laut.de-Kritik
80er, Bodysuits und Backflips.
Review von Lisa RupprechtBenson Boone ist einer dieser jungen Pop-Künstler, die man seit seiner Teilnahme bei American Idol 2021 auf dem Radar hat. Sein neues Album "American Heart" klingt stark angelehnt an die 80er Jahre, mit viel Retro-Vibe und einer Mischung aus Pop-Rock und Balladen. Es macht durchaus Spaß, den Songs zuzuhören, sie sind handwerklich sauber produziert, die Texte sind zum mitsingen okay und stecken voller melodischer Hooks. Trotzdem bleibt das Album letztlich im sicheren Terrain der Radiomusik stecken – abwechslungsarm, konventionell und selten aufregend.
Ein Highlight ist sicher "Mr Electric Blue", das mit seinem Old-School-Charme an die goldenen Zeiten von "Grease" und "Dirty Dancing" erinnert. Auch die bereits vorab veröffentlichte Single "Mystical Magical" punktet mit einem eingängigen Refrain, der sich perfekt für kurze emotionale TikTok-Videos eignet. Allerdings kann das mit dem "Schreien" im Refrain auf Dauer schon nerven, wenn man genauer hinhört.
Was den patriotischen Touch angeht, wirkt das Album eher ratlos. Boone posiert halbnackt auf dem Cover und hält eine amerikanische Flagge, das Album heißt "American Heart" – doch der Inhalt überzeugt nicht als klares Statement. Der abschließende Track "Young American Heart" handelt nicht etwa von amerikanischem Stolz, sondern erzählt von einem Autounfall, den Boone als junger Amerikaner erlebte. Dass er amerikanisch ist, spielt für die Story keine Rolle. So fehlt jegliche Verbindung zum patriotischen Motiv, das man erwartet hätte.
Die Frage bleibt: Will sich Boone mit diesem "American Heart"-Image einfach nur identifizieren oder versucht er ein Statement abzugeben? Wenn ja, bleibt das Album dazu stumm. Die Texte und Sounds wirken eher wie eine Aneinanderreihung sicherer Pop-Formeln, ohne echte Haltung oder Tiefe.
Die Platte ist somit ein solides Pop-Album mit netten 80er-Anleihen, das Fans von eingängigem Radio-Pop gefallen dürfte – mehr aber auch wirklich nicht.
6 Kommentare
Mir schreit der einfach viel zu viel
Schmutz
Dieser Kommentar wurde vor 10 Stunden durch den Autor entfernt.
Zu viele Saltos und peinliches queerbaiting.
Hehe, die Zoomer mit ihren kleinen Schnurrbärten, süß.
"Dass er [der Stolz, Anm. Wiesel] amerikanisch ist, spielt für die Story keine Rolle. So fehlt jegliche Verbindung [des Autounfalls, Anm. Wiesel] zum patriotischen Motiv, das man erwartet hätte."
Bin mir nicht sicher, ob dieser Absatz jetzt sehr zynisch gewesen ist, aber ich erkenne durchaus eine Verbindung. Zudem waren Autobahnen vor einigen Jahren noch der Puls der Zeit, der Ort, an dem die amerikanische Gesellschaft wie Quanten-Neuronen in Bewegung war.