Album sicher nicht geschadet. So fühlt man sich leider ab und an, als würde man dem Spielorgel-Mann auf dem Jahrmarkt lauschen. Da wäre deutlich mehr Potenzial drin gewesen. Vielleicht nächstes Mal doch besser wieder die Gitarre in die Hand nehmen ...

Trackliste

  1. 1. 2016
  2. 2. I Can Be That Tree
  3. 3. The Drum Kit
  4. 4. Afternoons In The Sunshine
  5. 5. It's Only Natural
  6. 6. We Made It To The Waterfall
  7. 7. Down The Pub
  8. 8. Beautiful Alice
  9. 9. Nanny Mac
  10. 10. Fear Mongering Clap Trap
  11. 11. Money For War
  12. 12. Let The Fat Lady Sing
  13. 13. Fast Train

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