laut.de-Kritik
Unspektakuläre Rocksongs.
Review von Stefan HenzeSchlag auf Schlag geht es im Moment im Hause Begemann. Nachdem vom Hamburger Barden zwei Jahre nichts auf Platte zu hören war, haut er die Alben jetzt im Halbjahrestakt raus. Nach der Solo-Scheibe "Endlich" (2003) und dem Country-Duett mit Ex-Jeremy Days-Frontman Dirk Darmstädter "This Road Doesn't Lead To My House Anymore" (2003) folgt nun "Unsere Liebe Ist Ein Aufstand" (2004).
Allerdings ist Begemann jetzt nicht mehr solo sondern als Bernd Begemann & die Befreiung unterwegs. Befreiung? Wovon? Von seiner vorigen Band Die Antwort? Sicher auch davon, aber leider zusätzlich befreit von vielen kleinen speziellen Begemann-Besonderheiten. Seien es die elektronischen Spielereien oder die kurzen Hörspieleinlagen. "Ja zum Glück weniger Nerviges" werden jetzt die einen sagen.
Aber seien wir ehrlich, einen Bernd Begemann machen neben seinem unvergleichlichen Charme vor allem die bizarren Einlagen zu einem so großartigen Entertainer. Songs wie sie auf "Unsere Liebe Ist Ein Aufstand" zu hören sind, hat er so bereits vorher veröffentlicht. Schöne gerade Rocksongs, die diese Platte zugegebenermaßen überwiegend bietet, sind mit voller Bandbesetzung auch auf "Jetzt Bist Du In Talkshows" (1996) zu hören.
Aber will man Bernd Begemann nur mit Rocksongs hören? Was macht das Besondere an 'Der Befreiung' aus? Ist es eine neue Form von Songwriting, das in der Gruppe einfach besser funktioniert? Nein, denn Titel wie "Ich Habe Nichts Erreicht Ausser Dir" hörte man vorher schon auf seinen Solo-Tourneen. Auch "Unsere Band Ist Am Ende" - übrigens eine köstliche ironische Brechung - ist kein neuer Song. Ich finde keine Antwort auf die Frage nach dem Grund der Band. Zumindest nicht in der Musik.
Versteht mich nicht falsch, die Scheibe ist sicher nicht schlecht. Nur sind die Erwartungen an einen Bernd Begemann mit Band vielleicht etwas höher. Klar, man lächelt wissend bei "SeifenoperSituation", weiß um den beschriebenen Streit, man schaut aus dem Fenster bei "Wir träumen von Liebe" und denkt über verflossene Lieben nach.
Aber nie vergisst man die Gegenwart des CD-Players. Nie blendet sich das rote Lämpchen der Anlage oder die grüne Schrift der Zeitanzeige aus. Die Musik nimmt einen nicht mit. Begemanns aktuelle Platte ist dafür, mit Verlaub, insgesamt einfach zu unspektakulär.
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