laut.de-Kritik
Warum kochen Chinesen in Western immer Bohnen mit Speck?
Review von Sven KabelitzHowdy! Ich trinke ein Glas Whisky und trage meinen Cowboyhut. Währenddessen reitet das Greenhorn Bela B. gemeinsam mit der good ol' Smokestack Lightnin' Boys Band und Peta Devlin in die Stadt, um sich noch einmal an Country und Western zu versuchen. Im Gegensatz zu dem noch zögerlichen herantasten auf "Bye" traut er sich diesmal aber den ganzen Weg nach Laramie.
Um ihr Ziel zu erreichen, greifen die etwas weniger glorreichen Sechs auf das im letzten Jahr erschienene Hörspiel "Sartana - Noch Warm Und Schon Sand Drauf" zurück. Die Songs hatte Dirk 'Spaghetti-Western' Felsenheimer bereits für dieses staubige Werk geschrieben und zum Teil dort verwendet. Mit Erzählungsfetzen durchsetzt täuscht eine nicht nachvollziehbare Geschichte das verschrobenste Konzept-Album, das gar kein Konzept-Album ist, vor. "Leuchtet, ja?"
Dieser Western von Gestern, der sich immer wieder in die Jetztzeit von Gestern ("Ode An Das Bahnhofskino", "Einer Bleibt Liegen") verläuft, kann nicht anders, als mit Synchronsprecher-Legende Rainer Brandt (Tony Curtis, Jean-Paul Belmondo, Elvis Presley) beginnen. Er verfasste nicht nur die Dialoge der Bud Spencer und Terence Hill-Streifen, sondern arbeitet 1970 als Synchronchef am Film "Sartana – Noch Warm Und Schon Sand drauf". Für eine Handvoll Euro eröffnet er nun "Bastard", spricht vom einsamen Rächer, Staubkaftan und Kotzbalken.
Bela B. trabt darauf durch eine sich nie sonderlich ernst nehmende Mischung aus Country, 60s-Garage, Ennio Morricone, Tarantino, China Gong und Super-Papagei. In "Der Dreck Von Indian Creek" singt er mit Colt und Maske ein Hohelied auf den Schmutz. "Hier macht man Seife aus Schlamm / Heugabeln dienen als Kamm." Selbst unzählige Reinigungsmittel aus der Zukunft scheiterten.
"Warum Denn Kein Chop Suey", ein Gemisch aus Country und Ralph Siegels "Dschinghis Khan", widmet sich einer dringlichen Frage. In Western finden sich in den Küchen nicht selten chinesische Köche. Diese greifen jedoch nicht etwa auf die einfallsreiche Küche ihrer Heimat zurück, sondern kredenzen stattdessen Bohnen mit ordinärem Speck. Wohl die einzige Umgebung und Metaebene, in der man 2017 ungestraft "Ching, Chang, Chong, all night long / Es geht um Chinesen hier in diesem Song / Zweikampfcowboys made in Hong-Kong" singen darf.
Zwischen all dem Kappes gelingt dem Mann, der kam, um zu singen, ein ernstes, politisches Statement. Das eindringliche "Zuhaus" erzählt zeitgleich die Geschichte der Cowboys und der Siedler in ihren Planwägen, wie das Schicksal heutiger Flüchtlinge. "Fuß folgt auf Fuß / Es geht nur geradeaus / Weg von dem was ich kenne / Weg von Zuhaus / Weg von dem was mich ausmacht / Was mich erfüllt / Ein Leben auf Papier / Ungelesen, zerknüllt." Zeilen, die ebenso aus der amerikanischen Historie hallen, wie aus den Erlebnissen der Menschen, die in den letzten Jahren aus Syrien, Afghanistan, Irak und anderen Ländern nach Deutschland kamen. "Ich träumte doch nur für meine Familie und für mich diesen Traum von Frieden und Glück."
Peta übernimmt im Saloon-Stück "Das Schwache Geschlecht" die Hauptrolle und spuckt dem Teufel ins Gesicht. Wer glaubt, dass es im Wilden Westen nur Farmersfrauen und leichte Mädchen gab, wird hier am Ohrläppchen gezogen und eines Besseren belehrt. Die Flintenweiber- und Räuberbräute-Nummer, die leider etwas zu sehr nach "Der Schuh Des Manitu" klingt, erinnert an Calamity Jane, Pearl Hart oder Belle Starr und rückt das schiefe Bild zurecht. "Sie klauten und sie raubten / Traten heftig ins Gemächt / Sagt man dazu wirklich das zarte Geschlecht?" Yee-haw!
Ein letztes Mal blickt Bela B. zurück, bevor er auf seinem "Bastard" in den Sonnenuntergang reitet. Ihm ist es vollkommen egal, ob ihn auf diesem Weg jemand folgt. Dieses Album gehört alleine ihm und seinen schmutzigen Fünf. Ein herrlich eigensinniges Nischenwerk, das auf jedes Zugeständnis das Lied vom Tod pfeift. Blei ist sein Lohn. Adios Gringo!
3 Kommentare mit 4 Antworten
code b war die richtige mischung. das hier geht zuweit..
PS:
endlich ist es soweit, die hosen sind auf spotify.. erst jetz merk ich dass die hosen ja wirklich um einiges schlechter als die ärzte sind, hab die immer auf eine ebene gesetzt.
hosen sind eigentlich die onkelz in weniger dumm
Rod hat den Ärzten einen musikalischen Schub gegeben, vermutlich spielt er neben Bass auch Gitarre im Studio. Bei den Hosen ist der Kuddel der Musikus, aber die Lieder sind halt alle hölzern oder wie unterblich von Ozzy (just want you) geklaut. Obwohl Bela bei weitem nicht die Coolness besitzt, wie er meint. Aber das dummpeinliche des Hosensängers erreicht kaum jemand.
ja find ich genauso
Totaler Fehlkauf. Bye fand ich gut, aber das hier ist zuviel. Mit diesem öden Hörspielgelaber kann ich null anfangen.
hättest dir ja die vorabsingles anhören können dann hättest dir das album erspart
hättest dir ja die vorabsingles anhören können dann hättest dir das album erspart
hättest dir ja die vorabsingles anhören können dann hättest dir das album erspart