laut.de-Kritik
Fröhlicher Bastard aus Country, Skiffle und Indiefolk.
Review von Mathias MöllerBenjy Ferree hat sich lange Zeit auf dem Irrweg der Schauspielerei befunden, bevor er herausfand, dass er eigentlich gerne singen würde. Wie gut, dass er zu dieser Einsicht gekommen ist, mag man schon nach den ersten Tönen von "Leaving The Nest" denken. "In The Countryside", ein fröhlicher Bastard aus Country, Skiffle, Singer/Songwriter und Indiefolk, stellt gleich klar: Ferree möchte unterhalten und seinen Hörern ein Lächeln ins Gesicht malen: "Happy hands are in the air!"
Wer jedoch denkt, der Ostküstensänger verzapfe Hippiescheiße, wird von "Dogkillers!" eines besseren belehrt. Die so großartige wie straighte Rocknummer mit schnarrendem Bass und verzerrten Gitarren verweigert sich jedem bornierten Schubladendenken.
Das melancholisch-verschleppte "A Little At A Time" mit seinem Gepfeife und seiner Country-Violine erzählt eine bittersüße Geschichte vom Verlassenwerden. Die Geige taucht auch in "The Desert" auf, ein schönes Stilmittel, das sich hier schön der schmeichelnden, leicht rauen Stimme Ferrees anpasst. Man kann ihn sich sehr gut als wandernden Sänger vorstellen, als einen modernen Stadt-Barden, wie er bei den Gilmore Girls hin und wieder auftaucht. Ferree vertraut seinen Fähigkeiten so sehr, dass er "Private Honeymoon" als a capella Gospelsänger beginnt, bevor er sich von den schon bekannten Streichern und einem Klavier begleiten lässt. Und immer versprüht er diese leichtfüßige Melancholie: "I get to write fairy tales that never come true".
Eine schön bluesige E-Gitarre eröffnet den Titeltrack, der eine recht eigenwillige Melodie besitzt, die stellenweise an psychedelischen Siebzigerrock erinnert. Und das von einem Sänger, der in seiner Jugend angeblich Bad Brains und Fugazi vergöttert hat. Beschwingt und im oberen Tempobereich angesiedelt folgt das positive Vibrations verbreitende "Hollywood Sign". Ferree hat hier lange gelebt, er muss es wissen, wenn er singt: "Birds fly and rest in between the Y." Für "They Were Here" kehren die Violinen noch mal zurück und der Songwriter wird hier auch gesanglich unterstützt. Eine schöne Akustiknummer ist ihm hier gelungen.
"Why Bother" schlägt in die selbe Kerbe, auch wenn es jetzt wieder mehr in Richtung Countryfolk geht. Äußerst reduziert geht Herr Ferree hier zu Werke, sein Organ begleiten bis zum Refrain lediglich eine Akustikgitarre und eine Mundharmonika. Ab der Hookline setzen die anderen Musiker ein; hier beweist er ein gutes Gespür für Instrumentierung und Arrangement. Ähnlich spärlich endet das Album mit "In The Woods", einer wunderschönen Nummer, die man seiner/m Liebsten als Gutenachtlied spielen möchte. Mit "Leaving The Nest" hat Benjy Ferree ein angenehm abwechslungsreiches Album geschaffen, das sicherlich nicht nur einmal gehört werden will.