laut.de-Kritik
Balladesker Pop und Kuschelrock-Kandidaten.
Review von Philipp GässleinDie letzten sechs Jahre von Bryan Adams' Karriere zeichneten sich nicht unbedingt durch überragende Produktivität aus. Auf gerade mal einen Soundtrack hat es der Kanadier neben der Veröffentlichung seiner Best Of gebracht. Nun erscheint "Room Service" und drängt mit einer Gesamtspielzeit von 37 Minuten selbst eingeschworenen Fans die Frage auf, ob denn nun in der Kürze die Würze liegt oder einfach die Luft raus ist.
Soll ein Musiker, der seinem Stil über zwei Jahrzehnte hinweg mehr oder weniger treu geblieben ist, überhaupt Innovation zeigen? Bryan Adams präsentiert sich gezähmt auf der neuen Platte. "East Side Story" und besonders "This Side Of Paradise" kommen schleppend und ein wenig emotionslos daher, "Flying" wirkt wie die unabhängig gewordene zweite Strophe vom Kitschklassiker "I Am Sailing". Autsch.
Bryan Adams scheint die beiden elementaren Pole seines Schaffens mehr und mehr miteinander verknüpfen zu wollen: Der balladeske Pop auf der Akustikklampfe vermischt sich bei nahezu jedem Stück auf mehr oder minder gelungene Weise mit den Kuschelrock-Sampler-Kandidaten.
Aus diesem doch recht homogenen Songbrei, der sich völlig schmerz-, aber leider auch recht freudlos zigmal hintereinander durchhören lässt, sticht kaum ein Titel heraus. Auf eine echte Softrockperle in der Tradition von "Summer Of 69", wie sie eigentlich jedes seiner Vorgängeralben auszeichnete, wartet man vergebens. "Not Romeo, No Juliet", "Right Back Where I Started From" oder "I Was Only Dreamin'" wären noch die aussichtsreichsten Kandidaten, ihnen gehen jedoch die Eingängigkeit und der Ohrwurmcharakter ab.
Das Album ist in Adams' Hotelzimmern während seiner letzten Tournee entstanden, wie uns Titel und Booklet stolz offenbaren. Warum das so ist, verraten sie uns nicht. Ein zusätzliches halbes Jahr zu warten, wäre den meisten Fans sicher lieber gewesen als dieser, pardon, lieblos inszenierter Einheitsbrei auf eine gute halbe Stunde gestreckt. Das Album braucht sich zwar nicht zu verstecken, ist aber dennoch definitiv kein Muss in der wohlsortierten Plattensammlung. Und das ist nach sechs Jahren einfach zu wenig. Selbst wenn man Adams heißt und das Werk sich so oder so gut verkauft.
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