laut.de-Kritik

Nahezu jede Zeile des Schweden trifft einen Nerv.

Review von

"So pass me the wine, a cigarette too,
we've about a week and a half to get through"

("People In Love", Art Brut)

Männer neigen dazu, sich ihre Umwelt schön und einfach zu reden, die meisten zumindest. Es soll sogar welche geben, deren Herz noch nicht gebrochen wurde. Und falls doch, schaut Eddie Argos vorbei und man ertränkt die Schmerzen gemeinsam in Alkohol. Es gibt jedoch auch noch diejenigen, die hadern, zweifeln und deren Herz nicht aufhört zu bluten. Zu letzteren gehört Boy Omega, dessen neues Album "Hope On The Horizon" verspricht.

Eine gute Portion Drama schwingt durch das Dutzend Lieder und die Stimmung schwankt ebenso wie die Welt nach ausgiebigem Weingenuss. Bis zu zwölf Musiker versammelte Martin Henrik Gustafsson bei den Aufnahmen um sich, was der Klangdichte an den nötigen Stellen zu Gute kommt. Nachdem der Singer/Songwriter seine Lieder schon mehrfach mit Band vor Publikum spielte, ging die Produktion im Studio und mitunter auch im eigenen Apartment recht leicht von der Hand. So leicht, dass die Songs auch ein wenig Live-Atmosphäre versprühen.

Das facettenreiche Ergebnis pendelt zwischen süßen Popsongs und vor Blues strotzendem Folk. Die Liebe spinnt dabei den roten Faden des Albums, der sich mit jedem Lied fester um das Herz schlingt. Das klingt am Ende weniger verhängnisvoll, vielmehr hinreißend melancholisch. Ähnlich wie bei seinem Bruder Daniel, nur mit mehr Streichern und weniger Bläsern.

Die Klammern bilden "Quest Of Fire" und das achtminütige "True Heaven", die beide mächtig pathetisch in der Herzscheiße rühren. Beide Lieder drehen sich um die Frage, ob es noch Hoffnung gibt. Während Boy Omega dies zu Beginn zu verneinen scheint, behauptet die letzte Zeile des Albums genau das Gegenteil. Zwischen diesen zwei Punkten liegen die alkoholgetränkte Läuterung ("Change Of Plans"), der tanzbare Trotz ("Good Enough For You") und der hitverdächtige Ruin auf der Straße ("Suffocation Street").

Daneben blitzen auch die restlichen Stücke. Nahezu jede Zeile des Schweden trifft einen Nerv oder einen wunden Punkt bei jenen, die grübeln, ob es ein Happy End im Leben gibt. Martin Gustafsson seinerseits schreibt weiter unermüdlich an neuen Liedern, von daher musste das Album auch ein versöhnliches Ende nehmen. Stillstand unmöglich, es muss weitergehen.

Wie Boy Omega allerdings dieses gelungene Album übertreffen will, steht weder am Grund einer Weinflasche noch am Horizont geschrieben.

"All of this wine
that is mixed with my blood
has made me somewhat slow
And I think that I'll stay in tonight
There's probably a good reason why I hide"

("Change Of Plans", Boy Omega)

Trackliste

  1. 1. A Quest For Fire
  2. 2. The Blues And The Bee Sting
  3. 3. Hard Work
  4. 4. Pocket Knife
  5. 5. Suffocation Street
  6. 6. Looking For You In Me
  7. 7. Keep That Flame
  8. 8. Tonight I'm Swimming
  9. 9. Change Of Plans
  10. 10. Good Enough For You
  11. 11. The Good Times
  12. 12. True Haven

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Die Musik seines Bruders ist genial und das, was ich bisher vom ihm selber gehört hab (was leider nicht sehr viel ist, da ich erst kürzlich in meiner The Book of Daniel-Hysterie auf ihn gestoßen bin), hat mir auch sehr gut gefallen, werde mir das Album also definitiv kaufen, wenn wieder Geld auf dem Konto ist.