laut.de-Kritik

Die schöne Spanierin auf den Spuren einer mexikanischen Legende.

Review von

Ein Referenz-Werk, das aber nicht wie ein handelsübliches Tribut-Album klingt: dieser seltene Glücksgriff gelingt Concha Buika auf prägnante Weise mit "El Último Trago". Ihre Interpretationen von Titeln der mittlerweile 91 Lebensjahre zählenden mexikanischen Sängerin Chavela Vargas entpuppt sich als außergewöhnliches Hörvergnügen, das gekonnt Latin, Jazz und Flamenco-Elemente zu einem runden Ganzen vereint.

Die beiden gut gewählten Einstiegs-Tracks "Soledad" und "Sombras" bestechen neben ihrem südamerikanischen Flair besonders mit unaufgeregtem und mit Noblesse zelebriertem Jazz. Der Bolero schleicht sich mit ein, doch hat all das bei Buika nie etwas mit vordergründigen Klischees zu tun. Ganz im Gegenteil: fernab von kontinentaleuropäischem Hausgebrauch atmet sie die echte, die tatsächliche lateinamerikanische Seele.

Neben der Haupt-Protagonistin hat der Grammy-dekorierte Pianist Chucho Valdéz natürlich gleichfalls einen Löwenanteil an der Stimmigkeit der Songs. Seine meisterlichen Piano-Akkorde stellen nie bloße Dekoration dar. In gewisser Weise gibt er hier den stilvollen Gastgeber an der Eingangstür, bis dann Buika ihr opulentes Mahl dem Hörer reicht. Und die gewählten Zutaten harmonieren bestens, wenn eine spanische Sängerin in einem kubanischen Aufnahme-Studio die Songs einer mexikanischen Legende zelebriert.

Eleganz und Entspanntheit dominieren Einspielungen wie "Se Me Hizo Fácil", die ein prächtiges Beispiel dafür abgeben, dass es für bessergestellte Bars und Louges qualitativ allerlei mehr und Besseres zu entdecken gilt als die üblichen spanisch-lateinamerikanisch angehauchten Klischees. "Luz De Luna" lässt einer verspielten Jazz-Trompete freien Auslauf, und auch hier gilt: statt knalligem, vordergründigten Blech bleibt es hier bei wissendem Understatement, das dank seiner Finger- und Sangesfähigkeiten um so packender Akzente setzt.

Buikas Interpretationen gehen trotz der Sprachbarriere stärker unter die Haut als so manch (englisch-) verständiger Titel.Besonders faszinierend dabei Buikas Stimme: sie klingt oft rauh und zerbrechlich - aber gleichfalls kraftvoll und mit unter die Haut gehender Intensität.

Eine eindrucksvolle kehlige Intonation vollführt sie auf "Las Ciudades". Handgemachte Schlichtheit dominiert die Titel, ohne dabei aber karg oder gar spartanisch zu klingen. Auf "El Andariego" verabschieden Trompeten den Song, was im Gesamt-Kontext schon eine recht üppige Arrangement-Ausstattung darstellt.

Die Kunst Buikas besteht darin, scheinbare Nischenmusik einer gänzlich anderen Kultur in einer nie überfordernden Präsentation spannend und intensiv zu gestalten. Das gelingt ihr - gerade dank der einfühlsamen Parts von Chucho Valdéz - auf großartige Weise.

Trackliste

  1. 1. Soldedad
  2. 2. Sombras
  3. 3. Las Ciudades
  4. 4. Cruz De Olivido
  5. 5. El Andariego
  6. 6. En El Útimo Trago
  7. 7. Se Me Hizo Fácil
  8. 8. Un Mundo Raro
  9. 9. Las Simples Cosas
  10. 10. Somos
  11. 11. Luz De Luna
  12. 12. Vámonos

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